Drei Gründe für den Kieler Höhenflug

Mit dem 3:0 gegen den VfL Bochum am vergangenen Wochenende hat Holstein Kiel für einen neuen Rekord in der zweiten Liga gesorgt. Noch nie zuvor gelang es einem Aufsteiger ins Fußball-Unterhaus, von den ersten neun Begegnungen ganze sechs für sich zu entscheiden. Zur Belohnung gehen die Störche als Tabellenzweiter in die rund zweiwöchige Länderspielpause. Doch wie kam es zu diesem starken Start der Kieler? liga2-online.de betreibt Ursachenforschung.

Funktionierende Offensive und ein wiedererstarkter Marvin Ducksch

25:4 Torschüsse, 9:1 Ecken, 61 Prozent Ballbesitz, 83 Prozent Passquote - der 3:0-Erfolg gegen den VfL Bochum war in jeder Hinsicht verdient und zeigte wieder einmal, was für eine starke Offensive Holstein Kiel sein Eigen nennen darf. Mit 21 Toren stellen die Störche derzeit den torgefährlichsten Angriff der Liga und knüpfen damit nahtlos an die vorangegangene Saison an, als in der 3. Liga nur Jahn Regensburg häufiger den gegnerischen Kasten traf. Zentrale Figur ist dabei Marvin Ducksch. Auch wenn der 23-jährige Mittelfeldspieler gegen Bochum nicht in der Liste der Torschützen auftauchte, profitieren die Störche doch enorm vom Leistungssprung des ehemaligen U18-Nationalspielers, der seit Januar 2017 als Leihspieler vom FC St. Pauli bei den Kielern kickt. Sowohl bei Borussia Dortmund als auch bei St. Pauli etwas auf dem Abstellgleis gelandet, verhalf Ducksch den Kielern zunächst mit fünf Treffern zum Aufstieg und hat auch in dieser Spielzeit schon wieder fünf Tore auf dem Konto. In der mannschaftsinternen Torschützenliste belegt er damit zusammen mit Dominick Drexler den ersten Platz.

Die Euphorie der Serie

Bereits in der Rückrunde der vergangenen Drittligasaison zeigte sich, dass dort in Kiel etwas zusammenwächst. Nur zwei von 19 Spielen wurden verloren, die Rückrundenmeisterschaft mit starken 39 Punkten gewonnen. In der eigentlichen Handball-Hauptstadt Kiel sind auch die Fans wieder Feuer und Flamme für ihre KSV Holstein. 10.000 Zuschauer kamen zur Aufstiegsfeier auf den Rathausplatz und sind seitdem auch im Schnitt bei jedem Heimspiel der Kieler in der zweiten Liga dabei. Zwischenzeitlich musste sogar die Grundstatik des Stadions überprüft werden, da sich unter den hüpfenden Fans eine Bodenplatte auf der Tribüne verformt hatte. Seit dem 1:2 in Osnabrück im März, haben die Störche von 34 Liga-, Pokal-, und Testspielen unter Erfolgstrainer Markus Anfang nur zwei Spiele verloren. Das alles schafft Selbstvertrauen und beflügelt die Mannschaft bei ihren Auftritten in der neuen Liga. Die Gegner dürften spätestens jetzt begriffen haben, dass gegen Kiel jede Menge Arbeit auf sie wartet.

Geduldige Aufbauarbeit seit vielen Jahren

Um den sportlichen Aufstieg der Kieler in Gänze zu verstehen, muss allerdings auch ein Blick in die Vergangenheit geworfen werden. Noch 2008 träumte der Verein vom großen Erfolg und verpflichtete mit Falko Götz und Andreas Thom ein Trainer-Duo, das den Verein bis 2012 in die Zweitklassigkeit führen sollte. Der ambitionierte Plan schlug fehl und endete mit einem Prozess vor dem Arbeitsgericht, bei dem Götz mit einer Summe von 750.000 Euro abgefunden werden musste. Eine Zäsur für Kiel, die beispielsweise in Person von Geschäftsführer Wolfgang Schwenke fortan nicht mehr in große Namen, sondern in eine langfristige Aufbauarbeit investierten. So entstand beispielsweise ein modernes Trainingszentrum mit zahlreichen Rasenplätzen, einer Sporthalle und Krafträumen in Stadionnähe. Beim Kader wurde von nun an auf eine große Ausgeglichenheit von älteren, erfahreneren und jungen, entwicklungsfähigen sowie hungrigen Spielern gesetzt, denen in Kiel aber auch die Zeit gelassen wird, um zu wachsen. So geht es im Hohen Norden seit 2013, als der Verein noch in der Regionalliga spielte, stetig voran, ohne dass aber der große Erfolgsdruck da wäre. Auch Rückschläge wie die verlorene Relegation gegen 1860 München vor zwei Jahren, wie die darauffolgende schwächere Saison in der dritten Liga warfen den Verein nicht  zurück. Das macht Hoffnung für diese Spielzeit, dass die Kieler auch im Falle einer schwächeren Phase gefestigt sind und vielleicht sogar bis zum Saisonende eine gute Rolle werden spielen können.

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