Erzgebirge Aue: Erstes Unentschieden für Hannes Drews

Das Millerntor bleibt für die Veilchen ein beliebtes Reiseziel, bereits zum sechsten Mal in Folge punktet man auf dem Kiez. In einem taktisch geprägten und umkämpften Spiel gingen die Hausherren in Führung, erst mit einem Standard in der zweiten Hälfte glich Dennis Kempe mit seinem Premierentor aus. In der Tabelle setzen sich die Erzgebirger weiter im Mittelfeld fest und stehen mit 17 Punkten auf Rang acht.
Dudziak bestraft die eine Unachtsamkeit
Unterhaching, Trier, Oberhausen, in ihrer Zweitligageschichte sind die Veilchen schon weit in der Republik herumgekommen. Doch nirgendwo gefällt es den Auer wohl so gut wie im Hamburger Stadtviertel St. Pauli, in sechs Spielen gab es drei Auswärtssiege und nur eine Niederlage. Das Millerntor ist stets eine Reise wert, nicht nur wegen der tollen Kulisse. Trainer Hannes Drews warnte vor den verletzungsgeplagten, aber aufstrebenden Hanseaten. Gegen die Elf von Olaf Janßen rotierte Drews und brachte Fabian Kalig zurück in die Startelf. Aue formierte sich in einem defensiven 5-3-2 System und überließ zu Beginn den Hausherren den Ball. Kein aktives Pressing in der gegnerischen Hälfte, die Sachsen machten die eigenen fünfzig Meter zu, stellten sich kompakt und ließen den Paulianern kaum Freiräume in der Nähe des eigenen Strafraums. So entwickelte sich ein zähes Spiel, Aue konzentrierte sich auf Fehler und Unachtsamkeiten der Kiezkicker, fand aber kaum ein spielerisches Mittel für den Vorwärtsgang. Erst nach einer Viertelstunde taute das Spiel in beide Richtungen etwas auf. Mario Kvesic fungierte als Hybridspieler, im Angriff rückte der Bosnier als dritter Stürmer vor und ließ sich bei Ballverlust wieder ins Mittelfeld fallen. St. Pauli stellte sich im Verlauf der ersten Hälfte besser auf das kompakte Auer Spiel ein, fand kleinere Lücken und kam zu Torchancen. Möller Daehli scheiterte im Strafraum mit seinem Schuss an Kalig, Aue musste selber aktiv werden. Und dies taten die Veilchen auch, nur den Weg in die gegnerische Box schaffte man nicht. Ganz im Gegensatz zu den Hausherren, St. Pauli presste aggressiv, zwang die Auer Verteidiger zu Fehlern und bestrafte diese dann einmal konsequent. In der 33. Minute zogen die Hamburger die Abwehrkette auseinander, die Lila-Weißen kamen nicht mehr entscheidend in die Zweikämpfe und Zander bediente in Bedrängnis den freien Dudziak, der trocken im Strafraum verwandelte, 1:0 St. Pauli.
Tiffert mit dem Dieter-Hoeneß-Gedächtnisturban
Aue war gefordert, noch keinen Punkt holte man nach einer Führung der Gegner und sogar beim FC St. Pauli am Millerntor schien sich dieser Trend fortzusetzen. Beide Mannschaften veränderten ihre taktische Grundordnung nicht, doch es reichte auf beiden Seiten mit vier aufgerückten Spielern das Aufbauspiel entscheidend zu stören. Kaum zündende Spielideen und viele lange Bälle prägten die Freitagspartie. Aue schien das Gaspedal nicht zu finden und dann drohte auch noch Mittelfeldregisseur Christian Tiffert auszufallen. Nach einem Zusammenprall in der 61. Minute blieb der Routinier stark am Kopf blutend auf dem Platz liegen. Sechs Klammern waren für den großen Cut nötig, doch ans Aufgeben dachte der ehemalige Bundesligaprofi nicht. Mit einem Turban ging es zurück auf das Feld und das war das richtige Signal für die Mannschaft. Aue schaltete endlich einen Gang hoch, machte Druck und zwang St. Pauli zurück. Aus dem Spiel heraus schafften es die Erzgebirger nicht zum Tor, es musste ein Standard her. In der 69. Minute dann Ecke für die Gäste und Dennis Kempe überwindete im zweiten Anlauf St. Pauli Keeper Himmelmann, 1:1. Das Spiel war wieder offen, doch mehr Tore sollte es an diesem Abend nicht mehr geben. Zu stark waren die beiden Abwehrreihen, zu unkreativ die beiden Offensiven. St. Pauli fand selten die Schnittstellen, konnte kaum Geschwindigkeit aufnehmen und die Auer Fünferkette in ernsthafte Schwierigkeiten bringen. Die Veilchen bügelten ihren einen Fehler wieder aus, doch für mehr reichte es nicht, zu ungenau waren die Konter. Mario Kvesic als kreativer Wirbelwind stand zu oft allein auf verlorenen Posten. Am Ende eine gerechte Punkteteilung, mit der die Gäste deutlich besser leben können. Neue Gefühle zudem für Hannes Drews, der junge Trainer holte auf dem Kiez sein erstes Unentschieden im Profibereich.