Saisonvorschau FCK: Aufbruch nach dem Umbruch
Die vergangene Saison war in Kaiserslautern eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Nach durchwachsenem Saisonstart mit inneren Streitereien folgte die Trennung von Trainer Franco Foda und unter seinem Nachfolger Kosta Runjaic der Aufschwung bis zur Tabellenführung. Darauf folgte ein erneuter Rückschlag durch eine Pleitenserie vor der Winterpause. Die Rückrunde begann mehr als vielversprechend mit dem Auftaktsieg gegen Aufstiegskonkurrent Fürth und dem sensationellen Sieg im Viertelfinale des DFB-Pokal bei Bayer Leverkusen. Als man in der Pfalz gerade dachte es läuft so weiter, folgten erneut reihenweise schwache Spiele gegen Mannschaften aus den unteren Tabellenregionen. Ständig tat man sich schwer mit tiefstehenden Gegnern. Folgerichtig reicht es am Ende nur zum einem trostlosen vierten Platz. Letztes Highlight war das Pokalhalbfinale gegen den späteren Double-Gewinner Bayern München. Nach der Saison war schnell klar, dass sich einiges ändern würde auf dem Betzenberg. Bis jetzt stehen 13 Abgänge fest und zehn Neuzugänge (zum Teil aus der eigenen Jugend), inklusive der rückkehrenden Leihspieler tummeln sich auf dem Trainingsplatz. Besonders im Sturm macht sich der personelle Umbruch bemerkbar, denn die Torschützen von 33 der 55 Tore aus der vergangenen Saison haben den Verein verlassen, bzw. stehen zum Verkauf.
Die Testspiele
Die Vorbereitung zur neuen Saison begann für den FCK mit einem deutlichen 20:0 gegen eine regionale Fanauswahl. Neben weiteren deutlichen Siegen gegen Ludwigshafen (9:1) und Banik Most (5:0) konnte besonders der 2:1 Erfolg gegen den österreichischen Meister RB Salzburg als Gradmesser zählen. Einem zweiten Platz beim Fürstenhof Cup in Bad Kreuznach durch eine Niederlage nach Elfmeterschießen im Endspiel gegen den FSV Frankfurt, folgte ein Sieg beim Allgäuer Latschenkiefer Cup in Homburg. Die Generalproben gegen Mainz 05 (1:2) und AS Nancy (2:2) konnten die Roten Teufel zwar nicht siegreich, aber dennoch mit anständigen Leistungen bestreiten. Unterm Strich durfte Trainer Runjaic eine ordentliche Vorbereitung beobachten und sicherlich wichtige Schlüsse für seine mögliche Wunschelf ziehen.
Mögliche Startelf
Einigen Spielern gelang es sich durch starke Auftritte in den Vordergrund zu spielen. Allen voran konnte wohl Srdjan Lakic, dessen Karten nach der schwachen Rückrunde nicht so gut waren, sich mit 10 Testspieltoren empfehlen. Auch Marcel Gaus (8 Treffer) nutzte die Partien um sich in guter Form zu präsentieren. Als Ersatz für Dick auf der rechten Seite konnte das Eigengewächs Jean Zimmer Pluspunkte sammeln und sollte zunächst die Nase gegenüber Neuzugang Michael Schulze vorn haben. Die linke Seite wird wie im Vorjahr wohl von Chris Löwe und Marcel Gaus beackert, während rechts neben Zimmer weiterhin Karim Matmour gesetzt sein sollte. Als Spielmacher scheint Kevin Stöger das Vertrauen von Runjaic zu bekommen, auch wenn wohl hinter den Kulissen weiter nach Verstärkungen gesucht wird. Offen scheinen lediglich noch die Plätze im zentralen Mittelfeld und der zweite Innenverteidiger neben Marc Torréjon zu sein. Im Tor rief der Coach zu Beginn der Vorbereitung einen Zweikampf zwischen Tobias Sippel und dem jungen Marius Müller aus, den wohl der erfahrenere Keeper für sich entscheiden wird. Möglicherweise auch deshalb, weil Sippel als Rückhalt einer sehr jungen Truppe wichtig werden könnte. Auffällig bei der möglichen Startelf ist, dass zunächst kein Neuzugang der Sprung in den Anfangskader schaffen wird. Allerdings wird besonders Phillip Hofmann wohl recht schnell zu Einsatzzeiten als Joker kommen und um seinen Platz kämpfen. Schwerer dürften es André Fomitschow und Michael Schulze auf den defensiven Außenbahnen haben an den gesetzten Spielern vorbeizukommen.
Mögliche Elf zum Saisonstart: Sippel – Löwe, Torréjon, Orban (Heintz), Zimmer – Ring (Karl), Jenssen – Gaus, Stöger, Matmour - Lakic
Wichtigster Spieler
Den einen wichtigen Spieler sucht bei den Pfälzern vergeblich. Die Helden der Vorsaison haben den Verein verlassen oder zum Saisonende stark nachgelassen. Die Hoffnungen ruhen nun auf dem neuen Kollektiv, das sich um die erfahren Spieler wie Sippel, Torréjon, Karl, Matmour oder Lakic bilden soll. Den jungen Leuten wie Zimmer, Gaus, Stöger, Orban oder Heintz, traut man in Kaiserslautern große Leistungssprünge zu und erwartet eine Entwicklung. Die Führungsspieler müssen ihre Rolle annehmen, das Kollektiv führen und bei Nackenschlägen als Rückhalt dienen.
Stärken
Die Stärken sind zur neuen Saison schwer einzuschätzen. Die starke Offensive, die letztes Jahr für viel Aufsehen sorgen konnte, hat den Verein verlassen. Wie schnell Lakic, Hofmann und Co. diese Lücke füllen können, bleibt abzusehen. Sicher ein Vorteil sind bei den Roten Teufeln stets die treuen Fans, die in jedem Spiel für einen klasse Support sorgen werden und so vielleicht hier und da die entscheidenden Prozent an Leistung herauskitzeln können. Auch die Torgefahr bei Standards, die in Lautern schon früher eine wichtige Rolle einnahm, muss wieder zu einer der Stärken werden.
Schwächen
Die große Schwäche, welche auch zum Verpassen des Aufstiegs führte war die Ideenlosigkeit der Offensive gegen tiefstehende Gegner. Egal ob mit einer oder zwei Spitzen, der FCK tat sich ständig schwer einen Abwehrriegel zu knacken. Dies muss nun ein Kreativspieler wie Stöger oder ein eventueller Neuzugang ausbessern. Allerdings sind auch die anderen Mannschaftsteile verpflichtet dieses Defizit zu beheben. Auch die Defensive war in der Vergangenheit nicht der gewünschte Rückhalt und neigte zu haarsträubenden Patzern. Kaiserslautern muss besonders bei den jungen Spielern Heintz, Orban und Zimmer in der Abwehrkette für Sicherheit und Selbstvertrauen sorgen.
Trainer
Kosta Runjaic ist aktuell sicher im Amt und hat nun seine erste 'richtige' Saison in der Pfalz begonnen, da er erstmals die komplette Sommervorbereitung mit dem Team absolvieren konnte. Seine Aufgabe ist es nun der Mannschaft ein neues Gesicht zu verbessern und die Schwächen der letzten Saison auszubessern. Mit Markus Schupp steht dem Coach seit kurzem ein Sportchef zur Seite, der bei Transfers und Kaderfragen eine neue Note einbringen könnte. Sicher scheint dabei, dass das Führungsteam verstärkt auf junge Spieler setzen wird und dabei besonders eigene Jugendspieler miteinbeziehen will. Mit Zimmer, Orban und Heintz stehen drei bereits im erweiterten Kaderkreis. Aber auch andere Spieler wie etwa Sebastian Jacob und Jan-Lucas Dorow durften die komplette Vorbereitung mit den Profis verbringen und sich empfehlen. Eine weitere Aufgabe für Runjaic wird es also diese Spieler stückweise an den Profikader heranzuführen. Sicherlich muss sich der Serbe spätestens nach der Saison auch an den Erfolgen seiner ersten 'richtigen' Spielzeit messen lassen.
Prognose
Offen vom Aufstieg spricht derzeit keiner in der Pfalz und dabei sollten sie es auch belassen. Wichtiger scheint es aktuell die Mannschaft zu formen und weiter zu entwickeln. Gelingt den Pfälzern ein guter Start bei den schweren Heimspielen gegen 1860 München und Absteiger Eintracht Braunschweig kann man mit der guten Frühform in Schlagdistanz zu den ersten Rängen bleiben. Jedoch ist ebenso entscheidend bei einem Fehlstart oder eventuellen Schwächephasen während der Saison die Ruhe zu bewahren und stetig weiter zu arbeiten. Betrachtet man den Verlust der Toptorjäger Zoller und Idrissou liegt eine schwere Last auf Lakic oder Neuzugang Hofmann. Eine eingespielte Offensive zu bekommen wird eine Weile dauern und so werden die Roten Teufel keine große Rolle im Aufstiegsrennen spielen. Allerdings wird mit den jungen, hungrigen Spielern eine stabile Saison möglich sein, die Perspektiven für die Zukunft schaffen kann. Unsere Prognose für Kaiserslautern: Platz 7 - 9.