SC Paderborn: Der Weihnachtsbaum brennt bereits

Noch sind es eineinhalb Wochen bis Weihnachten, doch beim SC Paderborn brennt der Baum nach der derben 0:4-Pleite in Bochum bereits jetzt lichterloh. Bis auf Torhüter Lukas Kruse erreichte am Freitagabend kein Spieler Zweitliga-Niveau. Die Folge war das wohl schlechteste SCP-Spiel der vergangenen Jahrezehnte. Noch nie zuvor in der Geschichte der 2. Liga hatte ein Bundesliga-Absteiger nach 18 Spieltagen weniger Punkte auf dem Konto. Der Druck auf Trainer Stefan Effenberg wächst, die Fans toben, der Abstiegskampf ist nicht mehr von der Hand zu weisen. Ein Kommentar.

Drängte Finke auf die Suspendierungen?

Keine 24 Stunden nach der mehr als blamablen Vorstellung zogen die Ostwestfalen erste Konsequenzen: Daniel Brückner, Mahir Saglik und Srdjan Lakic wurden mit sofortiger Wirkung suspendiert und können sich bereits in der Winterpause einen neuen Verein suchen. Ob sie jemals wieder für Paderborn auflaufen werden, ist unklar, da die Verträge des Trios am Saisonende auslaufen. "Mit den Suspendierungen wollen wir gemeinsam den notwendigen Umbau im Kader auch mit Blick auf die Saison 2016/2017 einleiten”, erklärte Präsident Wilfried Finke. Dass laut "Kicker" Finke auf die Suspendierungen gedrängt haben soll und damit die Autorität von Effenberg ein stückweit untergraben hat, hinterlässt jedoch einen faden Beigeschmack.

Traf es die Richtigen?

Auch, ob es die richtigen Spieler getroffen hat, bleibt fraglich. Während in der Personalie Lakic in Fankreisen Einigkeit herrscht, können viele den Rauswurf von Brückner und Saglik nicht verstehen. Zusammen haben beide über 400 Spiele für den SCP bestritten und den Sportclub in den vergangenen Jahren durch Dick und Dünn begleitet. Man darf davon ausgehen, dass die Suspendierungen in diesem Fall hauptsächlich auf Vorfälle außerhalb des Rasens zurückzuführen sind. Denn sportlich gehörten Brückner und Saglik - selbst gegen Bochum - nicht zu den schlechtesten.

Hoheneder mit Freifahrtsschein

Ginge es allein danach, dürfte Innenverteidiger Niklas Hoheneder schon lange nicht mehr auf dem Platz stehen. Schon in den letzten Wochen leistete sich der Österreicher, den Effenberg zum Abwehrchef auserkoren hatte, bedenkliche Schnitzer. Gegen Bochum konnte er seine Form noch einmal deutlich unterbieten: Vor dem 0:3 klärte er im Strafraum (mit dem Rücken zum Feld stehend) mit der Hacke - genau vor die Füße eines Bochumers. Auch sonst machte Hoheneder immer wieder mit katastrophalen Fehlpässen auf sich aufmerksam. Und dennoch steht der 29-Jährige Woche für Woche in der Startelf. Warum? Das weiß keiner.

Ein Lebenszeichen muss her

Man darf gespannt sein, wie der SCP im letzten Spiel vor Weihnachten gegen Fortuna Düsseldorf auftreten wird. Ein Sieg ist mehr als je zuvor in den vergangenen Monaten Pflicht. Niemand erwartet, dass die Fortuna aus dem Stadion geschossen wird. Doch dass die Spieler zumindest so tun, als ob sie gewinnen wollen, sollte man schon erwarten dürfen. Gegen Bochum war nicht mal das der Fall und zeigt somit einmal mehr, wie schlecht es um den Verein derzeit bestellt ist. Die Fans toben bereits. In Bochum riefen sie kurz vor Schluss: "Außer Kruse könnt ihr alle gehen." Immerhin: Der Ernst der Lage wurde mittlerweile erkannt: "Wir bieten Katastrophenfußball an", so Finke im Interview mit dem "Westfalen Blatt". Die Bundesliga bleibe zwar mittelfristig das Ziel, zunächst gehe es aber ausschließlich um den Klassenerhalt.

In der Winterpause muss dringend reagiert und ein Umbruch eingeleitet werden. Bis auf den Platz zwischen den Pfosten ist auf allen Positionen Bedarf - vor allem in der Abwehr, im Mittelfeld und im Sturm. Zunächst muss die Mannschaft aber gegen Düsseldorf ein Lebenszeichen senden. Ansonsten ist der ohnehin bereits brennende Weihnachtsbaum noch vor den Feiertagen komplett runtergebrannt. Löschen lässt er sich aber ohnehin nicht mehr.

 

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