Thomas Letsch: Lückenbüßer statt großer Liebe

Er sollte das große Erbe des Domenico Tedesco in Aue antreten, die Veilchen zum frühen Klassenerhalt führen und eine junge schlagkräftige Mannschaft aufstellen. Nach 57 Tagen ist dieser Traum ausgeträumt, Thomas Letsch ist nicht mehr Cheftrainer im Lößnitztal. Doch ist das die Lösung der Auer Probleme? Ein Kommentar.

Der Funke sprang nie über

Bei der Verpflichtung von Domenico Tedesco gab es Zweifel, ob ein 31-Jähriger die Veilchen vom letzten Tabellenplatz noch zum Klassenerhalt führen kann. Binnen weniger Tage wischte er diese beiseite, mit seinem Elan, seiner Offenheit und vor allem seinem fußballerischen Wissen gewann Tedesco schnell die Auer Herzen. Mit seiner nüchternen und ruhigen Art gelang dies Letsch nicht. Doch die Wahrheit liegt natürlich auf dem Platz und da kriselte es in Aue schon in der Vorbereitung, kein relevantes Testspiel konnten die Lila-Weißen gewinnen, auch der Saisonstart fiel ins Wasser. Da waren kein Feuer, keine Leidenschaft und keine klare Linie im Spiel. Gegen Düsseldorf und Heidenheim konnte man noch positive Ansätze sehen, dann folgte in Wehen der Offenbarungseid. Spielte die Mannschaft da schon gegen ihren Trainer, es hatte zumindest große Ähnlichkeiten mit der Derbyniederlage im Frühjahr, die Pavel Dotchev zum Aufgeben zwang. Dazu gab es scheinbar noch Spannungen mit dem Trainerteam und der Mannschaft, die Vereinsführung war letztlich gezwungen zu Handeln. Und so wurde aus einem für drei Jahre geplanten Projekt das kürzeste Intermezzo der Auer Vereinsgesichte, keine zwei Monate war Letsch im Amt. Die Fußstapfen seines Vorgängers waren groß, doch Letsch scheiterte nicht am Vergleich, er bekam den Bogen vom Jugendtrainer zum Profitrainer nicht heraus. Die Vereinsführung um Präsident Helge Leonhardt muss sich für die Fehlbesetzung verantworten und Konsequenzen ziehen, schließlich entschieden sie sich für den 48-Jährigen. Das Anforderungsprofil für den neuen Trainer muss überarbeitet werden, man wird keinen Tedesco 2.0 finden, die durchgewürfelte Mannschaft braucht jetzt einen Trainer mit Erfahrung und Durchsetzungsvermögen.

Noch viele Baustellen

Doch lösen sich mit der Entlassung die Auer Probleme? Noch ist fraglich, ob die Mannschaft in der 2. Liga mithalten kann, insbesondere in der Defensive verpasste die Vereinsführung die Abgänge der Stammspieler zu kompensieren, in jedem Spiel setzte es zwei Gegentore. Seit langem ist man zudem auf der Suche nach einem neuen Stürmer, aber der Transfermarkt schließt schon in zwei Wochen. Es ist unwahrscheinlich, dass man in dieser kurzen Zeit noch einen Trainer verpflichtet und den Kader nach dessen Vorstellungen optimieren kann. Auch die Hypothek in der Liga ist bereits groß, überrascht man gegen Braunschweig, Nürnberg und Ingolstadt nicht, droht ein ähnlich katastrophaler Start in die Saison wie 2014, damals stiegen die Veilchen ab. Trainerteam, Mannschaft und Vereinsführung haben sich gegen Letsch gestellt, nun gibt es keine Ausreden und Entschuldigungen mehr. Sie haben ihren Kredit verspielt, ab jetzt zählen nur noch Leistungen und Ergebnisse.

 

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