Erzgebirge Aue: Die Veilchen und ihre zwei Gesichter
2:2 – Das Duell der beiden Tabellenletzten endet unentschieden auf der Alm. Nach einer erneut desolaten Abwehrleistung in der ersten Hälfte können die Veilchen erstmals in dieser Saison einen zweifachen Rückstand aufholen, auch dank einiger Bielefelder Patzer.
Erneut schwache erste Hälfte
Hinter dem FC Erzgebirge Aue liegt die turbulenteste Woche der Saison. Dach der blamablen Derbyniederlage gegen Dresden nahm Cheftrainer Pavel Dotchev seinen Hut. Co-Trainer Robin Lenk übernahm interimsweise den Posten und sollte die Mannschaft gegen die Arminia coachen, assistiert wurde er von Torwarttrainer Max Urwantschky und Fitnesstrainer Werner Schoupa. Der bisherige Assistent von Pavel Dotchev stellte gegen Bielefeld gleich viermal um, für die Verletzten Calogero Rizzuto und Simon Skarlatidis rückten Fabio Kaufmann und Fabian Kalig auf die rechte Seite. Im Mittelfeld begannen dazu neu Clemens Fandrich und Cebio Soukou. Lenk forderte von seiner Elf im Abstiegsduell Disziplin, Kampf und eine Reaktion nach der katastrophalen Leistung gegen Dynamo Dresden, doch davon sah man in den ersten 45 Minuten nichts. Gleich die ersten beiden Standardsituationen der Arminia landeten im Auer Tor, Hemlein stocherte in der 2. Minute den Ball aus kürzester Distanz über die Linie, gerade einmal hundert Sekunden später konnte Börner eine Freistoßflanke ungehindert einköpfen. Keine Gegenwehr, keine Zuordnung, viel einfacher konnte man es den Gastgebern gar nicht machen. Schon nach vier Minuten lagen die Veilchen mit 0:2 hinten, die Mannschaft stellte sich erneut eine fast unlösbare Aufgabe, durch das Verschlafen der Anfangsphase. Aue bekam keinen echten Fuß ins Spiel, keinen einzigen Torschuss gaben die Veilchen im ersten Durchlauf ab, doch auch die Arminia stellte nach ihrem furiosen Auftakt das Spielen ein und die Partie verflachte im Mittelfeld. Die Auer Fans reagierten und entrollten ein Plakat und forderten: „Robin makes Aue great again!“.
Vertauschte Rollen
Und tatsächlich, Robin Lenk schien die richtigen Worte in der Kabine gefunden zu haben, nachdem Schiedsrichter Robert Kempter die zweite Hälfte angepfiffen hatte, gaben die Auer mehr Gas. Fabio Kaufmann drehte auf der rechten Seite auf, doch die erste große Auer Chance hatte ein Bielefelder. Michael Görlitz klärte in der 55. Minute eine Kaufmann Flanke sehr gefährlich ins Toraus, nur eine Minute später machte er es für Aue besser. Erneut flankte Kaufmann aus der eigenen Hälfte, wieder versuchte der Armine zu klären, doch diesmal landete der Ball im Tor, der Anschluss für die Veilchen. Robin Lenk reagierte und brachte mit Nicky Adler und Mario Kvesic zwei frische Offensivkräfte, Aue wollte den Punkt. Zwar blieb den Veilchen ein streitbarer Handelfmeter verwehrt, doch in der 71. Minute war es der eingewechselte Adler, der Schuppans missglückte Kopfballabwehr verwertete und das Spielgerät über die Linie drückte – 2:2. Den ganz großen Wurf verpasste dann die Mannschaft von Robin Lenk, so blieb es am Ende bei einer gerechten Punkteteilung.
Früher Tiefschlaf verhindert Auswärtssieg
Ein Unentschieden hilft beiden Mannschaften nicht wirklich, doch der Auer Moral könnte es nach den letzten Misserfolgen wieder Auftrieb geben. Wie schon gegen Dresden wird den Auern ihre Schwäche bei Standards zum Verhängnis, kombiniert mit der Schlafmützigkeit in den Anfangsminuten wirkten die Veilchen zu Beginn wie ein Absteiger. Nach der Pause kämpfte die Mannschaft und konnte unter gütiger Mithilfe der Ostwestfalen noch einen Punkt von der Alm mitnehmen. Zwar haben die Veilchen in Hälfte zwei den Abstiegskampf angenommen und die von Interimstrainer Lenk geforderten Attribute auf den Platz gebracht, doch am Ende bringt eine schwache erste Hälfte die Lila-Weißen um ihren Lohn. In einer insgesamt sehr schwachen Partie müssen sich beide Teams hinterfragen, ob sie so den Klassenerhalt schaffen. Es fehlt nach wie vor an Konstanz, vor allem in der Abwehr, in der Offensive fehlt den Veilchen die nötige Kontrolle, zu viel überlässt man den Zufall und den langen Bällen. Pascal Köpke bekommt nicht die flachen Bälle und den Raum den er braucht, seit über einen Monat wartet der Auer Top-Torjäger auf einen Treffer.
Trainersuche dauert an
Präsident Helge Leonhardt sucht weiterhin nach einem neuen Übungsleiter, über 20 Bewerbungen landeten nach dem Rücktritt von Pavel Dotchev im Auer Briefkasten. Noch werden intensive Gespräche geführt, das Auer Präsidium sucht nicht nur nach einem Feuerwehrmann. Der Neue muss im Ernstfall auch mit in die 3. Liga, um dort den Neuaufbau einzuleiten. Favorit dürfte Dirk Kunert sein. Der gebürtige Berliner ist aktuell Trainer der zweiten Mannschaft des Hamburger SV und war zuvor auch in den Jugendabteilungen von Wolfsburg, Leverkusen und der Hertha tätig. Noch gibt es für die Anhänger der Veilchen Hoffnung, in jedem Fall muss es der neue Cheftrainer schaffen, die zwei Gesichter der Veilchen abzustellen, nur wenn es ihm gelingt der Mannschaft Konstanz einzuimpfen kann Aue die Klasse halten.