Dimitrij Nazarov: Vom Reservist zum Hoffnungsträger

Die Länderspielpause blieb auch im Erzgebirge nicht ungenutzt, die Mannschaft von Domenico Tedesco spielte am Freitagabend im Rahmen eines Testspiels gegen den weißrussischen Erstligisten FK Dinamo Brest, Endstand 0:0. Dabei musste Tedesco auf seinen aktuell verlässlichsten Mann verzichten: Dimitrij Nazarov forderte mit der Nationalmannschaft Aserbaidschans in Baku keinen Geringeren als die Weltmeister um Joachim Löw.

Im Winter schon fast aussortiert

Die Hinrunde lief für den Neuzugang vom Karlsruher SC mehr als enttäuschend, obwohl er von vielen Spielern die meiste Zweitligaerfahrung hatte, konnte sich „Dima“ nicht in den Vordergrund spielen, gerade einmal 480 Minuten stand er für die Veilchen in der Liga auf den Platz. Der Wunschspieler von Pavel Dotchev galt schon als großer Transferflop. Weder auf den Außen, noch im Zentrum konnte der 26-Jährige seine Qualitäten zur Entfaltung bringen und während im Januar einige Kicker den FCE verließen, kamen auch Gerüchte auf, wonach Nazarov Angebote aus Aserbaidschan hätte. Doch Nazarov wollte sich durchsetzen und blieb im Erzgebirge.

Eiskalt vom Punkt

Gegen Heidenheim platzte dann der Knoten, als Einwechselspieler fasste sich Nazarov ein Herz und schoss die Veilchen zum ersten Heimdreier seit August. Der Bann schien gebrochen, doch den Durchbruch schaffte Nazarov erst in Braunschweig, wieder als Einwechselspieler. Nach einer schwachen ersten Halbzeit beflügelte Nazarov das Offensivspiel der Veilchen und war zur Stelle als Schiedsrichter Lasse Koslowski den Auer ihren ersten Strafstoß der Saison zusprach. Nazarov trat an und verwandelte sicher, der neue Elfmeterschütze im Erzgebirge war gefunden und musste auch gegen Dresden, Karlsruhe und Bochum Nervenstärke beweisen. Fünf von acht Auer Toren der Rückrunde erzielte Nazarov, vier davon vom Punkt. Auch wenn Nazarov immer noch nicht der spielerische Garant im Auer Sturm ist, so ist er doch derjenige der derzeit im Veilchendress den Unterschied ausmacht. Dank seiner Abgeklärtheit bleiben die Auer im Kampf um den Klassenerhalt dran. Vor allem da Top-Torjäger Pascal Köpke in den letzten Wochen schwächelte und das Auer Offensivspiel immer noch nach der zündenden Idee sucht. Vielleicht ums besser, dass die Veilchen während der Länderspielpause auf ihn verzichten müssen, jetzt können sich auch andere wieder in den Vordergrund spielen.

Aserbaidschan gegen Deutschland

Im Winter nur noch Reservist, jetzt Stammspieler und Hoffnungsträger, das war auch den Nationaltrainer Aserbaidschans Robert Prosinecki nicht entgangen, gegen die deutsche Nationalmannschaft setzte der Kroate die kompletten 90 Minuten auf Nazarov und wurde nicht enttäuscht. Vom Abstiegskampf in der 2. Bundesliga in die WM-Qualifikation gegen den amtierenden Weltmeister, Nazarov schien das keine Probleme zu bereiten. Im Gegenteil der 26-Jährige war mit Abstand der beste Blaue auf dem Spielfeld, sorgte immer wieder für Unruhe, setzte sich gegen die Weltmeister in vielen Zweikämpfen stark durch und in der 31. Minute markierte Nazarov den zwischenzeitlichen Ausgleich, der erste Gegentreffer für die DFB-Auswahl seit der EM im vergangenen Sommer. Doch über die Qualitäten von Aues Elfmeterschützen hätte das Trainergespann um Jogi Löw eigentlich bestens informiert sein müssen, schließlich sitzt Torwarttrainer Andreas Köpke regelmäßig auf der Auer Tribüne um sich die Spiele der Veilchen und seines Sohnes Pascal anzusehen.

Schwung für den Abstiegskampf

Am kommenden Freitag wird Nazarov wieder im Erzgebirge gebraucht, das nächste Kellerduell steht auf dem Programm und mehr denn je braucht die Mannschaft einen Offensivmann mit ordentlich Selbstvertrauen. Tedesco hat mit einem neuen System die Löcher in der Auer Abwehr geflickt, doch auf Kosten der Offensive, auch gegen den weißrussischen Erstligisten ging nach vorne nicht viel. Wenn Aue die Klasse halten möchte, braucht es mehr als einen zielsicheren Nazarov, auch gegen den FC St. Pauli sind die Veilchen zum Siegen verdammt und dürfen sich keine Schwächephasen mehr leisten

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