Aue: Wenn Leonhardt kritisiert, dann "halt auch etwas lauter und präziser"

Fußball-Profis beim FC Erzgebirge Aue müssen sich warm anziehen, wenn es nicht rund läuft - denn dann kommt die Kritik von ganz oben. FCE-Präsident Helge Leonhardt lebt die Rolle des Chefs aus, was zuletzt nach zwei Heimpleiten in Folge zu spüren war. Daraufhin holte sich Aue den Klassenerhalt, wodurch sie einen bekannten Fluch im Erzgebirge durchbrachen.

Kein Abstieg nach fünf Jahren

"Es wurde uns ja von allen Seiten zugetragen, dass wir dazu neigen, nach fünf Jahren wieder abzusteigen", berichtet der 62-Jährige im "Kicker"-Interview und spielte damit auf den vermeintlichen Abstiegsfluch der Veilchen an. Von 2003 bis 2008 und von 2010 bis 2015 spielten die Auer zweitklassig, bevor es in die 3. Liga ging. Nach dem direkten Aufstieg vor fünf Jahren wäre es nun wieder soweit gewesen, doch der FCE hat seit dem 2:0-Sieg gegen Braunschweig den Klassenerhalt sicher. "Ich halte mich an die Realität, und die haben wir bravourös gemeistert", so Leonhardt zufrieden.

Allerdings war der FCE-Präsident seinem Team nicht durchgehend wohlgesonnen. Nach zwei Heimniederlagen gegen St. Pauli und Nürnberg nahm der Klubboss die Zügel auch gerne selber in die Hand: "Wenn du zwei Matchbälle leichtfertig durch zwei Heimniederlagen in den Sand setzt, darf der Präsident schon einmal Kritik üben. Die ist dann bei mir halt auch etwas lauter und präziser. Da baue ich mal Druck auf, das ist im Leistungs- und Profisport so." Die Profis der Veilchen brauchen entsprechend ein dickes Fell - und das haben sie, denn vier Punkte aus den letzten zwei Spielen und der sichere Klassenerhalt folgten. Angesichts der Schwierigkeiten durch die Corona-Pandemie machte das den FCE-Präsidenten besonders stolz.

"Geld sitzt nicht so locker"

"So alleine im Stadion zu sitzen, kotzt mich ehrlicherweise ganz schön an", ließ Leonhardt einblicken, dass er sich nicht an die Situation gewöhnen kann, die seit über einem Jahr in den deutschen Fußball-Stadien herrscht. Weiterhin wünscht er sich eine baldige Fan-Rückkehr, falls "man das Impfen zahlenmäßig in den Griff bis Sommer bekommt". Dann rechnet der 62-Jährige mit einem "schlagartig bessern" der Situation - für Fans genauso wie für Sponsoren. Denn genauso, wie im sportlichen Bereich, stellt der Präsident seinen Verein auch im finanziellen Bereich stets auf den Prüfstand. "Wenn ich das nicht tun würde, bestünde die Gefahr, dass wir jämmerlich absaufen", argumentierte Leonhardt seine zeitweilige Härte, die er dann manchmal zeigt. Bekannt ist bereits, dass der FCE bis zum 15. September einen Liquiditätsnachweis von 2,8 Millionen vorbingen muss.

Ist der Klub dadurch zum Verkauf von Leistungsträgern gezwungen? Elf-Tore-Mann Florian Krüger ist jedenfalls begehrt. "Doch er kostet auch den einen oder anderen fetten Euro. Das Geld sitzt nicht so locker wie vor Corona", verdeutliche Leonhardt, dass das Interesse durch die sportliche Entwicklung gestiegen ist. Er würde den Stürmer trotzdem nur ungerne verkaufen, versichterte aber auch, dass "wir einen adäquaten Ersatz finden" werden, falls es dazu kommt. Mit seinem wachsamen Auge wird der 62-Jährige wohl auf jede Eventualität vorbereitet sein.

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