"Absteiger"-Rufe der Fans: Arminia Bielefeld vergibt 3:0-Führung

3:0 führte Arminia Bielefeld am Sonntag beim Auswärtsspiel in Braunschweig. Was wie ein Festtag begann, sollte im Albtraum enden. 3:3 hieß es am Ende, was die Gemüter zum Überkochen brachte. Während Trainer Daniel Scherning die Passivität seiner Mannschaft kritisierte, forderten die mitgereisten Fans handfeste Konsequenzen – welche aber wohl noch nicht folgen sollen. 

"Eine Riesenchance vergeben"

20 Minuten spielten die Bielefelder so guten Fußball wie seit langer Zeit nicht mehr. 3:0 ging man in dieser Phase gegen den direkten Konkurrenten aus Braunschweig in Führung. Doch anstatt das Spiel folgend über die Zeit zu bringen, brach das Kartenhaus mit dem postwendenden Anschlusstreffer in der 22. Spielminute völlig zusammen. "Gerade wenn du hier 3:0 führst nach guten 20 Minuten, ist das eine gefühlte Niederlage", resümierte ein sichtlich angefressener Daniel Scherning auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. So habe seine Mannschaft nach dem perfekten Start "zu wenig für das Spiel gemacht, zu wenig Entlastung besorgt."

Dies rächte sich in beinahe historischem Maße. "Wir hatten heute nach dem 3:0 alles in der eigenen Hand und haben ab der 30. Minute nichts mehr von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben", haderte auch Consbruch, der an allen drei Bielefelder Treffern direkt beteiligt war. So habe das Team laut der Analyse bei jedem Gegentreffer "sieben oder acht Mann hinter dem Ball gehabt. Beim tiefen Verteidigen darfst du nicht passiv werden." Das 3:3 sei dann die "Quittung" für das passive Verhalten.

Unmut bei den Fans – keine Konsequenzen angedacht

Anstatt also an den Braunschweigern vorbeizuziehen und den Relegationsrang zu verlassen, blieb die Arminia auf ebendiesem. "Eine Riesenchance" habe man somit vergeben, kritisierte Scherning. "Mit einem 3:3 nach Hause zu fahren ist enttäuschend und da müssen wir uns selber an die Nase fassen. Wir haben einfach den Zugriff verloren und uns reindrücken lassen", musste auch Klünter feststellen. Gerade einmal ein Punkt trennt die Bielefelder vom Schlusslicht Sandhausen. Die Abstiegssorgen wurden damit gewiss nicht kleiner.

Dies mussten auch die 2.200 mitgereisten und nahezu fassungslosen DSC-Anhänger feststellen. "Absteiger, Absteiger!", skandierten die Anhänger einheitlich, als die Mannschaft nach dem Spiel zum Fanblock schritt. Klünter zeigte für dieses Verhalten bedingt Verständnis: "Dass unsere Fans wütend sind, da haben sie allen Grund zu. Ich kann den Unmut auch total verstehen. Aber „Absteiger“-Rufe kann ich nicht verstehen, das bringt uns nicht weiter", kritisierte der Außenbahnspieler. Es folgten zudem "Arabi raus"-Rufe des Anhangs, die eindeutig bewiesen: Das Tischtuch zwischen Fans, Mannschaft und Sportvorstand scheint zerschnitten.

Direkte Konsequenzen werden wohl dennoch eher nicht folgen. Erst vor dem Spiel sprachen sich die Verantwortlichen für den Trainer aus. "Das Duo Scherning und Arabi ist sehr gut", sagte Arabi selbst noch vor dem Spiel, wie die "Neue Westfälische" berichtete. "Bei den letzten drei Trainern war es so, dass irgendwann aus der Mannschaft oder dem Co-Trainerteam Kritik am Cheftrainer kam. Bei Daniel Scherning ist es das erste Mal, dass wir das nicht haben. Ganz so falsch kann es also nicht sein." Trainer Scherning wollte sich nach dem Spiel nicht zu seiner Personalie äußern. Vier sieglose Spiele in Serie sprechen allerdings eine deutliche Sprache. In der kommenden Woche wartet indes Ligaprimus Darmstadt auf die Arminia, die schleunigst in die Spur finden muss.

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