Capretti startet bei Dynamo: "Lass uns das Potential mal rausholen"

Bei seiner Vorstellung musste alles ganz schnell gehen, denn bei der SG Dynamo Dresden stand bereits die erste Trainingseinheit unter Guerino Capretti auf dem Programmplan. Mit einer klaren Vorstellung vom Fußballspielen will der 40-Jährige das Potential der Sachsen abrufen - und das, obwohl er vor zwei Wochen noch im Abstiegskampf der 3. Liga steckte. Doch Capretti fühlte sich schon wieder voller Energie.

"Je schneller, desto besser"

Zweimal machte Guerino Capretti der SGD das Leben bereits schwer, als er mit dem SC Verl in der 3. Liga antrat. Dresden behielt in beiden Fällen die Oberhand, doch das Potential des ostwestfälischen Cheftrainers blieb SGD-Sportgeschäftsführer Ralf Becker nicht verborgen. Jetzt holte Dynamo den Fußballlehrer aus dem Abstiegskampf der 3. Liga ins Rennen um den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga - um das Potential, das auch in der SGD schlummert, zu wecken.

"Ich habe schon eine kleine Anekdote", gab Capretti daher bei seiner Vorstellung in der Pressekonferenz am Mittwochnachmittag bekannt. "Ich habe gerade schon einen Spieler getroffen, der sagte als allererstes zu mir: 'Hier steckt Potential drin'. Da sagte ich: 'Ja, okay. Dann lass uns das mal rausholen und auf den Rasen bringen.'" Skepsis, dass der 40-Jährige ohne Zweitliga-Erfahrung der richtige Mann ist, hatte Ralf Becker nicht. "Ich sehe überhaupt kein Risiko in der Personalie. Wir versuchen immer, eine Struktur zu schaffen", legte der Sportgeschäftsführer großen Wert auf die Entwicklung bei der SGD. Die habe Capretti mit deutlich geringeren Mitteln in Verl bewiesen - obwohl die Ostwestfalen vor zwei Wochen ihrerseits die Reißleine zogen.

Lange zögern musste der Übungsleiter bei der Dresdner Anfrage trotzdem nicht. Aus einem bestimmten Grund: "Je schneller, desto besser ist es doch. Je schneller ich hier bin, desto schneller kann ich Impulse setze und desto schneller können wir zusammenfinden." Außerdem entkäme er so schneller den ungewohnten Haushaltsaufgaben der letzten zwei Wochen im Hause Capretti, scherzte der neue SGD-Coach.

Kommunikativer und fordernder Trainertyp

Dem gelernten Pädagogen, der neben seiner Trainerkarriere auf Lehramt studierte, reichten zwei WOchen zur Erholung. In Dresden will Capretti jetzt anpacken. "Heute wird Fußball gespielt", kündigte der 40-Jährige für seine erste Trainingseinheit an - und leitete damit auf sein generelles Vorhaben über. "Ich möchte einfach diesen spielerischen Ansatz hier reinbringen, den ich mag und für den ich stehe." Damit würde er sofort beginnen, indem er auch viele Gespräche mit dem Trainerstab und den Spielern führe. Doch eines machte Capretti direkt zu Beginn unmissverständlich klar: "Fußball wird gespielt, um Tore zu schießen."

Und gerade daran scheiterte zuletzt Vorgänger Alexander Schmidt, für dessen Arbeit sich Ralf Becker noch einmal ausdrücklich bedankte. Letztlich waren jedoch drei Tore in den bisherigen Spielen des Jahres zu wenig. "Man muss immer schauen, ob man ein gutes Gefühl für die Zukunft hat", bemerkte der Sportgeschäftsführer und erklärte, dass das manchmal ein Wochengeschäft sei - und deswegen nicht schon in früheren Schwächephasen, wie beispielsweise im November, reagiert wurde. "Wir waren der Meinung, dass wir jetzt eine Veränderung brauchen", betonte Becker, der die SGD selbstbewusst im kommenden Jahr als Zweitligist sieht.

Mit einem kommunikativen und fordernden Trainertyp, wie Capretti sich selbst beschrieb, setze man nun den nötigen Impuls. Und Capretti blieb im Rahmen seiner Fachwahl während des Studiums vorbereitet: "Ich habe alles, was man für den Abstiegskampf braucht: Sport, Mathematik und katholische Religion." Ein Stoßgebet wird der 40-Jährige jedoch anhand der verfügbaren Potentials wohl hoffentlich nicht brauchen, werden die SGD-Fans denken.

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