MSV Duisburg: So kann es weiter gehen

Sieben Siege, 26 Punkte und dazu noch ein Platz in der oberen Tabellenhälfte – beim MSV Duisburg kennt man wahrlich schlechtere Halbserien in der 2. Bundesliga. Gemeinsam haben Trainer Ilia Gruev und Sportdirektor Ivica Grlic ein Team geformt, das es mit den Besten der Klasse aufnehmen kann, jedoch auch den einen oder anderen Ausrutscher verdauen musste. Naturgemäß stellen sich Fußballfans – auch in Duisburg – gespannt die Frage: Zu was ist die Mannschaft noch fähig?
Das ist die Lage
Mit 32 Punkten erreichte der MSV Duisburg vor zwei Jahren den Relegationsplatz am unteren Ende der Tabelle. Sechs Zähler fehlen den Zebras aktuell, um diesen Kontostand wieder zu erreichen und das gerade mal nach knapp der Hälfte aller Spiele. "Wir sind gut beraten, weiter Gas zu geben, um die 40 Punkte zu erreichen.", weiß Trainer Ilia Gruev gegenüber der "RevierSport", dass das Ziel Klassenerhalt damit noch lange nicht gesichert ist. Deshalb starteten die Meidericher auch hochkonzentriert ins neue Jahr, wenngleich sich niemand abends vor dem Schlafengehen akute Sorgen vor dem Abstiegsgespenst machen muss. Aktuell beträgt der Vorsprung auf den Abstiegs-Relegationsplatz satte sieben Zähler, genauso groß ist der Abstand zum Tabellen-3. aus Nürnberg.
Das war gut
Dass die Zebras nur zwei Punkte hinter Platz Vier der Tabelle rangieren, verdanken sie besonders ihrer Leistung in den letzten neun Ligaspielen. In dieser Zeit setzte es nur eine Niederlage gegen Mit-Aufsteiger Jahn Regensburg, dem gegenüber stehen fünf Siege und drei Unentschieden – die Bilanz eines Aufsteigers. Mit Moritz Stoppelkamp, Cauly Oliveira Souza und Borys Tashchy hat Sportdirektor außerdem drei Offensivspieler verpflichtet, die gemeinsam 17 mal die Bude getroffen haben und damit knapp 70% aller MSV-Tore erzielt haben. Das goldene Händchen des Sportdirektors, der wie gewohnt in weniger Transfers mehr sieht, erstreckt sich auch über den Defensivbereich, wo mit Lukas Fröde ein solider Abräumer vor der Viererkette gefunden wurde. Gerrit Nauber avancierte derweil auf Anhieb zum Abwehrchef und verhindert damit zusätzliche graue Haare bei Abwehr-Urgestein Branimir Bajic. Auch Keeper Mark Flekken bewies seine Zweitligatauglichkeit und sicherte sich mit sieben weißen Westen den Spitzenplatz in dieser Kategorie. Zu guter Letzt zeigten vor allem alteingesessene Kräfte eine ansteigende Formkurve: Stanislav Iljutcenko ist unverzichtbar im Sturm geworden, die Kapitänsbinde treibt Linksverteidiger Kevin Wolze schon vom ersten Spieltag an zu seinen besten Leistungen und Enis Hajri darf im zarten Alter von 34 Jahren von seiner ersten WM-Teilnahme träumen.
Das war nicht gut
Bis zu Hajris Etablierung auf der Position des Rechtsverteidigers war die Stelle im MSV-Kader äußerst vakant. Mit Nico Klotz, Tugrul Erat und Andreas Wiegel spielten bereits drei weitere Kollegen des Tunesiers auf dieser Position, ehe sich der gelernte Innenverteidiger mit guter Leistung festbiss. Zwischenzeitlich sorgte diese Unsicherheit auch für einige Gegentore: Zwischen dem sechsten und dem neunten Spieltag kassierten die Duisburger satte 14 Gegentore. Dazu hatte das Team von Ilia Gruev lange mit einer vermeintlichen Heimschwäche zu kämpfen, denn der erste Heimsieg gelang den Zebras erst am 14. Spieltag – seitdem fuhren sie allerdings drei Heimsiege in Folge ohne Gegentor ein. Um diesen Erfolg fortzusetzen muss sich auch Mittelfeld-Regisseur Fabian Schnellhardt wieder etwas steigern. Zwar ist der beste Drittliga-Spieler der Saison 2016/17 immer noch der Kopf und Spielgestalter der Mannschaft, dennoch trauen ihm die Fans augenscheinlich noch stärkere Leistungen zu. Beendet ist das Zweitliga-Abenteuer dagegen für Simon Brandstetter, der zwar anfangs die Nase vorne hatte, sich aber im Laufe der Hinrunde endgültig nicht im Zebra-Dress durchsetzen konnte.
So könnte es weitergehen
Bislang spricht seitens der Verantwortlichen nichts dagegen, dem aktuellen Team weiterhin das Vertrauen auszusprechen. Mit Brandstetter, Thomas Bröker und Baris Özbek haben drei Spieler, die keine Rolle mehr in den Planungen spielten, den Verein verlassen. Mit dem Österreicher Christian Gartner kam ein neuer Mittelfeldspieler, der bereits 49 Zweitligaspiele für Fortuna Düsseldorf bestritt. Sportlich werden die ersten Spiele der Rückrunde entscheidend sein – wie kommt der MSV Duisburg gegen Bochum in die Rückrunde? Der gleiche Abstand zwischen Aufstiegs- und Abstiegs-Relegationsplatz birgt natürlich viel Raum für Spekulationen. Lukas Fröde hat im vergangenen Jahr keinen einzigen Sieg mit den Würzburger Kicker eingefahren und stieg trotz großem Vorsprung letztlich ab. Dass sich solch ein Szenario wiederholt ist äußerst unwahrscheinlich, dennoch wird sich in Duisburg anhand dieser Warnung niemand zurücklehnen. Gleichzeitig ist der Blick nach oben auch nicht falsch. Das kündigte auch Club-Legende Bernard "Ennatz" Dietz schon im Dezember gegenüber der "WAZ" an: "Nach dem Aufstieg hat die Mannschaft das jetzt aber ordentlich hinbekommen. 26 Punkte sind eine tolle Geschichte. Und jetzt sollte man nicht immer nur nach unten schauen, sondern auch mal nach oben." Das vorrangige Ziel bleibt selbstverständlich der Klassenerhalt und dennoch wird man sich bei den Zebras vermutlich denken: Lieber diese Sorgen, als andere. "Man muss ein bisschen spinnen.", so immerhin Dietz.