Analyse & Prognose: Die 2. Liga vor dem Saisonstart #2
Mit dem Duell zwischen dem 1. FC Köln und dem Hamburger SV wird am 2. August die neue Zweitliga-Saison eröffnet. Bevor der Ball rollt, wirft liga2-online.de einen Blick auf die bisherige Vorbereitung aller Mannschaften und wagt eine Prognose, wo die Klubs am Saisonende landen werden. Im zweiten Teil schauen wir auf Nürnberg, Elversberg, Schalke, Hertha, Fürth und Paderborn.
Personal: Neu-Sportchef Joti Chatzialexiou kündigte beim Amtsantritt an, dass er einen neuen Cheftrainer suchen müsse - und fand mit Miroslav Klose einen Fußballlehrer, der das Frankenland in Ekstase versetzt hat. Offensivtalente wie Stefanos Tzimas oder Michal Sevcik fanden auf Anhieb den Weg an den Valznerweiher, dazu noch weitere Talente wie Jander oder Kukucka. Gepaart mit erfahrenen - und namhaften - Spielern wie Robin Knoche oder Danilo Soares hat der FCN ein komplett neues Make-up bekommen. Auch dank des Elf-Millionen-Abschieds von Supertalent Can Uzun. Die Abgänge von Hübner, Schindler, Geis oder weiteren Reservisten geraten da eher zur Nebensache.
Vorbereitung: Ein 1:1-Remis gegen 1860 München findet sich als "Makel" in der Testspiel-Serie wieder, die ansonsten mit Siegen gegen Ansbach (4:1) und Blackburn (4:2) bestückt ist. Ein finaler Test gegen Juventus Turin steht am kommenden Wochenende noch aus. Cheftrainer Klose, der mehrfach betont hatte, aus seiner vorherigen Station gelernt zu haben, hat den Valznerweiher durchaus im Griff.
Auftaktprogramm: Gewissheit haben die Nürnberger aber wohl erst nach dem Startschuss in die neue Saison. Dem Auswärtsspiel in Karlsruhe folgt das Kumpel-Duell gegen Schalke 04. Danach Darmstadt 98, dann Magdeburg. Gerade die ersten Spiele werden für den FCN ein Gradmesser, weil es gegen Mannschaften geht, die das gleiche Ziel wie die Nürnberger haben werden - eine gute Saison mit Tuchfühlung nach oben.
Prognose: Der Name von Miroslav Klose hat in Nürnberg einiges in Bewegung gesetzt. Auch dank der Initiative von Chatzialexiou, der die Fäden am Valznerweiher nun in der Hand hält. Nominell verfügt der FCN über eine Mischung aus erfahrenen Spielern mit vorzeigbaren Erfolgen und jungen Talenten, die den nächsten Schritt machen können. Nürnberg bleibt anfangs vermutlich eine Wundertüte, die davon abhängig ist, wie gut und schnell die Zahnräder ineinander greifen. Platz 6-10.
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Personal: Furioser Aufstieg, souveräner Klassenerhalt. Die Saarländer von der Kaiserlinde haben gute Jahre hinter sich. Ein Gesicht dieser Erfolgsgeschichte war bislang Jannik Rochelt, den Elversberg jetzt allerdings ziehen lassen musste. Immerhin für eine Rekordablöse von 1,5 Millionen Euro, was die Saarländer in neue Spieler investieren konnte. Auffällig: Von fünf externen Neuzugängen ist Filimon Gerezgiher mit 23 Jahren bereits der Älteste. Die SVE setzt auf junge Talente, was mit starken Leihspielern wie Paul Wanner und Wahid Faghir im Vorjahr durchaus funktionierte.
Vorbereitung: Die SVE testete sich munter durch die Benelux-Staaten. Gegen Swift Hesperange (Luxemburg) gab es einen 3:0-Sieg, gegen Fortuna Sittard (Niederlande) eine 0:1-Niederlage. Die KAS Eupen aus Belgien wurde wieder mit 4:1 geschlagen. Dazu noch Tests gegen Eintracht Trier (3:0) und 1899 Hoffenheim (1:3). Durchaus gemischte Ergebnisse, die anhand der gegnerischen Qualität aber auch anspruchsvoll war.
Auftaktprogramm: In Magdeburg bekommt Elversberg direkt einen Start auf Augenhöhe serviert, danach dürfen die Saarländer den 1. FC Köln an der Kaiserlinde begrüßen. In Karlsruhe und zuhause gegen Darmstadt geht es danach weiter. Auch dieses Programm erfordert höchste Konzentration, worauf die SVE dank ihrer Testspiel-Gegner vorbereitet sein dürften.
Prognose: Die SVE steht vor dem schwierigen zweiten Jahr nach dem Aufstieg. Die Punkt- und Torausbeute nahm schon in der vergangenen Rückrunde ab, die Anzahl der Gegentore erhöhte sich. Ist die Spielweise von Horst Steffen nach zwei sehr erfolgreichen Jahren entschlüsselt? Die Außenseiterrolle wird bleiben - und schwierig wird es, wenn die unerfahrenen Talente nicht einschlagen. Platz 12-18.
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Personal: Tabula Rasa bei S04 - in diesem Sommer blieb kein Stein auf dem anderen. Auf und neben dem Platz. Durch die Verkäufe von Ouedraogo, Topp und Müller wurden knapp 13,5 Millionen Euro eingenommen, zudem wurden die Verträge mit Ouwejan, Brunner und Latza nicht verlängert. Auch Rekordtorjäger Simon Terodde beendete seine Karriere, während weitere kostspielige Akteure wie Fährmann, Baumgartl, Drexler oder Tempelmann weiter auf der Abschussliste stehen. So auch Publikumsliebling Matriciani. Gleichzeitig kamen elf externe Zugänge nach Gelsenkirchen - darunter Sturmhoffnung Sylla, Ex-Nationalspieler Younes oder zweitliga-erfahrene Spieler wie Hoffmann, Donkor oder Bachmann. Darüber hinaus werden die S04-Fans einige Namen erst kennenlernen müssen, schließlich schlug der Verein in Frankreich, Argentinien, Dänemark, Belgien und der Schweiz zu.
Vorbereitung: Siege gegen Velbert, Meppen und Verl stehen Niederlagen gegen Emden, Midtjylland und Utrecht gegenüber. Unentschieden holte S04 dafür gegen Dynamo Kiew und Twente Enschede. Wird der Kantersieg gegen Oberligist Velbert (7:0) ausgeklammert, dann schafften die Königsblauen in ihrer runderneuerten Formation immerhin neun Tore in sieben Spielen. Aber auch elf Gegentore. Die Leistung war genauso gemischt wie das Programm.
Auftaktprogramm: Im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig wird S04 den Anspruch haben, sich Selbstvertrauen zu holen. Danach folgen zwei Auswärtsspiele in Nürnberg und Magdeburg, woraufhin der 1. FC Köln zu Gast in Gelsenkirchen sein wird - spätestens dort werden die Königsblauen merken, welche Kragenweite in dieser Saison angemessen sein wird. Schalke könnte durchaus ein böses Erwachen drohen.
Prognose: Im zweiten Zweitliga-Jahr soll alles besser werden, dafür veränderte der Verein sein Gesicht personell auf allen Ebenen. Zu viel auf einmal? Vor Cheftrainer Karel Geraerts liegt eine herausfordernde Aufgabe, denn ohne schnelle Erfolge in den ersten Spielen wird das Umfeld die Sommer-Maßnahmen wohl entsprechend frequentieren. S04 muss schnellstmöglich ein eingeschworenes Team auf den Platz bringen, sonst wird es ungemütlich. Platz 5-9.
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Personal: Spannender als die Bewegungen im Kader war beim Hauptstadtklub in diesem Sommer das Stühlerücken im Hintergrund. Cristian Fiél wurde als Cheftrainer aus Nürnberg geholt, während der Abschied von Vereinsikone Pal Dardai nicht unbedingt harmonisch verlief. Tritt der Ex-Coach womöglich zur Präsidentschaftswahl an? Ein Machtkampf droht. Mit Bence Dardai verlor Hertha derweil nur ein vielversprechendes Talent, während Leistungsträger gehalten wurden - und mit Diego Demme, Michael Cuisance und Kevin Sessa wurden namhafte Akteure verpflichtet.
Vorbereitung: In der erweiterten Umgebung blieb Hertha gegen Erfurt (4:0), Babelsberg (1:0), Zwickau (6:1) und Cottbus (2:2) ungeschlagen. Ein Sieg gegen Nijmegen (1:0) folgte, woraufhin Huddersfield Town (1:2) und Cardiff City (1:1) zum Maßstab für den aktuellen Leistungsstand der Berliner wurden. Hertha wirkt insgesamt nicht unzufrieden.
Auftaktprogramm: Zuhause startet der Hauptstadtklub gegen den SC Paderborn, danach ist die Alte Dame beim Hamburger SV gefordert. Auftritte gegen Regensburg und in Kaiserslautern werden zum Saisonbeginn folgen. Insgesamt ein anspruchsvolles Programm, bei dem die Berliner an ihre Grenzen gehen werden - aber auch gehen können.
Prognose: Bleibt die Alte Dame im zweiten Zweitliga-Jahr von Unruhen verschont, dann scheint die Hertha durchaus gefestigt zu sein. Zumal sich der Hauptstadtklub wirklich qualitativ verstärkt hat, wenn die Neuzugänge ihr Potential auf den Platz bringen können. Fiél war zudem der Wunschtrainer für die spielerische Ausrichtung. Alles in allem kann das sehr gut passen, wenn Stabilität einkehrt. Platz 2-5.
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Personal: Armindo Sieb, Jonas Urbig, Robert Wagner, Tim Lemperle - das Risiko mit den jungen Talenten, die zudem häufig ausgeliehen wurden, hat sich für das Kleeblatt bewährt. Trotzdem sind vier Leistungsträger dadurch weg, weil beispielsweise auch Bayern München das Potential eines Sieb nicht entgangen war und eine Rückkaufoption getätigt hat. Cheftrainer und Sportchef blieben ihrer Linie im Sommer wieder treu, sodass sechs U23-Akteure verpflichtet wurden. Wobei Roberto Massimo und Marlon Mustapha auch schon reichlich Erstliga-Erfahrung mitbringen. Tendenziell wird Fürth vermutlich die jüngste Startelf der Liga stellen.
Vorbereitung: Einzig die WSG Tirol erreichte ein 2:2-Remis gegen das Kleeblatt, das darüber hinaus in allen Tests siegreich blieb. Neudrossenfeld, Bamberg und Bayreuth wurden dabei ebenso bezwungen wie der FK Pardubice (2:1) aus Tschechien sowie der FC St. Pauli (3:1) aus der Bundesliga. Die junge Mannschaft von Alexander Zorniger scheint sich schnell gefunden zu haben.
Auftaktprogramm: Auch das Kleeblatt startet mit einem Heimspiel in die neue Saison und misst sich mit dem SC Preußen Münster - durchaus eine undankbare Aufgabe zum Auftakt einen Aufsteiger zu erwischen. Zumal auch noch eine stimmungsvolle Partie in Kaiserslautern folgen wird. Gegen Paderborn und Regensburg wird Fürth danach bereits die erste Standortbestimmung gefunden haben.
Prognose: Zorniger kann mit blutjungen Truppen umgehen, was ihm bereits eindrucksvoll im Vorjahr gelungen war. Die wichtigsten Abgänge hat das Kleeblatt positionsgetreu kompensiert, einzig ein direkter Ersatz für Wagner fehlt. Dazu scheinen sich die Franken punktuell verstärkt zu haben. Tendenziell macht Fürth einen Schritt nach vorne statt zurück. Platz 4-8.
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Personal: Etwas überraschend ließen die Ostwestfalen einige Leistungsträger der vergangenen Spielzeiten ziehen, die im letzten Halbjahr ins Hintertreffen geraten waren. Neben Jannis Heuer und Marco Schuster betraf das auch Robert Leipertz und Kai Klefisch. Dadurch generierte der SCP gleichzeitig Einnahmen - wie auch durch den Transfer von Sirlord Conteh in die Bundesliga. Das Geld wurde beispielsweise in eine Rückkehr von Sven Michel investiert, dazu wurden Drittliga-Shootingstars wie Felix Götze, Luca Herrmann, Mika Baur und Santiago Castaneda für den nächsten Schritt in der Karriere verpflichtet. Cheftrainer Lukas Kwasniok wird wieder reichlich Auswahl zum Basteln an seiner Formation bekommen.
Vorbereitung: Achtungserfolge erzielte Paderborn in erster Linie mit zwei Unentschieden. Neben dem 0:0-Remis gegen Dynami Kiew steht auch ein 3:3 gegen die PSV Eindhoven auf der Habenseite. Auch der 5:0-Kantersieg gegen Birmingham City sollte nicht außer Acht gelassen sein, wenngleich der englische Traditionsklub mittlerweile Drittligist ist. Auch Viktoria Köln (1:0) und die Kickers Emden (6:2) wurden von Paderborn geschlagen.
Auftaktprogramm: Auf die Ostwestfalen wartet ein Kracher-Auftakt, denn nach dem Saisonstart bei Hertha BSC geht es direkt gegen den SV Darmstadt 98 und Greuther Fürth weiter. Vor der ersten Länderspielpause folgt dann noch das Heimspiel gegen Aufsteiger SSV Ulm 1846. Das Programm findet wohl getreu dem Motto statt, dass alles passieren kann und nichts passieren muss.
Prognose: Lukas Kwasniok hat seine Mannschaft in den letzten drei Jahren stets auf einem konstanten Niveau gehalten. Auch in seiner vierten Saison durfte der Fußballlehrer den Kader wieder an seine Wünsche anpassen - und klar scheint, dass der SCP mindestens seine bisherigen Leistungen bestätigen kann. Schlagen die Shootingstars ein, dann ist sogar mehr drin. Platz 3-7.