Lilien mit Remis gegen Heidenheim: Ein Punkt gewonnen, zwei verloren

Direkt nach dem Schlusspfiff wussten weder die Darmstädter Spieler, noch die Fans, ob sie sich über das eben errungene 1:1 freuen oder ärgern sollten. Für beide Gefühlsregungen gab es gute Argumente an diesem wunderbaren Frühlingstag. Zunächst einmal steht der fünfzigste Punkt für die „Lilien“, der durch das Elfmetertor von Dominik Stroh-Engel (64.) und den Gegentreffer von Florian Niederlechner (77.) zustande kam. Wer vor der Saison gesagt hätte, dass Darmstadt 98 fünf Spieltage vor Schluss noch so weit oben mitmischen würde, wäre für verrückt erklärt worden. Allein deshalb ist es aus Darmstädter Sicht mehr als gerechtfertigt, diesen Punkt als Erfolg zu werten.
„Das war auf jeden Fall ein Freistoß“
Allerdings, und nun kommen die Gegenargumente, muss man beachten, dass das Gegentor fiel, als Heidenheim nur noch zu zehnt spielte: Philip Heise hatte in der 67. Minute die Gelb-Rote Karte gesehen, als er Marcel Heller auf dem Flügel foulte. Eine knifflige Szene für Schiedsrichter Cortus, der den Rempler von Heise als gelbwürdig einstufte und den Verteidiger somit zum Duschen schickte. Die Heidenheimer wüteten gegen Heller, der aus ihrer Sicht eine Schwalbe begangen hatte. „Er stößt mich um“, entgegnet der Darmstädter Flügelspieler. „Das war auf jeden Fall ein Freistoß. Was der Schiedsrichter dann gibt, ist seine Entscheidung.“
Trotz Überzahl der „Lilien“ konnte Heidenheim mit seiner ersten richtigen Chance noch den Ausgleich erzielen – und dieser wurde mit Beteiligung aller drei Einwechselspieler ermöglicht: Marc Schnatterer, Marcel Titsch-Rivero und Florian Niederlechner, eigentlich alle in der Startelf erwartet, wurden in der 77. Minute eingewechselt. Dieser Dreifachtausch sorgte für Verwirrung in der Darmstädter Hintermannschaft, die drei kombinierten sich sofort über links in den Strafraum und Niederlechner vollstreckte gekonnt.
„Wir sind immer noch oben dabei“
Warum sie nicht von Anfang gespielt haben? „Weil wir zunächst einmal defensiv stabil stehen und nach den letzten Negativerlebnissen unbelastete Jungs aufs Feld schicken wollten“, so Heidenheim-Trainer Schmidt. Clever vom Gäste-Coach, unglücklich von den Hausherren. „Wir haben beim Gegentor nicht gut verteidigt, da müssen wir uns mit einem Mann mehr cleverer anstellen“, so Marcel Heller. „Wir müssen den Punkt jetzt einfach positiv wahrnehmen, wir sind immer noch oben dabei“, ergänzt Hanno Behrens, der im Mittelfeld eine zweikampfstarke Leistung zeigte.
Torschütze Dominik Stroh-Engel jedenfalls dürfte sich dennoch ein wenig mehr gefreut haben – er hat seine Durststrecke beendet. Atemberaubend sicher verwandelte er den Elfmeter gegen den alten Teamkollegen Jan Zimmermann. Eine besondere Ahnung, für welche Ecke sich der Torhüter entscheiden würde, hatte er aber nicht: „Ich habe einfach draufgeschossen“, so Stroh-Engel gewohnt pragmatisch. Vielleicht können sich die „Lilien“ nach ein wenig Zeit auch einfach über den Punkt freuen.
FOTO: Claus Krentscher