Hinrunden-Fazit Erzgebirge Aue: Viel Aufwand, wenig Ertrag

Die erste Hälfte der Saison 2016/17 steht in den Büchern, Aue steht mit nur 13 Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz. liga2-online.de zieht ein Fazit unter die Hinrunde der Veilchen aus dem Erzgebirge.

Was lief gut: Spielerisch ist viel möglich

Nur drei Mannschaften erspielten sich in der Hinrunde mehr Großchancen als die Veilchen. Im Erzgebirge ist der Kombinationsfußball endlich angekommen, die Zeiten der hohen langen Bälle sind vorbei, Aue kann mit spielerischen Mitteln eine Partie entscheiden. Im Auer Mittelfeld steckt ein hohes spielerisches Potenzial, insbesondere mit Cebio Soukou und Mario Kvesic. Mit Pascal Köpke haben die Schachter einen torgefährlichen Knipser in ihren Reihen. Christian Tiffert als erfahrener Strippenzieher auf der Sechs dirigiert die Mannschaft. Spielerisch ist das zweitligareif, lediglich die mangelnde Chancenauswertung sorgt für Kopfzerbrechen. Nur 17 Treffer sind angesichts des immensen Aufwands, den die Elf betreibt, viel zu wenig. Auch die Moral stimmt im Erzgebirge, die Mannschaft steckt nicht auf und die Fans unterstützen das Team. "Ich sehe bei uns keine Mannschaft, die sich aufgibt. Woche für Woche versuchen wir, alles in die Waagschale zu werfen“, sagte Tiffert bei "tag24". Und weiter: "Aber wir machen weiter, irgendwann werden wir uns belohnen. Ich sehe auch, dass wir die Fans im Rücken haben. Das ist sehr positiv."

Was lief nicht gut: Keine Balance im Spiel

So gut Aue nach vorne spielt, so schlecht verteidigte man in der Hinrunde. Mit 32 Gegentoren ist Aue die Schießbude der Liga, vor allem, weil das Team von Pavel Dotchev es nicht schaffte, das richtige Gleichgewicht zwischen Offensivspiel und Abwehrarbeit zu finden. Nach der Verletzung von Martin Männel verloren die Veilchen dann noch ihren wichtigsten Mann in der Hintermannschaft. Die Räume zwischen Mittelfeld und Abwehr waren zu groß, in der Rückwärtsbewegung verlor die unerfahrene Mannschaft die entscheidenden Zweikämpfe und zu einigen haarsträubenden individuellen Fehlern kam auch noch eine besondere Anfälligkeit bei Standards hinzu. Ersatzkeeper Daniel Haas wirkte ebenfalls überfordert und fiel eher durch Patzer als durch Paraden auf. Exemplarisch dafür war die Partie gegen den VfB. Die Veilchen machten das Spiel, ließen vier Torchancen zu und verloren am Ende mit 0:4. Ein weiterer Grund für das schwache Abscheiden der Veilchen ist die katastrophale Heimbilanz: Nur fünf Punkte sind für Auer Verhältnisse viel zu wenig.

Neuzugänge: Noch keine Stammspieler

Neun Spieler holten die Veilchen im Sommer neu in den Verein, doch echte Konkurrenz konnten diese den Stammkräften nicht machen. Einzig Fabio Kaufmann sorgte auf der rechten Außenbahn für Akzente, fiel gegen Ende der Hinrunde jedoch wieder aus dem Kader. Fabian Kalig kam als Innenverteidiger kaum zum Einsatz und half lediglich viermal hinten rechts aus, wobei er jedoch eine gute Figur machte - er könnte in der Rückrunde einen größeren Faktor spielen. Sören Bertram konnte aufgrund seiner Kreuzbandverletzung noch nicht für die Veilchen spielen, auch von ihm dürften die Fans noch viel erwarten. Clemens Fandrich war der prominenteste Neuzugang, der Rückkehrer kam jedoch nur auf sechs Partien. Mirnes Pepic ist mit 20 Jahren der jüngste Neuzugang, er brauch noch Zeit, um sein Potenzial voll zu entfalten. Für Martin Toshev dürfte die Zeit in Aue schon wieder vorbei sein, der Bulgare spielt wohl keine Rolle mehr und wird den Verein im Winter verlassen, auch die Zukunft von Keeper Maik Ebersbach ist ungewiss.

Bester Spieler: Pascal Köpke

Der Sohn von Bundestorwart-Trainer Andreas Köpke machte da weiter, wo er im Sommer aufgehört hatte. In 16 Spielen erzielte der 21-Jährige sieben Treffer und ist mit Abstand Aues erfolgreichster Torschütze und Leistungsträger. Auch in der Rückrunde wird sein Torriecher gefragt sein.

Schwächster Spieler: Dimitrij Nazarov

Der Neuzugang aus Karlsruhe kam mit Zweitliga-Erfahrung und auf Wunsch von Pavel Dotchev ins Erzgebirge, doch zu einem echten Faktor wurde der Nationalspieler Aserbaidschans bisher nicht. Nazarov fiel eher durch Ballverluste und liegen gelassene Großchancen auf, er wirkt eher als Fremdkörper im Auer Offensivspiel.

Fazit: die Belohnung fehlt

Die Hinrunde verlief mehr als enttäuschend für die Veilchen, trotz guter Spiele holte man unter dem Strich viel zu wenige Punkte. Die Abwehrkette wirkte oft überfordert und stabilisierte sich erst gegen Ende der Hinserie. Besonders bitter war die Verletzung von Kapitän Martin Männel, ohne ihn konnten die Veilchen nur einmal gewinnen. Auch die Neuzugänge enttäuschten bislang, somit ruhen die Hoffnungen auf den bisherigen Leistungsträger Tiffert, Breitkreuz und Köpke. Pavel Dotchev schaffte es kaum mit Einwechselspielern den Druck zu erhöhen, zu oft verloren die Veilchen wichtige Punkte in den Schlussminuten. Potenzial hat die junge Mannschaft, es fehlt die klare Linie im Spiel und die richtige Balance zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen. Das Team genießt weiterhin die bedingungslose Unterstützung seitens der Fans, denn im Erzgebirge weiß man, was Abstiegskampf bedeutet.

Ausblick und Prognose: Viel Luft nach oben

Im Winter wird der Verein den Kader punktuell verstärken, vor allem in der Abwehrreihe und im Sturm brauchen die Auer fähige Ersatzleute. Abzuwarten bleibt, wie diese Neuzugänge im Erzgebirge einschlagen, ein zu hohes finanzielles Risiko werden die Verantwortlichen nicht eingehen. Wenn es Pavel Dotchev und seine Mannschaft schafft, die Lücken in der Abwehr zu schließen, defensiv solider zu stehen und eine bessere Balance in ihr Spiel zu bekommen, wird man die nötigen Punkte für den Klassenerhalt holen. Jedoch können sich die Veilchen keine Fehler und Schwächephasen mehr erlauben, sonst geht es im Fahrstuhl zurück in Liga 3.

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