Der Check vor der Rückrunde #1: Die untere Tabellenhälfte

Nach elf Wochen Winterpause startet die 2. Bundesliga am Freitag in die Rückrunde. liga2-online.de wirft einen Blick auf die bisherige Saison der 18 Mannschaften, ihre getätigten Transfers in den vergangenen Wochen und wagt eine Prognose, wie es für die Klubs weitergeht. Heute: Die Teams aus der unteren Tabellenhälfte.

SV Sandhausen

Lage: Für die Kurpfälzer ist es die erwartet schwierige Saison. Mit 16 Punkten hat die Truppe von Coach Alois Schwartz die wenigsten aller Teams geholt, steht demnach auf dem letzten Tabellenplatz. Immerhin beträgt der Abstand auf das rettende Ufer nur einen Zähler. Nach dem Kellerduell gegen Arminia Bielefeld könnte die Welt also schon etwas besser aussehen. Dem Trainer wurde zuletzt das Vertrauen ausgesprochen, Schwartz darf seine Arbeit also erst einmal fortführen. Was auch eindeutig zeigt, dass die Bosse den Zwischenstand einkalkuliert haben.

Auf dem Transfermarkt war viel Bewegung. Tom Trybull (FC Blackpool), Cebio Soukou (Bandirmaspor) und Vincent Schwab (Eintracht Trier/Leihe) haben den Klub im Winter verlassen. Dafür kamen Franck Evina (Hannover 96), Raphael Framberger (FC Augsburg/Leihe) und Kerim Calhanoglu (FC Schalke 04/Leihe) neu dazu.

Prognose: Das neue Jahr startet mit Blick auf die Gegner durchwachsen. Nach dem Duell mit der Arminia kommt Tabellenführer Darmstadt, danach muss sich mit den ambitionierten Düsseldorfern gemessen werden. Mit Karlsruhe und Nürnberg warten zwei Teams, die ebenfalls arge Abstiegsängste haben. Gegen diese Mannschaft muss der SVS punkten, um weiter im Rennen zu bleiben. Platz 15 bis 18.

 

1. FC Magdeburg

Lage: Die Blau-Weißen hatten nach der Rückkehr in die 2. Liga einen holprigen Start, kamen nie so wirklich in einen Lauf. Das Beste waren drei ungeschlagene Spiele in Serie, als es sieben Punkte gab. Doch die zwei Pleiten gegen Darmstadt (0:1) und Bielefeld (1:3) sorgten für ein eher schlechtes Bauchgefühl beim Hinrunden-Abschluss. Aber für den FCM, der Mitte Dezember mit Trainer Christian Titz verlängert hatte, ist noch alles drin. Die Konkurrenz ist teilweise punktgleich oder nur wenige Zähler entfernt. Dafür muss jedoch die schwache Defensive (33 Gegentore) abgestellt werden.

Um das Thema anzugehen, wurden mit Innenverteidiger Daniel Heber (Rot-Weiss Essen) und Linksverteidiger Maximilian Ullmann (Venezia FC) zwei Defensivspieler verpflichtet. Auch Testspieler Luc Castaignos erhielt einen Vertrag, soll mit seiner Erfahrung die Offensive beleben. 

Prognose: Die Mini-Erfolgsserie wurde vor dem Jahreswechsel gestoppt. Doch kommt der FCM wieder in Fahrt und kann auch zum Auftakt gegen Düsseldorf Selbstvertrauen mitnehmen, ist der Klassenerhalt allemal drin. Platz 14 bis 18.

 

Arminia Bielefeld

Lage: Endlich ist das Horrorjahr mit Abstieg und Durchreichen in den Tabellenkeller der 2. Liga beendet. Immerhin wachte der DSC im November noch einmal auf, holte sich gegen den SC Paderborn (2:0) und Magdeburg (3:1) zwei Siege, die den Sprung auf den Abstiegsrelegationsplatz bedeuteten und etwas Mut und Zuversicht zurückbrachten, nachdem es monatelang überhaupt nicht funktionierte und auch schon der Trainer gewechselt wurde.

Mit Christopher Schepp wurde ein 22-jährige Angreifer von Regionalligist Blau-Weiß Lohne geholt. Zudem kam Flügelspieler Theo Corbeanu aus der U21 der Wolverhampton Wanderers. Auf der Gegenseite ging Keeper Stefanos Kapino zu Miedz Legnica.

Prognose: Der Kader des Absteigers ist qualitativ weiterhin zu gut, um abzusteigen. Die Mannschaft schien sich Ende des vergangenen Jahres auch mehr gefunden zu haben. Ein Sieg am Sonntag gegen Sandhausen ist Pflicht. Mit Regensburg und Hansa warten zwei weitere Teams, die ihre Probleme haben. Platz 10 bis 13.

 

FC St. Pauli

Lage: Letztes Jahr noch knapp am Aufstieg gescheitert, läuft es für die Kiezkicker seitdem überhaupt nicht. Seit Mitte August wurde nur ein Sieg geholt, aus den vergangenen fünf Partien gab es drei Zähler und keinen Sieg. Deshalb wurde Trainer Timo Schultz entlassen. Der junge US-Amerikaner Fabian Hürzeler, vorher Co-Trainer, soll es nun richten. Die große Baustelle: Die Abgänge von Daniel-Kofi Kyereh und Guido Burgstaller konnten nicht aufgefangen werden. Nach der Hinrunde der vergangenen Spielzeit hatten die Braun-Weißen 14 Tore mehr erzielt. Die schwache Offensivbilanz rächt sich nun. Die vergleichsweise gute Abwehr und damit das bessere Torverhältnis zur Konkurrenz retteten das Team vor einem Überwintern unter dem Strich.

Um frische Impulse war das Management bemüht, holte für 500.000 Euro Angreifer Marides aus Polen. Mit Oladapo Afolayan (Bolton Wanderers) und Elias Saad (Norderstedt) kamen zwei weitere Flügelspieler, mit Karol Mets (FC Zürich/Leihe) zudem noch ein Verteidiger.

Prognose: Neuer Trainer und vier neue Spieler. Die Kiezkicker sind zum Start sehr schwierig einzuschätzen, haben mit den Nürnbergern am Sonntag auch gleich einen Konkurrenten vor der Brust. Danach folgen mit Hannover und Lautern zwei Teams aus der Spitzengruppe der Liga. Doch egal wie der Auftakt gelingt, die Hamburger werden die Klasse halten. Platz 12 bis 15.

 

Eintracht Braunschweig

Lage: Nach einem desaströsen Start mit nur einem Zähler aus sechs Spielen kamen auch die Niedersachsen in der Liga an und zündeten eine Serie mit 14 Punkten aus sechs Partien. Von dieser hervorragenden Bilanz lebt der BTSV noch immer, denn in den vergangenen fünf Partien gelangen auch keine Siege mehr. Der Abstand auf Rang 16 beträgt noch einen Punkt, es wird also wieder Zeit, Siege nachzulegen. Da kommt der Auftakt gegen die aktuellen Top-Drei aus Hamburg, Heidenheim und Darmstadt nicht unbedingt gelegen. Erst danach wird das Programm zumindest auf dem Papier etwas angenehmer.

Auch die Braunschweiger Löwen waren in den vergangenen Wochen auf dem Transfermarkt recht aktiv, holten mit Hasan Kurucay (Hamkam) und Linus Gechter (Hertha BSC/Leihe) zwei Innenverteidiger. Für die Offensive kamen Tarsis Bonga (Bochum) und Manuel Wintzheimer (Nürnberg/Leihe).

Prognose: Für den Aufsteiger wird es bis zum Ende richtig eng. Ein Punktgewinn gegen die Top-Drei der Liga wäre nicht nur für die Tabelle, sondern auch das Selbstvertrauen enorm wichtig. Platz 14 bis 18.

 

Karlsruher SC

Lage: Die letzten Wochen des Jahres 2022 sorgten für viele Kopfschmerzen bei allen, die es mit den Badenern halten oder bei diesen auf und neben dem Platz in der Verantwortung stehen. Ein Punkt aus sechs Spielen lautete die ernüchternde Bilanz beim KSC. Nur ein Zählerchen trennt die Mannschaft somit von einem Abstiegsplatz. Der Druck auf Trainer Christian Eichner ist deshalb gewachsen, es müssen wieder gute Ergebnisse her, um nicht wirklich noch unter den Strich zu rutschen.

Dennoch waren die Karlsruher auf dem Transfermarkt bislang sehr zurückhaltend. Mit Daniel Brosinski wurde ein erfahrener Rechtsverteidiger geholt, der bereits von 1993 bis 2008 im Klub aktiv war. Mit Kilian Jakob (Erzgebirge Aue) und Luca Bolay (Waldhof Mannheim) wurden zwei Verteidiger in die 3. Liga abgegeben. Kelvin Arasa spielt vorerst bis Saisonende bei KV Oostende in Belgien.

Prognose: So richtig mag man nicht an einen Abstieg des KSC denken. Dafür ist der Klub schon zu lange in der 2. Liga dabei, verfügt über die entsprechende Erfahrung. Natürlich ist das keine Garantie, dass die Klasse am Ende wirklich gehalten werden kann, doch die Badener werden sich letztlich retten. Platz 11 bis 15.

 

Jahn Regensburg

Lage: Zunächst ließ der Jahn seine Kritiker verstummen, die prophezeit hatten, das Team könnte in dieser Saison in akute Abstiegssorgen geraten. Den Darmstädtern wurde am ersten Spieltag ihre einzige Niederlage zugeführt, auch Bielefeld wurde besiegt. Der Tabellenführer aus Ostbayern holte auch noch gegen Nürnberg einen Punkt. Doch dann kam der Einbruch, der in einem 0:6 beim KSC gipfelte. Bis Mitte September gelang kein Sieg mehr, das Team wurde durchgereicht. Immerhin wurde die Talfahrt mit zwei Siegen gegen den FCK und Sandhausen gestoppt. Doch zum Jahresausklang gab es auch nur einen Punkt aus vier Spielen. Zwei Punkte Vorsprung sind es auf Rang 16.

Seit 1. Dezember ist Tobias Werner der neue Geschäftsführer Sport, durfte aber noch nicht allzu viele Kaderaktivitäten kundtun. Mit Jonas Urbig wurde ein Keeper-Talent aus Köln ausgeliehen. Mehr passierte bei den Oberpfälzern noch nicht.

Prognose: Die Tendenz zeigte stark nach unten, als erstes steht nun Tabellenführer Darmstadt auf dem Zettel. Danach kommen mit Bielefeld und Nürnberg Konkurrenten im so engen Tabellenkeller. Da müssen Punkte her, sonst droht das Abrutschen auf einen Abstiegsplatz. Platz 13 bis 16.

 

1. FC Nürnberg

Lage: Auch die Franken haben nach einem schwachen Start schon einen Trainerwechsel hinter sich. Nach zehn Spieltagen und nur ebenso vielen Punkten war für Robert Klauß Schluss. Neu-Coach Markus Weinzierl stabilisierte die Defensive, kann auf neun Zähler aus sieben Partien zurückblicken. Ebenfalls keine berauschende Ausbeute, weshalb auch der FCN nur zwei magere Zähler vor der Zone steht, in die keine Mannschaft geraten möchte.

Damit der FCN am Ende nicht wirklich noch absteigt, wurde der Kader fleißig nachgebessert. Linksaußen Danny Blum kehrt zurück, wurde aus Zypern von Nikosia geholt. Mit Benjamin Goller (Werder Bremen) wurde noch eine weiterer Offensivspieler geholt. Florian Flick (Schalke/Leihe) und Jannes Horn (Bochum/Leihe), der sich aber gleich eine Meniskusverletzung zuzog, sollen die Defensive verbessern. Externer Zugang Nummer fünf war Schlussmann Peter Vindahl Jensen, der aus Alkmaar kam. Im Gegenzug ging Wintzheimer per Leihe nach Braunschweig.

Prognose: Mit St. Pauli, Greuther Fürth und Regensburg stehen zum Jahresauftakt gleich drei aktuelle Konkurrenten im Rennen um den Klassenerhalt auf dem Spielplan. Fluch und Segen zugleich: Siege helfen extrem weiter, Niederlagen tun dafür doppelt weh und werden das Selbstvertrauen weiter drücken. Am Ende reicht es beim "Glubb" aber für den Klassenerhalt. Platz 10 bis 14.

 

SpVgg Greuther Fürth

Lage: Das Kleeblatt setzte nach dem Abstieg auf entwicklungsfähige, junge Spieler. Das zeigte sich letztlich in den Ergebnissen. Es dauerte tatsächlich bis zum neunten Spieltag, ehe gegen Paderborn der erste Saisonsieg gefeiert werden konnte. Zuvor gab es aus acht Partien nur vier Punkte. Nach drei weiteren Unentschieden war für Marc Schneider, der erst im Sommer gekommen war, Schluss. Seinen Trainerposten übernahm Alexander Zorniger. Und unter dem 55-Jährigen lief es bedeutend besser: Vier Spiele, zehn Punkte. Die Zufriedenheit und die Erkenntnis, dass der Kader gut genug ist, sorgte dafür, dass die Fürther auf dem Transfermarkt inaktiv blieben.

Prognose: Dass die Mannschaft es kann, zeigte sie zuletzt, gewann gegen den HSV, rang Darmstadt einen Punkt ab. So wird der Puffer nach unten groß genug sein und letztlich mehr als die aktuellen drei Punkte auf Rang 16 betragen. Platz 8 bis 13.

 

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