Erzgebirge Aue: Tedescos To-do-Liste

Domenico Tedesco ist der neue Cheftrainer beim FC Erzgebirge Aue, mit viel Vorschusslorbeeren kommt der ehemalige Trainer der Hoffenheimer und Stuttgarter U19 ins Lößnitztal und muss bei seiner ersten Station im Herrenbereich gleich ein mittleres Fußballwunder vollbringen. Aue steht auf dem letzten Tabellenplatz und hat schon fünf Punkte Rückstand auf den FC St. Pauli.

Ziel bleibt der Klassenerhalt

Noch ist der Abstand zum rettenden Ufer klein, mit einem Sieg gegen den KSC am Freitag könnte der FCE schon auf Rang 16 springen. Die kommenden Wochen werden über das Schicksal des Vereins in der 2. Bundesliga entscheiden. Tedesco bekommt keine Schonfrist und muss direkt Erfolg haben, um das Primärziel Klassenerhalt zu erreichen. Doch auch mit dem Ernstfall plant man in Aue, Tedesco bekommt einen Vertrag bis 2018, soll also auch bei einem Abstieg bleiben.

Die sportlichen Problemzonen

Das Grundprinzip des Erfolgs im Fußball ist ja simpel: Schieße mehr Tore, als du bekommst! Mit gerade einmal 23 eigenen Treffern und 42 Gegentoren scheint die Auer Mannschaften sowohl in der Abwehr, als auch im Sturm immense Probleme zu haben. Vor allem Standards erwiesen sich in den letzten Spielen als echte Schwachstelle: Die eigenen landeten im Niemandsland, die gegnerischen flogen Veilchen-Keeper Martin Männel buchstäblich um die Ohren. In der Abwehr hat der 31-Jährige jedoch wenig Möglichkeiten, gerade einmal sechs Verteidiger stehen im Kader des FCE. Auch mental schwankt die Mannschaft zwischen Auf- und Hingabe, in den Köpfen muss der neue Trainer die Blockaden lösen, mangelt es doch bei allen am nötigen Selbstvertrauen. Zudem fehlt Aue die zweite Offensivwaffe, wenn es einer Mannschaft gelingt Torjäger Pascal Köpke zu decken, ist die größte Auer Gefahr gebannt. Tedesco wichtigste Aufgabe dürfte es sein, das Angriffsspiel des FCE variabler und effektiver machen, die nötigen Offensivspieler hat Aue, Mario Kvesic und Cebio Soukou sind genauso gefordert, wie Neuzugang Albert Bunjaku. Selbstvertrauen, Spielidee, Einsatz, Wille, Kampf und Konstanz, all das muss Tedesco der Mannschaft einimpfen und entfachen. Nur dann können die Veilchen im Abstiegskampf noch mitreden.

Die internen Problemzonen

Die sportliche Talfahrt ist allerdings nicht das größte Problem, dass den Verein zurzeit beschäftigt. Schon die ganze Saison herrscht Unruhe im und um den Verein, die Auseinandersetzungen zwischen der Vereinsführung, den Sponsoren und aktiven Fans werden längst nicht mehr intern geführt. Die Personalpolitik und Öffentlichkeitsarbeit der Vereinsführung in den letzten Monaten stieß auf scharfe Kritik aus dem Fanlager. Erst Anfang der Woche machten sich einige Anhänger erneut Luft und hängten mehrere Plakate in der Stadt auf, in denen sie den Rücktritt von Präsident Helge Leonhardt, samt Vorstand und dem Geschäftsführer Michael Voigt forderten. Eine Aktion, die in der aktuell angespannten sportlichen Situation alles andere als förderlich ist. Tedesco täte gut daran, in diesem Konflikt keine Partei zu ergreifen und den Fokus voll und ganz auf die Mannschaft und die Liga zu legen.

Etwas Nostalgie

Mit 31 Jahren dürfte Domenico Tedesco nicht der jüngste Cheftrainer sein, den Aue je hatte. Ende der 50er Jahre verpflichteten die Auer den 31-jährigen Gerhard Hofmann, bis dahin ein unbeschriebenes Blatt. Auch damals steckte der Verein (damals noch SC Wismut Karl-Marx-Stadt) im Keller fest, Hofmann holte in seinem ersten Jahr noch einen starken vierten Platz, im Europapokal der Landesmeister ging es mit ihm bis ins Viertelfinale. Schon im nächsten Jahr führte er die Oberligamannschaft zur Meisterschaft, die zweite in der Wismut Vereinsgeschichte. Kein schlechtes Omen, für den neuen Mann an der Auer Seitenlinie.

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