"Keine Sekunde Schlaf": So feierte Darmstadt die Bundesliga-Rückkehr

Im dritten Anlauf hat der SV Darmstadt 98 sie am Freitag perfekt gemacht, die Rückkehr in die Bundesliga. Grenzenloser Jubel war die Folge. liga2-online.de zeigt, wie die Lilien den vierten Bundesliga-Aufstieg ihrer Vereinsgeschichte gefeiert haben.

Mit Abpfiff brachen alle Dämme

Es lief die Nachspielzeit, als hinter dem Tor des SV Darmstadt 98 die ersten Fans über den Zaun in den Innenraum kletterten und dort auf den Abpfiff warteten. Als dieser dann ertönte, gab es kein Halten mehr. Binnen Sekunden fluteten die Lilien-Anhänger aus allen Richtungen das Spielfeld und rannten zu ihren Aufstiegshelden. Es brachen sprichwörtlich alle Dämme.

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Auch bei Torhüter Marcel Schuhen, der seinen Emotionen nach Spielende freien Lauf ließ und hemmungslos weinte. "Ich bin einfach sehr glücklich, dass dieser Traum heute in Erfüllung gegangen ist", sagte er im "Sky"-Interview, während er von Torwarttrainer Dimo Wache aus einer XXL-Flasche eine volle Ladung Bier über den Kopf geschüttet bekam. "Unglaublichen Respekt vor dem ganzen Team. Das ist ein total geiler Moment." Nachdem die Lilien zuletzt zwei Matchbälle vergeben hatten, "waren wir heute bereit für diesen Schritt". Auch Schuhen selbst hatte keinen geringen Anteil daran, verhinderte er doch in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit mit einer bärenstarken Parade den Ausgleich. "Ich bin da, wenn ich gebraucht werde", gab er sich ganz bescheiden und hielt fest: "Diesen Aufstieg haben wir uns über die ganze Saison verdient."

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Tietz vergisst sein Tor

Ebenfalls keinen unwesentlichen Beitrag zum Heimsieg hatte Philipp Tietz geleistet, der mit seinem zwölften Saisontreffer in der 36. Minute für das entscheidende 1:0 sorgte. "Ich bin fix und fertig", war der 25-Jährige völlig entkräftet. "Die letzten zwei Minuten haben sich angefühlt wie 20." Wie erledigt der Stürmer war, zeigte sich auch daran, dass er vergessen hatte, dass er es war, der das wohl wichtigste Tor der jüngeren Darmstädter Vereinsgeschichte erzielt hatte. "Das hatte ich komplett vergessen. Danke VAR", spielte er darauf an, dass sein Treffer erst nach Videobeweis gegeben wurde.

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Es sei "nicht das schönste Spiel" gewesen, "aber das ist scheißegal. Wir hatten schon mit Druck zu kämpfen, weil wir natürlich was verlieren konnten. Aber wir haben eine klasse Saison gespielt und uns den Aufstieg absolut verdient." Schuhen habe der Mannschaft "mal wieder den Arsch gerettet", bedankte sich Tietz beim Schlussmann. "Aber man sieht, was wir für ein geiler Haufen sind." Das Motto für den Abend? "Einfach nur feiern. Am liebsten würde ich zusammen mit allen Fans in der Kabine feiern und die Hütte abreißen. Dann steht das Stadion nicht mehr, aber das ist mir egal."

Lieberknecht "komplett leer"

In die Kabine hatte sich unmittelbar nach Schlusspfiff bereits Trainer Torsten Lieberknecht, der 2013 schon mit Eintracht Braunschweig in die Bundesliga aufgestiegen war, zurückgezogen. "Ich bin komplett leer", sagte der Lilien-Coach bei "Sky", zeigte sich aber gleichzeitig "unglaublich stolz. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach Braunschweig nochmal so einen Verein finde, wo ich komplett mein Herz lassen kann."

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Mit brüchiger Stimme bedankte er sich bei seiner Frau - und bei Dirk Schuster, der Darmstadt am 19. Mai 2014 erst in die 2. Liga und ein Jahr später direkt in die Bundesliga geführt hatte. "Es ist jetzt einfach der verdiente Lohn, hielt er fest. Die Leute hier lechzen danach. Alle haben dazu beigetragen." Ob es bei den Feierlichkeiten irgendwelche Verbote gibt? "Nein, die Jungs können alles machen. Auch mit mir. Sie erwarten was." Näher ins Details gehen wollte Lieberknecht nicht, doch es dürfte eine kurze Nacht werden.

"Fahren nach München und Dortmund"

Tobias Kempe gab sogar "keine Sekunde Schlaf" als Vorgabe aus und will "einfach feiern mit den verrücken Leuten heute. Dieser Verein ist unglaublich". Nach zwei verpassten Matchbällen nun über die Ziellinie zu gehen, sei nicht einfach gewesen. "Das waren die schwersten drei Punkte meiner Karriere. Aber scheißegal. Wir haben es geschafft. Die ganze Saison haben wir alles für diesen Moment geben. Und alle, die uns nicht da oben haben wollen, haben Pech gehabt", brüllte er ins Mikro, bevor er in der Partytraube verschwand.

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"Nächstes Jahr fahren wir nach München und Dortmund", blickte Tietz bereits voraus. "Doch jetzt wird erstmal gefeiert." Noch für einige Zeit verwandelten die Fans das Böllenfalltor in ein Tollhaus, ehe am späteren Abend auch in der Stadt gefeiert wurde.

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