St. Pauli zwischen gesenktem Budget und gesteigerten Hoffnungen
Die Bilanz des FC St. Pauli nach fünf absolvierten Spieltagen liest sich gut: Zwei Punkte pro Partie fuhren die Hamburger bislang ein. Damit belegen sie aktuell Rang Vier. Dabei waren die Erwartungen an das Team angesichts der verkorksten Vorsaison und der vielen Abgänge eher herunter- als hochgeschraubt worden. Ein Garant des Aufschwungs hat den Verein aber inzwischen verlassen und damit das Transferkarussell noch einmal ordentlich in Fahrt gebracht. Ein Zwischenfazit aus Hamburg.
Die vergangene Saison beim FC St. Pauli war zäh wie Kaugummi. Nicht nur trieb das Abstiegsgespenst bis zum Schluss sein Unwesen, die Spielweise der Braun-Weißen bot Magerkost par excellence. Einige Fans monierten bereits, dass Einsatz allein nicht reiche, um in der Liga zu bestehen. Nach dem Umstieg auf Ewald Lienen als Trainer kehrte zumindest ein erkennbares System zurück ans Millerntor. Dieses war vor allem darauf ausgelegt, Tore zu verhindern. Das Konzept ging auf. Nach miserablem Start wurde der Klassenerhalt am Ende doch noch geschafft.
Zur neuen Saison sollte vor allem in der Offensiv-Abteilung nachgebessert werden. Doch während Spieler um Spieler im Sommer den Verein verließ, blieb die große Sause auf der Habenseite aus. Zwar kam Flügelflitzer Ryo Miyaichi ablösefrei vom FC Arsenal, doch der Japaner zog sich noch vor seinem ersten Pflichtspiel einen Kreuzbandriss zu und fällt ein halbes Jahr aus. Bis kurz vor Toreschluss des Transferfensters wurde lediglich die Leihe mit Waldemar Sobota um ein weiteres Jahr verlängert.
St. Pauli kommt gut aus den Startlöchern
Angesichts der widrigen Umstände waren die Leistungen der Kiezkicker zu Saisonbeginn umso erstaunlicher. Nach einem mauen 0:0-Auftakt gegen Liga-Neuling Arminia Bielefeld, bekamen die Fans ab sofort einen ungewohnten Offensivdrang ihrer Mannschaft zu bestaunen. Erst gewann die Lienen-Elf 2:1 beim Karlsruher SC, der sie vergangene Saison noch 0:3 abgespeist hatte. Anschließend brachten sie beim 3:2-Erfolg gegen Greuther Fürth das Stadion zum Kochen, bevor sie weitere drei Punkte beim Ligakrösus aus Leipzig entwendeten. St. Pauli versprühte regelrecht Spielfreude und verkaufte sich auch beim 1:4-Pokal-Aus gegen Borussia Mönchengladbach teuer. Weder die Posse um Armando Coopers Nicht-Erscheinen zum Training samt anschließender Suspendierung, noch die mehrmalige Umformierung der Verteidigung vermochten die Erfolgswelle zu dämmen.
Insbesondere Marc Rzatkowski und Marcel Halstenberg hatten einen großen Anteil an der klar erkennbaren Leistungssteigerung der Mannschaft. Die 0:1-Pleite beim FSV Frankfurt schlägt dabei nur wenig ins Gewicht. Die Auftritte der beiden trüben jedoch ein wenig über das immer noch schwächelnde Sturmzentrum der Braun-Weißen hinweg. Lennart Thy ist zwar gut ins Spiel integriert, ackert viel für die Mannschaft, doch mit nur einem Treffer in sechs Spielen ist seine Torausbeute ausbaufähig. Hinzu kommt, dass Halstenberg den Verein inzwischen in Richtung Leipzig verlassen hat. Immerhin stolze drei Millionen ließ sich RB die Dienste des 23-Jährigen kosten.
Vier Neuzugänge brennen auf Startelf
Der Erlös spülte frisches Geld in die klammen Kassen der Kiezkicker, die aktuell Verbindlichkeiten in Höhe von über 20 Millionen drücken. (Die Millionenlast ist stark dem Umbau des Millerntor-Stadions geschuldet, das diese Saison nach acht Jahren Bauzeit fertiggestellt wurde.)
Obwohl das Geld nicht komplett Investitionen in den Kader diente, reagierte St. Pauli prompt. Kurz vor Ende der Transferperiode stießen Rechtsaußen Fafa Picault sowie die Innenverteidiger Marc Hornschuh und Davidson Drobo-Ampen zum Verein. Zuvor wurde bereits Linksaußen Jeremy Dudziak von Borussia Dortmund verpflichtet, der durch seinen Kurzeinsatz gegen Frankfurt bereits ein Pflichtspiel auf dem Konto hat.
Die anschließende Länderspielpause gab den Neuzugängen nun die Gelegenheit, sich in die Mannschaft einzufinden und sich für das Spiel am Montag gegen den MSV Duisburg (20:15 Uhr) zu empfehlen. Picault machte bereits mit seinem Treffer bei einem Freundschaftsspiel gegen den BVB (1:2) auf sich aufmerksam. Die Vorlage kam von Dudziak. Trotz der Niederlage scheint es angesichts des Gegners (auch ohne einige Nationalspieler) bei St. Pauli weiter bergauf zu gehen. Behält die Mannschaft ihren Schwung, könnte so auch der Verlust Halstenbergs aufgefangen werden.