Keine Entscheidung im Dopingprozess Vuskovic: Verfahren geht in die Verlängerung

Der Prozess gegen den gesperrten HSV-Profi Mario Vuskovic geht in die Verlängerung. Der zweite Verhandlungstag um den mutmaßlichen Dopingfall brachte vor dem DFB-Sportgericht noch kein Urteil, sodass der Prozess am 10. März fortgesetzt werden soll. Dabei soll ein unabhängiges Gutachten weitere Erkenntnisse liefern. 

Falsch positiver Test?

"Das Sportgericht hat sich heute in der Beweisaufnahme intensiv mit den Einwendungen des Spielers gegen den Ablauf und das Ergebnis der Analyse der Urinprobe befasst. Im Ergebnis haben sich für uns noch aufklärungsbedürftige Aspekte ergeben, insbesondere was die Bewertung der Labor-Analyse unter wissenschaftlichen Rahmenbedingungen betrifft. Zur sach- und fachgerechten Klärung dieser Fragen, die zum Teil unterschiedlich bewertet werden, halten wir deshalb das Einholen eines unabhängigen Sachverständigen-Gutachtens für erforderlich", sagte Stephan Oberholz, Vorsitzender des DFB-Sportgerichts zur Begründung der Entscheidung. Damit soll die positive Bewertung Vuskovics Urinprobe vom 16. September 2022 endgültig bestätigt bzw. angezweifelt werden, in der körperfremdes Erythropoetin (EPO) beim Hamburger Innenverteidiger nachgewiesen worden war. Damit verstieß er gegen die Anti-Doping-Vorschriften.

Zunächst hatte die Verteidigung Vuskovics, vertreten durch drei Anwälte, einen Dolmetscher und zwei Beratern der Universität Mainz in fünfstündigen Verhandlung die Ergebnisse von vier Gutachtern präsentiert, die allesamt unabhängig voneinander davon ausgehen, dass es sich um einen "falsch positiven Test" handle. Aus Sicht von Lorenz Hofbauer, Fachberater der Verteidigung und Professor am Universitätsklinikum Dresden, liege die Wahrscheinlichkeit eines falsch positiven Tests sogar bei "80 bis 90 Prozent". In den Gutachten werden unter anderem eine fehlende Dokumentation der Kühlkette beim Transport der Probe, eine fragwürdige Bildbearbeitung bei der Analyse sowie eine falsche Interpretation bemängelt, sodass Hofbauer zu dem Entschluss kommt: "Es liegt kein positiver EPO-Befund in A- und B-Probe vor."

Bedenken um neuen Gutachter

Sven Voss, Leiter des Dopinglabors in Kreischa, das die Probe analysiert hat, sowie dessen Vorgänger Detlef Thieme wiesen die Kritik gegen die angeblich falsch positiven Test zurück. "Nach allen Kriterien, die wir durchgeführt haben, würde ich diese Probe zu 100 Prozent wieder als positiv geben", sagte Voss und ergänzte: "Wir überlegen es uns sehr, sehr genau, bevor wir eine Probe als positiv berichten. Davon hängen unsere Akkreditierung und Jobs ab."

Das neue Gutachten soll von Jean-Francois Naud aus Quebec erstellt werden. Dieser ist Teil einer Arbeitsgruppe der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, der unter anderem auch Voss angehört, was bei Vuskovics Verteidigern für Empörung sorgte. "Bei dieser Vernetzung kann er nicht unbefangen sein. Wir würden einen Experten von außerhalb des WADA-Kosmos für geeigneter halten", sagte Vuskovic-Anwalt Dr. Joachim Rain. Dennoch wies der DFB-Kontrollausschuss Zweifel an der Unabhängigkeit des Gutachters aus Kanada umgehend zurück.

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