Erzgebirge Aue: Veilchen bestehen Charaktertest nicht

0:4! Der FC Erzgebirge Aue geht an der Elbe im Sachsenderby baden und kassiert die höchste Niederlage gegen Dynamo Dresden seit 34 Jahren. Nach einer mut- und ideenlosen Vorstellung der Erzgebirger droht nun nicht nur eine unruhige Adventszeit, sondern auch der Tabellenkeller. Hannes Drews steht zum ersten Mal in seiner noch jungen Karriere unter Druck.

Blamage beim Erzrivalen

Dresden gegen Aue, im große Sachsenderby war für die Erzgebirger in den letzten Jahren immer etwas zu holen. In der langen Geschichte dieses Prestigeduells gab es viele enge und spannende Spiele, der Sieg für Dynamo war am Sonntag jedoch nie gefährdet. Dabei hatte man nach der dicken Packung im Frühjahr mit der Mannschaft von Uwe Neuhaus noch eine Rechnung offen. Der Spielfilm ist schnell erzählt, die Veilchen bekamen zu keiner Zeit zwei Füße auf den Boden im DDV-Stadion. Keine Körpersprache, ein viel zu passives Abwehrverhalten und kaum Entlastung durch die Stürmer, Aue machte es einer aggressiven und willensstarken Dynamo-Elf leicht. Berko eröffnete bereits in der 4. Spielminute das Dauerfeuer auf den Kasten von Martin Männel, nur das Aluminium und zwei starke Reflexe vom Auer Kapitän verhinderten in den Anfangsminuten den frühen Rückstand. In der 21. Minute hatte Männel allerdings keine Chance, Duljevic konnte unbedrängt flanken und Röser köpfte freistehend ohne Probleme ein. Kein Druck auf den Ballführenden, die Abwehrreihe der Lila-Weißen schaute mehr oder weniger Dynamo beim Spielen zu.

Die Veilchen kamen kaum einmal gefährlich vor das Tor, den einzigen Warnschuss gab Nicolai Rapp ab, der das Leder nach einem Freistoß an den Querbalken köpfte. Dresden zog vor der Pause noch einmal kurz an und erhöhte prompt. Ausgerechnet der Ex-Auer Benatelli konnte, umringt von Auer Verteidigern, den Ball in Ruhe im Strafraum annehmen und zum 2:0 einschieben. Der Drops war gelutscht, Aue konnte seit September nie mehr als ein Tor pro Spiel machen. Da waren die Standardtreffer zum 3:0 und 4:0 von Dynamo im zweiten Durchgang gar nicht mehr nötig, Aue schaute hinten zu und bracht kaum noch einen Ball in den gegnerischen Strafraum.  Pascal Köpke und Dimitrij Nazarov hingen im Sturm komplett in der Luft, einzig der eingewechselte Mario Kvesic mühte sich noch, war jedoch allein auf weiter Flur. Dresden erbarmte sich und beließ es beim 4:0. Es war die zweite hohe Niederlage für Aue in den letzten Wochen.

Wackelt schon wieder der Trainerstuhl?

Eine 0:4-Klatsche im Derby, Hannes Drews Stuhl im Erzgebirge dürfte nach dieser Vorstellung zum ersten Mal leicht ins Wanken geraten. Nicht das Ergebnis, sondern die Leistung seiner Elf wirft große Fragen auf, keine Courage, kein Herzblut, Dynamo machte es den Veilchen vor, wie man ein Derby spielt und gewinnt. Pavel Dotchev nahm im Frühjahr nach einer ähnlich sang- und klanglosen Vorstellung gegen Dresden seinen Hut, damals standen die Veilchen auf einem Abstiegsplatz. Doch ist der Trainer das einzige Problem im Erzgebirge? Hannes Drews übernahm eine bunt zusammengestellte und blutjunge Auer Mannschaft im September und führte die Veilchen zügig ins Tabellenmittelfeld. So gut waren die Sachsen schon lange nicht mehr unterwegs, mit 19 Zählern liegen die Lila-Weißen punktetechnisch sogar voll im Soll.

Jedoch lässt sich Fußball nicht auf einfache Zahlen herunterbrechen, Emotionen überwiegen und ein 0:4 im Derby-Pleite schmerzt doppelt und dreifach. Der Höhenflug machte die Spieler träge und nach dem starken Sieg gegen Regensburg Ende Oktober konnte man nicht mehr gewinnen. Derbys sind immer Charaktertests und diesen haben die Veilchen in Dresden nicht bestanden. Der Mannschaft fehlt es momentan an Profil und an der nötigen Gier, auch in der Tiefe ist der Kader scheinbar nicht stark genug. Holen die Erzgebirger bis zur Winterpause keinen Sieg, überwintert man womöglich über Weihnachten auf dem Relegationsplatz. Doch die Liga ist eng, sechs Punkte stehen noch aus, mit denen Aue auch wieder ins Tabellenmittelfeld springen kann. Hannes Drews muss mit seiner Mannschaft den Turnaround schaffen, nach seinem starken Einstieg fiel die Formkurve im Spätherbst deutlich ab. Nicht nur der Trainer ist gefordert, die Mannschaft muss nach dem blamablen Auftritt jetzt zeigen aus welchem Holz sie geschnitzt ist.

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