Erzgebirge Aue: Schicht im Schacht

Die Veilchen erleben eine bittere Derbyniederlage. Nach einer desaströsen ersten Hälfte kann die Mannschaft im Durchgang zwei nur noch die Scherben zusammensammeln und verliert verdient. Mit dem 1:4 revanchieren sich die Dresdner für die Niederlage im Hinspiel, die Auer behalten die rote Laterne und drohen den Anschluss zu verlieren.

Arbeitsverweigerung

Aue kam mit Rückenwind ins Derby und hatte in der Vorwoche sich ein Unentschieden bei der Eintracht aus Braunschweig erarbeitet. Vor allem durch Kampfgeist und Wille war der Mannschaft ins Spiel zurückgekommen, doch davon präsentierten die Veilchen im wohl prestigeträchtigsten Spiel des Jahres gar nichts. Dabei hatte Pavel Dotchev die Mannschaft offensiv ausgerichtet, hatte mit Clemens Fandrich und Nicky Adler zwei Mittelfeldspieler draußen gelassen und die Stürmer Albert Bunjaku und Dimitrij Nazarov ins Spiel gebracht. Die Veränderungen fielen jedoch kaum auf, gleich die erste Chance der Schwarz-Gelben in der 16. Minute saß. Nach einer Ecke von Kreuzer konnte Kutschke ungehindert den Ball aufs Tor bringen, Martin Männel im Auer Kasten reagierte noch glänzend, doch der Nachschuss von Müller zappelte im Netz. Keine fünf Minuten später stellten die Gäste auf 2:0, Kreuzer bekam auf der linken Auer Abwehrseite alle Freiheiten und vollendete. Aue konnte sich nicht aufbäumen, kein Spielplan, keine Ruhe, die Mannschaft um Routinier Christian Tiffert wirkte komplett von der Rolle, erspielte sich keine Chancen. Nachdem Simon Skarlatidis verletzt vom Spielfeld musste wechselte Pavel Dotchev gleich doppelt und brachte Fabio Kaufmann und Mario Kvesic, noch mehr Offensive, doch auch diese Korrektur brachte nichts. Im Gegenteil, die nächste Ecken von Dresden landeten wieder bei Kutschke, wieder ließen die Veilchen den 1,94 Meter-Hünen viel zu viel Platz - 0:3 und 0:4, eine Blamage. Bis auf Keeper Martin Männel verweigerte die Mannschaft den Dienst und ließ Dynamo alle Freiheiten.

Zweiter Durchgang: Ergebniskosmetik

Zumindest in Halbzeit zwei bäumten sich die Veilchen etwas auf, insbesondere Kvesic warf sich in jeden Ball und nach einem Foul am Bosnier im Strafraum, stellte Nazarov vom Punkt auf 1:4. Von Ordnung und Stabilität war bei beiden Teams wenig zu sehen, beide Offensivreihen kamen zu Großchancen, doch am Ergebnis änderte sich nichts mehr. Dynamo agierte auf Sparflamme, die Veilchen schlugen jedoch keinen Profit daraus. Auch weil Albert Bunjaku einige gute Möglichkeiten liegen ließ. Der einzige Winterneuzugang sorgt bei weitem noch nicht für die nötige Gefahr. Aue verliert das wichtige Sachsenderby durch eine müde und lustlose Abwehrleistung in der ersten Hälfte. Lediglich Martin Männel und Mario Kvesic zeigten den nötigen Einsatz, doch beim Rest der Veilchen fehlte dieser.

Vorstand und Trainer in der Kritik

Über 20 Jahre hatten die Elbstädter im Erzgebirge nicht mehr gewonnen, Aue hatte das Erzgebirgsstadion im Derby immer in eine Festung verwandelt, doch mit der Niederlage fällt der Lößnitztal-Nimbus. Den Unmut der Fans bekamen die Verantwortlichen schon während der Partie zu sehen, die Auer Fans entrollten ein Plakat und forderten den Rücktritt des Vorstandes. Es ist der bisherige Tiefpunkt einer turbulenten elften Zweitliga-Saison in Aue, Präsident Helge Leonhardt hielt bisher schützend die Hand vor Trainer Pavel Dotchev, doch das Ziel von acht Siegen im Jahr 2017 ist in weite Ferne gerückt. Mit der Niederlage im Prestigeduelle dürfte der Stuhl von Dotchev bedrohlich wackeln und spätestens im Sommer muss sich auch der Vorstand mit den Fehlern der Vereinsführung beschäftigen und die Konsequenzen ziehen. Im Rennen um den Klassenerhalt hat der FC Erzgebirge Aue einen harten Rückschlag erlitten. Zwar könnte man schon mit einem Sieg gegen Bielefeld wieder nach oben rutschen, doch der Auftritt im Derby dürfte den Fans wenig Hoffnung auf einen Auswärtssieg geben. Immer noch fehlt es der Mannschaft an Konstanz, war der Auftritt in Braunschweig noch so überzeugend, gegen Dynamo enttäuschten die Spieler ihre Fans. War man in der Hinrunde spielerisch noch teilweise überlegen, fehlt es der Mannschaft im Jahr 2017 an einer klaren Spielidee und scheinbar auch an der nötigen Mentalität.

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