SC Paderborn: Helden geben auf
Der SC Paderborn kommt dem zweiten Abstieg in Folge immer näher. Zwar beträgt der Rückstand auf den Relegationsplatz weiterhin nur einen Punkt, doch die Art und Weise, wie der Bundesligist der vergangenen Saison am Freitagabend im Heimspiel gegen Union Berlin auftrat, lässt die Hoffnungen auf einen Klassenverbleib schwinden. "Helden geben nie auf", heißt die Vereinshymne des SCP. Am Freitag taten die Spieler, die ohnehin keine Helden mehr sind, dennoch genau das - mit fatalen Folgen. Ein Kommentar.
"Wenn ich Fan gewesen wäre, ich wäre schon viel früher gegangen"
Dass die Partie gegen Union Berlin am zurückliegenden Freitag nur mit 0:4 verloren ging, glich angesichts einer indiskutablen Leistung des SCP einem Wunder. Schon nach 13 Minuten, als Union gerade das 2:0 erzielte, war das Spiel praktisch entschieden. Ein schwerer Fehler nach dem anderen, sowie mangelnder Einsatz und fehlender Wille begünstigen eine mehr als peinliche Vorstellung der Ostwestfalen. Die Fans rätseln, welche Sportart sie von ihrer Mannschaft zu Gesicht bekamen - Fußball war es jedenfalls nicht. Als nach 21 Minuten das 0:3 fiel, hatten viele Anhänger genug und verließen die Arena in Scharen. Immer wieder standen die Fans trotz diverser sportlicher Nackenschläge hinter ihrer Mannschaft, doch die Arbeitsverweigerung gegen Union Berlin hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Der Bruch zwischen der Mannschaft und den eigenen Zuschauern deutete sich seit Wochen an, nun ist er da. Sämtlicher Kredit, den einige Spieler aufgrund ihrer Verdienste aus der Vergangenheit durchaus verbucht hatten, ist nun endgültig verspielt. Höhnisches Klatschen und Jubeln beim 4:0 für Union waren die Folge. Umso erstaunlicher war es, dass die Akteure nach Abpfiff selbstkritisch mit der eigenen Leistung umgingen, nachdem in den vergangenen Wochen oftmals Durchhalteparolen bemüht wurden. "Wenn ich Fan gewesen wäre, ich wäre schon viel früher gegangen. Das war einer Profi-Mannschaft nicht würdig", so Thomas Bertels in der "Bild-Zeitung".
Mannschaft muss jetzt aufwachen
Dennoch bleibt fraglich, warum die Spieler, wenn sie schon hart mit sich selbst in Gericht gehen, keine "einer Profi-Mannschaft würdigen" Leistung auf dem Platz zeigen und sich schon nach wenigen Minuten aufgeben. Auch bei vielen Fans schwindet so langsam die Hoffnung auf den Klassenerhalt. Noch kann der SCP den Liga-Verbleib aus eigener Kraft schaffen, denn am vorletzten Spieltag geht es gegen den TSV 1860 München in ein Endspiel. Doch um sich für dieses zu qualifizieren, müssen nun allmählich Siege her. Ein kurzes Strohfeuer wie beim 4:3 auf St. Pauli reicht nicht. Nur wenn die Mannschaft jetzt noch einmal aufwacht, ist der Klassenerhalt noch halbwegs realistisch. Wenn allerdings auch das Spiel beim FSV Frankfurt am kommenden Freitag verloren geht, dürften so langsam die Lichter ausgehen. Trainer René Müller erreicht die Mannschaft zwar noch, doch mit Spielern, die sich offensichtlich aufgeben, wird der SCP in dieser Saison keine Partie mehr gewinnen und ohne Gegenwehr erneut absteigen. Somit wäre auch das Abspielen der Vereinshymne beim nächsten Heimspiel eigentlich überflüssig. Denn Helden (?) geben offenbar doch auf.