Hinrunden-Fazit Braunschweig: Spitzenreiter dank Heimstärke

Eintracht Braunschweig rangiert zur Winterpause 2016/2017 auf Platz eins in Liga zwei. Angesichts der stark eingeschätzten Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart und Hannover 96 hätten damit vorher nur die wenigsten Experten gerechnet. liga2-online.de analysiert die Hinrunde der Löwen.

Das lief gut

Das Fundament für ihre Herbstmeisterschaft legten die Niedersachsen zweifelsohne im eigenen Stadion. An der Hamburger Straße holten die Mannen von Trainer Torsten Lieberknecht sagenhafte 25 von 27 Punkte und blieben folglich in allen neun Heimspielen ungeschlagen. Einzig Aufstiegsfavorit und Lokalrivale Hannover 96 entführte einen Zähler aus dem Eintracht-Stadion. Ansonsten gab es für keinen Gegner etwas zu holen. Mit dieser Bilanz führt Braunschweig die Heimtabelle klar an. Einzig der VfL Bochum schaffte es neben der Eintracht bislang zu Hause ungeschlagen zu bleiben, holte dabei aber bei einem Spiel weniger auch eine deutlich geringere Anzahl an Punkten (16). Mit 21 erzielten Toren zeigten sich die Lieberknecht-Schützlinge zudem von allen Teams am treffsichersten vor eigenem Publikum. Die meisten Siege (10, gemeinsam mit Stuttgart), die wenigsten Niederlagen (3, gemeinsam mit Hannover) – Werte, die eines Tabellenführers würdig sind.

Das lief nicht gut

Bei einem Spitzenreiter ist es allzu natürlich, dass die positiven Dinge die negativen deutlich überwiegen. Wenn man einen oder den Haupt-Kritikpunkt beim Team von Torsten Lieberknecht nennen muss, dann ist es gewiss die mittelmäßige Punkteausbeute auf fremden Plätzen. Lediglich neun Zähler sammelten die Niedersachsen in ihren acht Auswärtspartien. Das liegt vor allem daran, dass dort die Tormaschine nicht so gut läuft wie zu Hause. Durchschnittlich ein Tor gelingt Kumbela & Co. in der Fremde. Zwischenzeitlich hatten die Blau-Gelben zudem Schwierigkeiten damit, ihre Führungen auch in Siege umzumünzen, was einige Punkte kostete. Allen voran bleibt das Match bei Dynamo Dresden in Erinnerung, als die Eintracht bis zur 69. Minute mit 2:0 führte, um am Ende mit leeren Händen dazustehen. In der Woche darauf ein ähnliches Muster: Ein Zwei-Tore-Vorsprung gegen Hannover 96 reichte erneut nicht zum Sieg sondern nur zu einem Zähler.

Bewertung der Neuzugänge

Bei den Verpflichtungen im Sommer bewiesen Manager Marc Arnold und Trainer Lieberknecht ein äußerst gutes Gespür – ein wichtiger Faktor für die erfolgreiche Hinrunde. Als Fehleinkauf kann man keinen der insgesamt sechs Neuzugänge abstempeln. Am auffälligsten agierte bislang Onel Hernandez, der nach Kumbela und gemeinsam mit Christoffer Nyman -  ebenfalls ein gelungener Sommertransfer – mit vier Treffern der zweiterfolgreichste Torschütze des Teams ist. Auch Julius Biada, vor der Saison noch gänzlich ohne Zweitliga-Erfahrung, hat sich vor allem zu Beginn der Spielzeit und vor seinem Muskelfaserriss hervorragend ins Team eingefügt. Der Mittelfeldmann kam zehnmal zum Einsatz und schoss zwei Tore. Für defensive Stabilität sorgten der 1,95m-Hüne Gustav Valsvik (14 Einsätze, kam aus Norwegen) in der Innenverteidigung und der von Dynamo Dresden gewechselte Quirin Moll (16 Einsätze) als Abräumer vor der Abwehr. Beide erarbeiteten sich auf Anhieb einen Stammplatz.

Bester Spieler

Als Spieler der Hinrunde muss aus Braunschweiger Sicht allen voran Domi Kumbela genannt werden. Der 32-Jährige ist nach Guido Burgstaller (14 Tore, Nürnberg) mit elf Treffern zweitbester Schütze der 2. Bundesliga und hat demnach einen enormen Anteil am Braunschweiger Höhenflug. Vieles erinnert beim routinierten Torjäger an die Saison 2012/13. Es war die bislang beste des nur 1,72m großen, aber enorm kopfballstarken Deutsch-Kongolesen. Seinerzeit avancierte er zum Aufstiegshelden, als mit 19 Treffern Braunschweigs Rückkehr in die Bundesliga möglich machte.

Schwächster Spieler oder größte Enttäuschung

Von einer echten Enttäuschung in personeller Hinsicht kann man nicht unbedingt sprechen. Wenn man einen Absteiger in der Mannschaft ausmachen muss, kommt Jan Hochscheidt als erstes infrage. Der erfahrene und flexibel einsetzbare Flügelmann zählte in den vergangenen Jahren stets zu den Stützen der Blau-Gelben. In der Hinserie kam der 29-Jährige lediglich noch fünf Mal zum Einsatz, wobei er nur ein einziges Mal durchspielen durfte. Vier Mal wurde er erst in der Schlussviertelstunde eingewechselt.

Fazit

Nach einer durchwachsenen letzten Saison mit Platz acht wurden in der Hinrunde die Erwartungen von Fans und Verantwortlichen übertroffen.
 Dank der Ruhe im Umfeld und den geschickten Transfers konnte Langzeit-Coach Lieberknecht (bereits seit 2008 im Amt) eine schlagkräftige und eingeschworene Einheit formen, die sich über die mannschaftliche Geschlossenheit definiert anstatt über vergleichsweise große Namen. Dass man sich allerdings nach diesem personellen Umbruch – Leistungsträger wie Torhüter Rafal Gikiewicz, Gerrit Holtmann oder Orhan Ademi verließen den Verein – gleich in der absoluten Spitze festsetzt, war so nicht zu erwarten. An jedem Spieltag stand die Eintracht unter den besten zwei Teams, an 14 Spieltagen sogar ganz oben.

Ausblick & Prognose

Größere Aktivitäten auf dem Transfermarkt sind laut Manager Arnold nicht geplant. Ein gefühlter Neuzugang ist Suleiman Abdullahi, der zwar bereits im Sommer verpflichtet wurde, aber verletzungsbedingt erst am letzten Hinrundenspieltag erstmals eingesetzt werden konnte. Der quirlige Offensivakteur (20) hinterließ in der Sommervorbereitung bis zu seiner Verletzung einen glänzenden Eindruck. Mit ihm hat die Eintracht eine weitere Option in der ohnehin schon gut funktionierenden Offensive (die drittbeste der Liga). Kann die Eintracht ihre Hinrundenform im neuen Jahr bestätigen, bleibt sie ein Aufstiegskandidat und erster Herausforderer der beiden Topfavoriten aus Stuttgart und Hannover. Allerdings: Da man sich nicht ausschließlich auf die Heimstärke verlassen kann, ist eine Verbesserung der Auswärtsbilanz zwingend notwendig.

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