Aus der Regionalliga in die Süper Lig: Alkan Tunca im Interview
Alkan Tunca ist gerade einmal 20 Jahre alt und hat den großen Sprung geschafft. Normalerweise steht er in der U23 des FC Sankt Pauli im Tor. Ab August 2014 wird er in der türkischen Süper Lig spielen. Ein Sprung, den nicht jeder schafft. Im Sommer 2010 kam er nach nur einem Jahr in der Jugend des Hamburger Sportverein rüber auf den Kiez. Über die U17 und U19 kam er im Jahr 2013 zur U23. Dort wurde er die Nummer 1 im Tor und kam in der Regionalliga Nord auf 20 Einsätze, wobei er 19 Mal über 90 Minuten im Tor stand. Lediglich einmal musste er in der Halbzeit verletzt ausgewechselt werden. Die gesamte Saison über zeigte Alkan Tunca eine ansprechende Leistung und brachte sich somit in den Fokus anderer Vereine. Im Sommer 2014 wechselte er dann in die türkische Super Lig zu Gaziantepspor. Er unterschrieb dort vorerst einen Vertrag für 3 Jahre. Im Interview mit liga2-online.de verriet der 20-Jährige die Gründe für seinen Wechsel und spricht über seine Zeit beim FC St. Pauli.
liga2-online: Herr Tunca, wenn Sie an Ihre Zeit beim FC Sankt Pauli zurück denken, was war für Sie das schönste Erlebnis?
Alkan Tunca: Mein schönstes Erlebnis beim FC Sankt Pauli war auf jeden Fall das Spiel gegen den SV Meppen in der vergangenen Saison, welches auf Sport1 übertragen wurde. Hinzu kam, dass wir überragend gespielt haben und die 0 über 90 Minuten hielten.
Wollten Sie schon immer Torwart werden?
Als kleines Kind war ich Stürmer, doch als unser Torwart ausfiel, sprang ich für ihn ein und habe meinen Job wohl schon damals ziemlich gut gemacht, sodass ich im Tor geblieben bin.
Vom Stürmer zum Torwart, das schafft auch nicht jeder. Ärgern Sie sich manchmal darüber, dass Sie damals gesagt haben, Sie springen ein, oder war Ihnen das egal? Hauptsache Spielpraxis?
Als Kind wollte man einfach spielen, da war ein möglicher Gedanke mal ein Profifußballer zu sein ein Traum! Egal auf welcher Position.
Die Meisten Fußballer haben in der Jugend so Ihre Vorbilder gehabt, hatten Sie auch eines, oder halten Sie davon nicht so viel?
(lacht) Mein großes Vorbild war natürlich Oliver Kahn. Er hat mich durch seine enorme Präsenz auf dem Platz total beeindruckt.
Als Torhüter bekommt man ja normalerweise nicht unbedingt die Chance, vorne ein Tor zu machen, was sagen Sie zu dem Kopfballtreffer von Philipp Tschauner aus der Saison 2012/2013?
Genau für solche Sachen lieben und leben wir den Sport!
Was werden Sie in Hamburg und am FC Sankt Pauli am meisten vermissen?
Meine Familie, meine Freunde und die Stadt an sich natürlich.
Wie kam es zu Ihrem Wechsel in die Süper Lig?
Da ich Anfang 2013 zu einem Lehrgang bzw. einem verbandsinternen Turnier der türkischen Nationalmannschaft eingeladen wurde, bekam ich danach einige Anfragen von Beratern sowie auch natürlich von türkischen Vereinen, auch von Gaziantepspor.
Sie Sagen, Sie waren zu einem Turnier der türkischen Nationalmannschaft eingeladen gewesen? Werden wir Sie in naher Zukunft im Trikot der Nationalelf sehen? Vielleicht in der U21?
Ich hoffe doch, dass ich mich mit meinen Leistungen im Verein für höhere Aufgaben beweisen kann. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg.
Wie hat Ihr Trainer Thomas Meggle und das Team darauf regiert, als bekannt wurde, dass Sie in die Türkei wechseln werden?
Das Team hat sich für mich gefreut und mich beglückwünscht. Thomas natürlich auch. Wir beide hatten einige sehr interessante und für mich hilfreiche Gespräche, in denen er mir einige Tipps mit auf den Weg gegeben hat. Wir hatten ohnehin ein sehr gutes Verhältnis und haben viel von ihm an Input bekommen.
Ihre Familie bleibt in Deutschland, oder kommt die später nach in die Türkei?
Meine Eltern kommen für die ersten 5 Tage mit, um mir mit der Organisation und der neuen Wohnung zu helfen. Aber ab dann stehe ich voll und ganz auf eigenen Füßen.
Sie werden Ihre ehemaligen Teamkollegen in Deutschland aber mit Sicherheit mal besuchen kommen?
Ich denke mal, dass ich zur Winterpause für eine relativ lange Zeit wieder in Hamburg sein werde und einige meiner ehemaligen Teamkollegen wiedersehe.
Die Türkei nimmt dieses Jahr nicht an der WM Teil. Für welches Land drücken Sie Daumen?
(lacht) Natürlich drücke ich Deutschland die Daumen. Es ist einfach meine Heimat bisher gewesen, wo ich mich absolut wohl gefühlt habe. Trotzdem soll am Ende die beste Mannschaft gewinnen.
Welches war Ihr schönstes Spiel für den FC Sankt Pauli?
Das lässt sich durch die Frage 1) erklären. Das Spiel in Meppen war für uns alle ein absolutes Highlight. Wir waren alle aufgeregt, konnten diese aber beim Anpfiff ablegen und haben Meppen an die Wand gespielt. (lacht)
Um mal auf das Spiel in Meppen zurück zu kommen. Das die Anspannung vor so einem Spiel groß ist, das ist uns allen klar. Denn vor den Fernsehern schauen Millionen von Zuschauern euch zu. Von Anfang an wart ihr voll da und habt gezeigt, dass man euch auf keinen Fall unterschätzen sollte. Wie sehr freut man sich im Vorfeld schon auf so ein Spiel? Wann wurde euch gesagt, dass es am Montagabend sein wird und dass es auf Sport1 übertragen wird?
(lacht) Ich persönlich wusste es durch unseren Zeugwart schon vor den anderen und habe mich seitdem nur darüber gefreut, dieses Spiel erleben zu können.
Bei euren Heimspielen waren die Tribünen des Victoria Stadion an der Hohen Luft immer gut gefüllt und die Fans haben für Stimmung gesorgt. Egal ob bei einem Sieg oder bei einer Niederlage, die Fans blieben da und haben nach dem Spiel nicht direkt das Stadion verlassen, so wie es bei manch anderem Verein der Fall ist (Ohne Namen zu nennen) Wie sehr freut es Sie dass auch die U23 von den Fans so unterstützt wird, egal wie das Spiel ausgeht?
Das ist auf jeden Fall sehr selten, dass auch die U23 so tatkräftig unterstützt wird. Es macht viel mehr Spaß bei guter Stimmung zu spielen. Nochmals danke dafür!!!
Ihr Abitur haben Sie in der Tasche, was ist beruflich für Sie jetzt geplant, oder konzentrieren Sie sich jetzt erst mal auf Ihre Aufgabe in der Türkei?
Noch nicht ganz, die mündliche Prüfung steht noch in 3 Wochen an. Ich werde mich im ersten Jahr erstmal auf den Fußball fokussieren, mich aber Schon mal um mein Studium kümmern...habe da einige Fernstudiengänge im Kopf
Wenn Sie sich an das Rückspiel gegen den HSV erinnern, Sie haben das Spiel über auf der Bank gesessen. Wie sehr freut es Sie, dass ihr das Rückspiel im Wolfgang-Meyer Stadion des HSV mit 2:0 für euch entscheiden konntet, nachdem ihr das Hinspiel ja am Millerntor mit 0:2 verloren hattet?
Natürlich habe ich mich darüber gefreut, dass wir im Stadtderby siegen konnten, wobei ich mich natürlich umso mehr gefreut hätte, wenn ich im Tor gestanden hätte.
Gibt es noch Sportarten neben dem Fußball, für die Sie sich interessieren?
Ich schaue im Fernsehen gerne Darts, wobei es für mich nicht im herkömmlichen Sinne eine Sportart ist
Um mal auf das Thema Verletzungen zu kommen, Sie hatten bisher noch keine schwerwiegende Verletzung? Als sich Philipp Tschauner im Spiel gegen Kaiserslautern an der Schulter verletzte, stand Robin Himmelmann die letzten 20 Minuten im Tor… Er verletzte sich dann in Cottbus und schon stand Philipp Heerwagen im Tor... Für das Heimspiel gegen Aalen wurde ein Ersatztorhüter gesucht. Sie standen neben Svend Brodersen (U17) zur Auswahl. Die Wahl ist dann auf Svend gefallen, wie sehr hat es Sie geärgert, dass Sie nicht mit durften? Was war überhaupt der Grund für Ihre Nichtnominierung?
Natürlich hat es mich sehr geärgert, dass ich nicht nochmal zum Schluss die Möglichkeit bekam, mich beiden Profis auf die Bank zu setzen und die Atmosphäre im Millerntor als Spieler zu erleben. Über den Grund für die Nichtnominierung müssen Sie wohl die offiziellen vom FC Sankt Pauli fragen.
Ich bedanke mich für das Interview und wünsche Ihnen in der Türkei viel Erfolg und einen guten Start. Vielleicht sieht man sich irgendwann mal wieder am Millerntor!