Erzgebirge Aue: Der Knoten ist geplatzt

„Die BSG ist wieder da!“ schallte es am Samstag durch das halbfertige Erzgebirgsstadion, ausgerechnet gegen den Angstgegner Nürnberg gelang den Sachsen der erste Saisonsieg. Ein wichtiger Dreier, der die Veilchen nicht nur aus dem Tabellenkeller springen lässt, sondern auch die Zukunft von Interimstrainer Robin Lenk endgültig klärt. Der 33-Jährige wird der neue Teamchef im Lößnitztal.

Männels Reflexe halten Aue im Spiel

Der verkorkste Saisonstart, das Aus im Pokal, die Entlassung von Neu-Trainer Letsch und ein sehr fragwürdiges Spruchband der Fans hatten in den vergangenen Wochen tiefe Spuren im Erzgebirge hinterlassen. Das beste Mittel gegen solche Krisen ist bekanntlich ein Heimsieg, doch am 4. Spieltag der 2. Bundesliga wartete auf die Veilchen ausgerechnet der Angstgegner aus dem Frankenland. Interimstrainer Robin Lenk hatte nach seinem gelungenen Einstand in Braunschweig keine Gründe die Aufstellung zu verändern, vor 9000 Zuschauern auf der Erzgebirgsbaustelle erwischten die Veilchen nicht den besseren Start. Zwar prüfte Sören Bertram den Nürnberger Keeper in der 8. Minute, doch die besseren Chancen in der ersten halben Stunde hatte der Club. Aue stand kompakt und versuchte die Räume zu schließen, doch immer wieder schafften es die favorisierten und noch ungeschlagenen Nürnberger mit langen Bällen durch die Auer Schnittstellen. Teuchert, der in der Vorsaison gegen Aue noch traf, scheiterte zweimal am glänzend aufgelegten Martin Männel. Der Kapitän hielt die Null und mit fortlaufender Spielzeit bekamen die Erzgebirger ihre Gäste in den Griff. Fast schon zur Unzeit kam der Pausenpfiff, vor der Halbzeit waren die Veilchen nah dran am Führungstreffer.

Wydra, Nazarov und Köpke

War es in der 1. Halbzeit noch ein 0:0 der besseren Art, mit Torchancen auf beiden Seiten, entwickelte sich die Partie in der 2. Hälfte mehr und mehr zu einem einseitigen Spiel. Die Lila-Weißen schafften es immer wieder vor das Tor von Kirschbaum, Nazarov und Bertram bekamen die Kugel aber nicht mehr entscheidend auf den Kasten. Wie schon in Braunschweig musste eine Standardsituation her, wieder war es ein langer Eckball von Tiffert, Wydra holte sich den zu kurz geklärten Ball und hielt aus 25 Meter einfach mal drauf. Abgefälscht von Margreitter schlug die Kugel an die Unterkante der Latte und ins Tor – 1:0 für Aue. In Braunschweig hielt die Führung der Veilchen nur wenige Sekunden, gegen den Club legte Aue nach. Pascal Köpke schickte Dimitrij Nazarov in der 73. Minute steil und dieser blieb eiskalt und erhöhte. Doch es sollte sogar noch besser kommen, ein kurz ausgeführter Standard und nach der Flanke von Christian Tiffert machte Pascal Köpke per Kopf den Auer Dreierpack perfekt. Kompakte und stabile Defensivarbeit und ein schnelles, trickreiches Umschaltspiel, gegen Nürnberg zeigten die Veilchen ein gänzlich anderes Bild. Daran änderte auch der späte Ehrentreffer durch Möhwald nichts, dessen Vorlagengeber Margreitter jedoch zuvor im Abseits stand, ein irregulärer Treffer.

Lenk befördert sich selbst

Schon unter der Woche war die Trainerfrage im Erzgebirge de facto entschieden, die Suche nach einem Nachfolger von Thomas Letsch stellten die Verantwortlichen bereits früh ein. Robin Lenk, langjähriger Co-Trainer der Veilchen unter Pavel Dotchev, Domenico Tedesco und Thomas Letsch sollte der neue sportliche Chef beim FC Erzgebirge Aue werden. Trotz der fehlenden Erfahrung und Fußballlehrer-Lizenz traut Präsident Helge Leonhardt seinem Schwiegersohn diesen schwierigen Job zu. Eine sportliche logische aber auch riskante Lösung, schon im Vorjahr sorgten die familiären Verbindung von Lenk zum Präsidenten für Gesprächsstoff, sollte der sportliche Erfolg in den kommenden Monaten ausbleiben, könnte es wieder einen unruhigen Winter im Erzgebirge geben. Mit seinem ersten Sieg überzeugte Lenk auch viele Kritiker und sorgte damit selbst für seine Beförderung zum Teamchef. Ein junger Mann aus der Region und dem Verein, hungrig und emotional, der 33-Jährige verkörpert vieles, was man sich in Aue wünscht. Doch auch wenn die Trainerfrage im Erzgebirge geklärt ist, bleiben die großen Baustellen im Verein. Allein kann Lenk die sportliche Abteilung des Vereins nicht führen, nach wie vor fehlt ein Sportdirektor in Aue und auch der bisher von Lenk besetzte Posten des Co-Trainers muss in der Länderspielpause neu besetzt werden.

 

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