Darmstadt verliert in Leipzig: Bitter, bitter, bitter

Wahnsinn. Unfassbar. Unglaublich. Was sich an diesem lauen April-Abend im Leipziger Westen abgespielt hat, dürfte allen Menschen im Stadion noch lange in Erinnerung bleiben – ob positiv oder negativ, hängt vom Blickwinkel ab.Rückblende: Es läuft die 93. Spielminute, es ist die letzte Aktion des Spitzenspiels RB Leipzig gegen Darmstadt 98, es steht 1:1. Es gibt noch einmal Eckball für die Gastgeber, auch Torhüter Fabio Coltorti kommt mit nach vorne. Das ist in solch einer Situation üblich, ein zusätzlicher Mann im gegnerischen Strafraum kann für Unordnung sorgen. Der Ball kommt herein, fällt nach einem Kopfballduell vor die Füße Coltortis und der versenkt aus kürzester Distanz zum Siegtreffer.

Darmstadts Defensive steht

Völlige Ekstase auf Leipziger Seite, die Darmstädter sacken in sich zusammen – welch ein Drama. Dabei hatten die „Lilien“ beste Karten, die Partie für sich zu entscheiden. In der ersten Halbzeit gelang den Gästen zwar offensiv kaum etwas, dafür stand die Defensive kompakt, bis auf Yordi Reynas guten Schuss (7. Minute) kam kaum einmal etwas Zwingendes auf das Tor von Christian Mathenia. Im zweiten Durchgang erhöhte Leipzig noch einmal die Intensität, machte durch die hochstehenden Innenverteidiger das Spielfeld sehr eng und versuchte sich wahlweise durch lange Bälle auf die schnellen Außenspieler oder mit kurzen, schnellen Kombinationen in den Darmstädter Strafraum zu kombinieren. Meist vergeblich, oft konnten die „Lilien“ den letzten Ball abwehren. Und die Gäste legten in der 77. Minute ihrerseits die Führung vor, der eingewechselte Sirigu schickte Kempe auf die Reise und der passte scharf vor das Tor, wo Hanno Behrens einschoss. Bis hierhin ging der Plan von Lilien-Coach Dirk Schuster auf, der erste vernünftig ausgespielte Konter saß. Doch Leipzig konnte zwei Minuten später zurückschlagen: Brégerie schoss Leipzigs Außenverteidiger Klostermann an, und von dessen Bein prallte der Ball unhaltbar ins Tor – 1:1.

„Die bitterste Niederlage“

Nun begann eine wilde Schlussphase, in der Leipzig alles nach vorne warf, alles riskierte. Immer weiter drängten sie die „Lilien“ zurück, die durch Konter in Person von Sirigu zweimal die dicke Möglichkeit zum Siegtreffer hatten (85., 90.+1). „Wir haben alles reingeworfen und den Kampf angenommen“, sagt Sirigu selbst. Doch mit der letzten Aktion konnte Leipzig doch noch zum Sieg einschießen und bleibt somit im Rennen um die Aufstiegsplätze: RB hat nun 47 Punkte, Darmstadt 50.

„Das war eine der bittersten Niederlagen, die ich jemals erlebt habe“, sagt Jerôme Gondorf nach einer unruhigen Nacht. „Wir haben ein super Spiel abgeliefert, haben die Möglichkeit wieder in Führung zu gehen und bekommen letztendlich zwei bittere Gegentore.“ Leipzig hat in dieser Partie alles riskiert und alles gewonnen – und hat das Momentum erstmal auf seiner Seite. Darmstadt kann am kommenden Samstag gegen Kaiserslautern die direkte Antwort geben. Bis dahin sollte auch der bittere Beigeschmack vergangen sein. Zumindest ein wenig.

FOTO: GEPA Pictures

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"