Fünf Gründe für den Erfolg des SC Paderborn 07

Platz eins in der Rückrundentabelle, Platz eins in der Heimtabelle und Rang drei in vollständigen Tabelle. Für den SC Paderborn läuft die aktuelle Saison mehr als nur sensationell. Mit dem 2:1-Heimsieg gegen Dynamo Dresden rückten die Ostwestfalen am vergangenen Freitag wieder auf den Relegationsplatz vor, nachdem sie ihn eine Woche zuvor nach der 0:4-Niederlage gegen den Karlsruher SC verloren hatten. Mit nunmehr 42 Punkten ist der Klassenerhalt - das Minimalziel - bereits nach nur 25 Partien gesichert. In den ausstehenden neun Spielen bis zum Saisonende kann der SCP ohne Druck aufspielen und das Märchen vom Bundesliga-Aufstieg vielleicht sogar wirklich wahr machen, wenngleich dies keiner erwartet. Doch was macht die Paderborner in dieser Saison und gerade in den letzten Wochen so stark? liga2-online.de nennt fünf Gründe für den Erfolg des SCP07.

Grund 1: Die Entwicklung

Um den aktuellen Erfolg richtig zu verstehen, muss zunächst ein Blick zurück in die vergangene Saison geworfen werden: Unter Trainer Stephan Schmidt lieferte die Mannschaft zu Beginn gute Spiele ab (unter anderem ein 4:0-Sieg gegen den VfL Bochum), doch nach und nach entstand ein Negativlauf, bei dem sich das immer selbe Fehlermuster einschlich. Gingen die Ostwestfalen erstmal in Rückstand, war die Partie meinst schon verloren. Da Schmidt diese Probleme nicht aus den Köpfen der Spieler bekam (Stichwort Mentalproblem), musste er kurz vor dem Saisonende gehen. Als André Breitenreiter die Mannschaft zu Beginn der neuen Saison übernahm, war weiterhin eine gewisse Verunsicherung zu spüren, die in den ersten Saisonspielen dazu führte, dass oftmals noch Gegentore in der letzten Minute hingenommen werden mussten. Hinzu kamen spielerisch schwache Spiele wie gegen Cottbus (0:4) oder im Pokal gegen Saarbrücken (1:2). Doch nach und nach gelang es dem Trainerteam, die Blockade in den Köpfen der Spieler zu lösen. Somit gingen seit dem 10. Spieltag, dem Wendepunkt der Saison, nur noch drei von 15 Partien verloren.

Grund 2: André Breitenreiter

Den wohl größten Anteil am Aufschwung hat Trainer André Breitenreiter. Der 40-Jährige, der vor der Saison vom Regionalligisten TSV Havelse kam und zwischenzeitlich scharf in der Kritik stand, schaffte es, aus den verunsicherten Einzelspielern, die sich in den ersten Partien immer wieder individuelle Fehler erlaubten, eine homogene Einheit zu formen. Diese Mannschaft war nun in der Lage, auf Rückstande zu reagieren und Negativerlebnisse besser zu verkraften. Neben den glanzvollen Siegen gegen den FSV Frankfurt (4:2) und Fortuna Düsseldorf (6:1), die übrigens direkt aufeinander folgten, schaffte es Breitenreiter auch, seine Jungs nach zwischenzeitlich zwei Niederlagen gegen Fürth und Sandhausen in Folge wieder aufzubauen. So wurden kurz vor dem Jahreswechsel Aalen, Kaiserslautern und Cottbus besiegt. Während der intensiven Winterpause rückte das Team weiter zusammen und legte die stärkste Serie des Vereinsgeschichte hin: Jahresübergreifend wurden sechs Partien in Folge gewonnen, darunter ein 1:0 beim 1. FC Köln. Wer nach dem Erfolgsrezept des 40-Jährigen sucht, muss sich nur das Feiern der Mannschaft bei Heimspielen mit den Fans anschauen: Während die Spieler in einer Reihe stehen, stellt sich Breitenreiter offenbar bewusst hinter die Akteure, also in die zweite Reihe. Ein Symbol mit hoher Aussagekraft.

Grund 3: Die Offensive

Besonders stark zeigte sich bisher das Offensivspiel der Paderborner: Mit 45 Toren stellt der SCP den besten Angriff der 2. Bundesliga. Auch hier spielt der Breitenreiter-Effekt eine Rolle, denn wenn der Sportclub erstmal in Führung geht, was in dieser Saison schon 19-Mal der Fall war (Liga-Bestwert), spielt sich die Mannschaft oft in einen Rausch. Gegen den FSV Frankfurt wurden innerhalb von nur vier Minuten drei Tore erzielt und gegen Fortuna Düsseldorf eine Woche später gleich fünf (plus ein Eigentor). Es folgten Offensivspektakel gegen Aalen (4:2), Bielefeld (4:0) und Bochum (4:1). Alleine in den fünf Partien mit vier oder mehr Toren erzielten die Ostwestfalen mehr Treffer, als der SV Sandhausen in allen 25 Saisonspielen zusammen.

Grund 4: Die Breite im Kader

Zwar ist Mahir Saglik mit zehn Toren der beste Torschütze des SCP, doch sechs dieser Treffer erzielte er gegen Frankfurt und Düsseldorf. Danach gelang ihm nur noch ein Elfmeter-Tor (gegen Bochum). Ohnehin ist es nicht die Torgefährlichkeit von Saglik, die Paderborn ausmacht, sondern die Breite in der Offensive und allgemein auch im Kader: Die Blau-Schwarzen weisen 13 verschiedene Torschützen auf. Darunter auch Spieler, denen eigentlich nur selten ein Tor gelingt (Markus Krösche, Christian Strohdiek und Uwe Hünemeier). Hinzu kommt, und das setzt sich von der Erfolgssaison 2011/2012 ab, die Breite im Kader. Angefangen im Tor, wo der bei den Fans sehr beliebte Daniel Lück Stammkeeper Lukas Kruse gleichwertig ersetzen kann, über die Abwehr, wo Michael Heinloth und Patrick Ziegler zu den größten Überraschungen gehören und vor allem Mittelfeld, wo eine ganze Palette talentierter Akteure zu Verfügung stehen. Spieler wie Wurtz, Kachunga und Meha bekleiden gleich mehrere Offensivpositionen und können bei Ausfällen anderer Spieler auf deren Position rücken. Der Konkurrenzkampf beginnt nicht erst um die Plätze in der Startelf, sondern gar schon für die Ersatzbank. So kam es zum Beispiel dazu, dass selbst Mahir Saglik gegen Köln nicht mal im Kader stand.

Grund 5: Alban Meha

Unersetzbar ist jedoch Alban Meha. Der 27-Jährige erzielte bereits neun Tore und legte drei weitere vor - und das in nur 16 Einsätzen. Wie abhängig die Mannschaft von dem Deutsch-Albaner ist, zeigte sich in den ersten acht Partien, wo Meha aufgrund eines Meniskuseinrisses fehlte. Kein Spielaufbau und vor allem keine direkten Freistoßtore kamen zu Stande. Nachdem er ab dem 10. Spieltag wieder voll einsteigen konnte, lief es bei den Paderbornern rund. Seine Glanzstunden erlebte der albanische Nationalspieler im Februar, als er in vier Partien fünf Tore erzielte. Darunter vier direkte Freistoßtreffer. Insgesamt blickt er auf fünf direkte Freistöße und sogar eine direkte Ecke (gegen Aalen) zurück. Keine Frage: Sollte aus dem Spiel heraus mal nichts gehen, ist Meha zu Stelle. Im Kampf um die vorderen Plätze haben die Ostwestfalen gegenüber anderen Teams hier einen entscheidenden Vorteil.

 

 

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