Erzgebirge Aue: Tedescos Feuertaufe gelingt
Von wegen junger neuer Trainer mit jungen neuen Ideen: Domenico Tedesco hatte scheinbar ein paar alte Spielaufnahmen zur Vorbereitung des Abstiegsduells gegen den KSC gesehen. Wie schon vor über zehn Jahren gewinnt der FC Erzgebirge mit 1:0, wieder dank einer Dreierkette und einem sicheren Elfmeterschützen. Drei Punkte, die die Veilchen wieder auf Tuchfühlung mit den Nicht-Abstiegsplätzen bringen, vorerst geben die Veilchen die rote Laterne ab.
Alles auf Null
Gerade einmal zwei volle Tage hatte Aues neuer Trainer Domenico Tedesco Zeit, die Mannschaft vorzubereiten - wohlwissend, dass nur ein Sieg im Abstiegsduell gegen den Karlsruher Sportclub zählen würde. Schon unter der Woche deutete der Deutsch-Italiener Veränderungen in der Startelf an und enttäuschte dabei nicht. Drei Neue mit Calogero Rizzuto, Mario Kvesic und Louis Samson, doch die eigentliche Überraschung war das neue System, offensiv ein 3-4-3, defensiv ein 5-2-3, Tedesco setzte auf eine Dreierkette in der Innenverteidigung - der 21-jährige Samson sollte den Abwehrchef und Spielgestalter geben. Rizzuto und Hertner sollten variabel die Außenpositionen bespielen und im Sturm ruhten die Hoffnungen auf Dimitrij Nazarov, Pascal Köpke und Cebio Soukou. Auch KSC-Trainer Mirko Slomka schien von dieser Ausrichtung überrascht worden zu sein, die Badener taten sich schwer und Aue zeigte sich grundverändert im Vergleich zu den Anfangsphasen gegen Dresden und Bielefeld. Echte Chancen erspielten sich jedoch beide Mannschaften nicht, die Veilchen standen in der eigenen Hälfte sehr solide, doch die immer wechselnden Stürmer konnten erst nach 20 Minuten für Gefahr sorgen. Köpke schloss zweimal ab, der Ex-Karlsruher konnte in beiden Fällen nicht genügend Druck hinter den Ball bringen, Aue wurde mutiger und die Einschläge wurden gefährlicher für das Tor von Orlishausen. In der 35 Minute dann Aufregung im Karlsruher Strafraum, der ebenfalls zu Beginn der Saison aus Baden gekommene Nazarov hatte das Spielgerät mustergültig auf Köpke vorgelegt, dieser setzte sich gegen Figueras durch und wurde dann von Keeper Orlishausen zu Fall gebracht. Eine knifflige Entscheidung, Orlishausen spielte auch den Ball doch Schiedsrichter Schröder ließ sich nicht beirren und zeigte sofort auf den Punkt. Wie schon gegen Dresden und Braunschweig schnappte sich Nazarov die Kugel und verwandelte sicher, bereits sein vierter Treffer in der Rückrunde. Aue drückte weiter, doch ohne Torerfolg, mit einer verdienten 1:0 Führung ging es in die Pause.
Abwehr und Nerven halten
Nach der Pause verloren die Veilchen ihre Dominanz, der KSC hatte sich auf das neue Veilchen-System eingestellt und machten ihrerseits Druck. Doch zählbares sprang dabei nichts heraus, am gefährlichsten war noch Stefan Mugosa, der Ex-Auer köpfte in der 70. Minute knapp links am Tor vorbei. In der Folge gab Aue alle Spielbemühungen nach vorne auf und ließ sich tief in den eigenen Strafraum drücken, kein eigener Torschuss, nur noch 36% Ballbesitz, doch die Veilchen hielten ihre Weste weiß. Aue rettete die Führung über die Zeit und zieht mit dem Sieg am KSC vorbei.
Die alten Tugenden: Schweiß, Blut, Kampf
Domenico Tedescos Einstand glückte dank einer neuen Formation und einer aufopferungsvollen defensiven Mannschaftsleistung. Drei Punkte über den Kampf, nicht über die spielerische Überlegenheit, das sieht man im Erzgebirge gern. Fast schon symbolisch waren die Schlussminuten, nachdem Kalig und Breitkreuz mit den Köpfen zusammenprallten, mussten beide stark blutend vom Feld. Nach der Behandlungspause schmissen sich beide Verteidiger wieder ins Spielgeschehen, ohne Furcht ging Breitkreuz sogar in jedes Kopfballduell. Szenen die man in Aue gerne sieht und lange vermisst hat, im Erzgebirge zählen Grätschen und Blut mehr als Übersteiger und Hackentricks. Dennoch brachen die Veilchen spielerisch im zweiten Durchgang wieder ein und mussten selbst gegen die schwächste Offensive der Liga bis zum Schluss zittern. Das neue System bringt der Abwehr die nötige Sicherheit und Stabilität, doch im Mittelfeld wirkten Christian Tiffert und Mario Kvesic gegen die Überzahl an Gegenspielern überfordert. Der Sieg gegen den KSC ist jedoch ein Anfang und dürfte neuen Optimismus in Aue verbreiten, vor Tedesco und seiner Mannschaft steht aber noch ein hartes Restprogramm. Dennoch: Mit dem Dreier springen die Veilchen auf den Relegationsplatz und haben nur noch zwei Punkte Rückstand auf St. Pauli, in der kommenden Woche geht es für die Sachsen in den Ruhrpott, beim VfL Bochum konnten die Veilchen erst ein Spiel für sich entscheiden.