MSV Duisburg: 25 Torschüsse und zwei K.O.nter

In Bielefeld konnte der MSV Duisburg noch Kapital aus der Defensivschwäche der Hausherren ziehen. Nur eine Woche später offenbarten die Zebras im Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg ganz ähnliche Probleme und luden den Club förmlich zu einem Kantersieg ein. Was trotz einer 1:6-Klatsche kurios anmutet: Der MSV Duisburg hätte die Partie auch mit demselben Ergebnis für sich entscheiden können.

Werner glänzt auch in Liga 2

Während Timo Werner derzeit nicht nur Leipzig verzückt, sondern auch im Trikot der Nationalmannschaft glänzt, kann sich sein Namensvetter Tobias Werner vom 1. FC Nürnberg nach seiner Gala-Vorstellung gegen den MSV Duisburg ebenso auf die Schultern klopfen. Der Ex-Stuttgarter, der bei den Schwaben ein unglückliches Zweitliga-Jahr hinter sich hatte, konnte beim 6:1-Festival des Clubs gleich zweimal als Vorbereiter für seinen – bis dahin – torlosen Sturmpartner Mikael Ishak glänzen. Wohlgemerkt unter gütiger Mithilfe der heimischen Defensive. Die Viererkette rund um Kapitän Kevin Wolze erlebte gegen die Nürnberger einen rabenschwarzen Tag, ließen sich innerhalb der ersten halben Stunde zwei Mal mit einfachsten Mitteln überwinden. Schnittstellenpässe auf Tobias Werner, der seinen Gegenspielern in beiden Fällen davonlief, das gute Auge für den mitgelaufenen Ishak und ein optimaler Querpass – Zebra-Keeper Mark Flekken war sichtlich bedient. Was nun aber nicht unter den Tisch gekehrt werden darf, ist die Tatsache, dass die unzureichende Abwehrarbeit der Duisburger in großem Zusammenhang mit ihren Offensivbemühungen stand. Denn für die Meidericher gab es gegen den Club nur eine Laufrichtung: Immer wieder auf den Kasten von Torhüter Thorsten Kirschbaum. Bis zu 25 Torschüsse listet die Statistik nach Abpfiff für die Zebras auf, was mehr als doppelt so viele Abschlüsse waren, als die Gäste verbuchen konnten. Trotzdem standen die sechs Treffer am Ende für die Nürnberger auf der Anzeigentafel.

Moral ungebrochen – Fans zufrieden

Cedric Teuchert schob noch in der letzten Spielminute einen weiteren Ball über die Linie, das Desaster für den MSV Duisburg schien perfekt zu sein. Doch dann geschah etwas im Stadion, was angesichts der jüngsten Vergangenheit undenkbar erschien. "So etwas habe ich noch nie erlebt", zeigte sich Duisburgs Coach Ilia Gruev auf der Pressekonferenz nach der Partie ehrlich. Gemeint war die Unterstützung der Fans von den Rängen, die mit jedem Gegentreffer an Intensität gewann. Das Publikum beweist damit ein feines Gefühl dafür, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt haben und die Leistung ihrer Mannschaft auf dem Platz anerkennen. Hätte Stanislav Iljutcenko eine seiner beiden 100%igen in der 2. Halbzeit genutzt, hätte Thorsten Kirschbaum im Tor der Nürnberger keinen Sahnetag gehabt oder hätte sich die Abwehrkette der Zebras nicht zweimal ganz einfach ausspielen lassen – dann wäre das Spiel möglicherweise anders ausgegangen. Aber die goldene Faustregel "Hätte-hätte-Fahrradkette" kommt bekanntermaßen aus dem Fußball-Jargon. So verlieren die Zebras eine Partie, bei der ein 5:5-Unentschieden auch kein überraschendes Ergebnis gewesen wäre. Für Ilia Gruev und sein Trainerteam gilt es jetzt die Fehler schnellstmöglich auszumerzen und das Positive aus dem offensiven Spiel mitzunehmen – denn schon am Dienstag müssen die Zebras in Ingolstadt bei einem ähnlich angriffslustigen Team ran. Der Ex-Bundesligist schoss sich seinerseits mit einem 4:0-Erfolg in St. Pauli für die Zebras warm. Bei allem Heil, was der MSV in der Offensive sucht, eine konzentrierte Defensivarbeit wird den Meiderichern in der bayrischen Audi-Stadt nicht schaden.

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