Pal Dardai musste seine "Spieler anmachen und beleidigen"

Das 2:2 zwischen Hertha BSC und dem KSC hilft niemandem so wirklich weiter. Die Berliner müssen sich die Frage gefallen lassen, wie sie mit einer solchen Chancenverwertung noch einmal oben angreifen wollen. Die über 60.000 Fans hatten trotzdem etwas zu feiern.

"Hätten das dritte oder vierte Tor machen müssen"

Trotz der innigen Freundschaft zwischen Hertha und dem Karlsruher SC war vor Spielbeginn klar, dass auf dem Platz keine Geschenke verteilt würden. Doch gerade diese verteilten die Hausherren beim Eigentor zum 0:1 und bei 2:2-Ausgleich kurz vor Schluss. Das frustrierende Unentschieden gegen einen unterlegenen Gegner sorgte für große Sorgenfalten auf den Stirnen der Berliner Akteure.

Trainer Pal Dardai war mächtig angefressen auf der Pressekonferenz, die erst um 23:15 Uhr in den Katakomben des mittlerweile menschenleeren Olympiastadions stattfand. Die ersten 25 Minuten "hat die Mannschaft verschenkt". Er musste seine Spieler erst "anmachen und beleidigen", damit diese in Gang kommen: "Erst danach haben wir Gras gefressen und Mentalität gezeigt und ordentlich gespielt." Dass sein Team nach dem 2:1 den Sieg nicht nach Hause schaukelte, sondern sich noch den Ausgleich einfing, war für den Ungarn schwer zu ertragen: "Nach dem 2:1 haben wir den Ball gelenkt, der Gegner hat keine Räume gefunden. Aber wir hätten das dritte oder vierte Tor machen müssen." Nach dem vermeidbaren Unentschieden vor Wochenfrist bei Hansa Rostock fehlen in Dardais Rechnung nun bereits "zwei Punkte".

Niederlechner ehrlich: "Es ist echt nervig, echt bitter"

Ähnlich frustriert wie der Trainer zeigten sich auch die Spieler der Hertha nach dem Abpfiff. Für Torschütze Fabian Reese fühlte sich das Remis wie eine Niederlage an: "Natürlich ist das ein Tiefschlag, wenn man große Chancen nicht nutzt und am Ende das 2:2 bekommt. Es muss von jedem Einzelnen die Initiative kommen, Spiele zu gewinnen." Florian Niederlechner fand noch markigere Worte, um seinen Gemütszustand zu beschreiben: "Es ist echt nervig, echt bitter", meinte der 33-Jährige, der Hertha mit seinem ersten Saisontor zwischenzeitlich in Führung geschossen hatte.

Wie vor dem Spieltag auch, verbleibt Hertha nach dem verpassten Sieg auf Rang zwölf. Torwart Tjark Ernst "tut es weh, dass wir nicht von der Stelle kommen". Zweimal hatte er sein Team noch vor einem früheren Ausgleich bewahrt und kam nicht umhin, das kritisch anzumerken: "Wir haben ein bisschen ums Gegentor gebettelt." Aus den letzten vier Spielen gegen eher typische Zweitligisten hat der noch gefühlte Erstligist Hertha nur fünf Punkte geholt und verpasst dadurch immer weiter den Anschluss zur Ligaspitze.

Auch wenn es für die Spieler ein eher frustrierendes Erlebnis war, die Fans auf den Rängen genossen den Abend. Die Freundschaft zwischen den Anhängern ist landesweit bekannt, wird sehr gut gepflegt und an solchen Abenden auch immer wieder groß zelebriert, weshalb auch über 60.000 Zuschauer ins Olympiastadion kamen, darunter über 4.000 Reisefreudige aus Baden. Nach der Länderspielpause geht es für Hertha nach Hannover 96 zum Spitzenspiel. Der KSC hat dann den Club aus Nürnberg zu Gast.

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