Köln: Aus dem Abstieg 2012 die richtigen Konsequenzen gezogen
Das Rhein-Energie-Stadion hüllte sich an diesem späten Nachmittag des 5. April 2012 in schwarzen Rauch. Nach dem fünften Abstieg des 1. FC Köln in der Vereinsgeschichte herrschte Untergangsstimmung bei den „Geißböcken.“ Randalierende Fans, Spieler mit Söldnermentalität und erhebliche Schulden waren die bittere Wahrheit für den FC. Nur zwei Jahre hat der erste Bundesligameister aus den Fehlern der Vergangenheit lernen können, denn die fünfte Rückkehr steht nach dem 3:1-Heimsieg über den VfL Bochum bereits fest. Länger als zwei Jahre am Stück waren die Kölner noch nie im deutschen Fußball-Unterhaus.
Eigengewächse verstärken die Identifikation
In der ersten Saison war der direkte Wiederaufstieg auch nicht das erklärte Ziel, denn zunächst sollten junge, talentierte Spieler eingebaut werden und eine neue Identität für den 1. FC Köln schaffen. Zuhauf sind in den vier Bundesligaspielzeiten überteuerte, satte Stars gekommen, die sich nicht als solche erwiesen haben. Der portugiesische Nationalspieler Maniche dient als Paradebeispiel dafür. Viel Geld, wenig Leistung und ganz wenig Identifikation mit dem Domstadtklub. Auch hier hat der FC aus den Fehlern gelernt, denn neue Stars wie Keeper Timo Horn, Außenverteidiger Jonas Hector und Mittelfeldmann Yannick Gerhardt verkörpern diesen neuen FC, der so frisch und selbstbewusst daherkommt. In der ersten Spielzeit nach dem Abstieg hat man viele schwierige Phasen durchlaufen können, doch nach einem tollen Zwischenspurt mit vielen Siegen in Serie konnte man Anfang April sogar als Tabellendritter zum Hauptkonkurrenten 1. FC Kaiserslautern fahren. Diese Partie wurde nach einer äußerst dürftigen Vorstellung jedoch mit 0:3 auf dem Betzenberg verloren. Die durchaus talentierte Mannschaft hat in dieser Phase noch nicht vollends mit dem Druck umgehen können, sodass letztlich hinter dem FSV Frankfurt sogar nur der fünfte Platz im Endklassement stand.
Derbysieg als emotionaler Höhepunkt
Am Saisonende hat auch Trainer Stanislawski bekannt gegeben, dass er nach nur einer Spielzeit den Verein wieder verlassen möchte. Vielleicht erwies sich dieser Schritt als echter Segen für den 1. FC Köln, denn dadurch wurde der Weg für Peter Stöger frei. Trainerkandidaten wie Kosta Runjaic oder auch Roger Schmidt kamen nicht zu den Geißböcken. Der Österreicher konnte in seiner Heimat sensationell Meister mit Austria Wien werden und war die Wunschlösung der FC-Vereinsführung. Mit einer Mischung aus Wiener Schmäh und hoher Arbeitsmoral schaffte es der ehemalige Nationalkicker die Sympathien der FC-Fans und die Erfolge in der 2. Bundesliga einzufahren. Dabei gestaltete sich der Saisonstart überaus holprig mit drei Unentschieden in Dresden, gegen Düsseldorf und in Paderborn. Danach kam der FC-Express jedoch allmählich ins Rollen und bereits Anfang Oktober konnte die Tabellenführung übernommen werden. Die ersten beiden Saisonniederlagen gab es erst im November, als beim Ex-Trainer Peter Neururer und dem VfL Bochum mit 0:1 verloren wurde. Nur zwei Wochen später setzte es die erste Heimniederlage in dieser Serie gegen den FC Ingolstadt, ehe bis zur Winterpause eine Siegesserie gestartet werden konnte. Besonders emotional war sicherlich der 3:2-Auswärtssieg bei Fortuna Düsseldorf im letzten Spiel vor der Winterpause. Auch der Start ins Fußballjahr 2014 verlief nicht gerade erfolgreich, denn im Heimspiel gegen den SC Paderborn verlor man nach einer schwachen Vorstellung mit 0:1. Auch die Partien in Aue (2:2) und gegen Fürth (1:1) machten deutlich, dass die Spielfreude und die Leichtigkeit in der Winterpause vergessen worden ist. Auch die beiden torlosen Remis in Kaiserslautern und gegen Aalen waren beileibe kein Offenbarungseid in fußballerischer Hinsicht. Der 2:0-Heimsieg gegen den Karlsruher SC Ende März erwies sich jedoch als der erhoffte Befreiungsschlag für das beste Team der gesamten 2. Fußball-Bundesliga. Fünf Siege in Serie haben den Aufstieg nun also perfekt machen können.
Schmadtke erhöht mit klugen Transfers die Qualität
Natürlich hat diese überaus positive Entwicklung auch seine Gründe. Besonders clever erwies sich der Schachzug im Sommer Jörg Schmadtke als neuen Sportlichen Leiter zu installieren. Der ehemalige Hannoveraner ist es auch gewesen, der mit klugen Transfers in der Winterpause durch Finne und Nagasawa die Offensivqualität noch einmal merklich erhöhen konnte. Im Sommer hat er schon die beiden potentiellen Bundesligastürmer Helmes und Ujah sowie Spielmacher Daniel Halfar verpflichten können. Die Defensive mit 17 Gegentoren ist die beste in der gesamten 2. Fußball-Bundesliga gewesen. Das frühe Pressing, was oft schon durch die Angreifer vorgenommen wird, erwies sich auch als ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor. Hervorragend gewiss auch die Motivationsfähigkeit des 48-Jährigen, der einen zunächst unsicher wirkenden Matthias Lehmann wieder zu einem Leistungsträger aufbauen konnte.