Schwartz startet Hansa-Rettung: Zuerst geht es ins Trainingslager

Alois Schwartz soll den F.C. Hansa Rostock zum Klassenerhalt führen. Die Wahl fiel auf den 55-Jährigen, weil er diese Situation in seiner Trainerkarriere bereits erlebt und gemeistert hat. Als erste Amtshandlung wird der neue Cheftrainer nun mit seiner Mannschaft ins Kurztrainingslager reisen, um daraus die nötigen Erkenntnisse für die kommenden Wochen zu ziehen.

"In- und auswendig kenne ich nur den Roßbach"

Am späten Sonntagabend teilte Alois Schwartz seine Bereitschaft mit, dass er für die Rettung der Hansa-Kogge zur Verfügung stehen würde. Zwei Tage später folgte die Unterschrift. "In den letzten 24 Stunden war ich dann viel im Auto", erklärte der 55-Jährige augenzwinkernd in der Pressekonferenz, in welcher der neue Cheftrainer der Rostocker offiziell vorgestellt wurde. Ein Dank ging dabei an den SV Sandhausen, der das Engagement von Schwartz durch eine Vertragsauflösung am Hardtwald möglich machte - obwohl der Fußballlehrer zu einem direkten Konkurrenten wechselte. "Es ist nicht immer so einfach, wenn man vorher andere Farben hatte und vier Wochen später dann das. Aber so ist der Fußball manchmal", sprach Schwartz auch über seine persönlichen Gefühle im Rahmen des Wechsels.

Die erste Amtshandlung des neuen Übungsleiters wird die Hansa-Kogge geradewegs in ein Kurztrainingslager führen. "Das war ein Wunsch, der mir geglückt ist", gab Schwartz preis. Denn in den kommenden Tagen will der 55-Jährige seine Mannschaft genauer kennenlernen, um die richtigen Schlüsse für den Abstiegskampf zu ziehen. "In- und auswendig kenne ich nur den Roßbach", schmunzelte Schwartz, der zum dritten Mal mit dem Innenverteidiger zusammen arbeiten wird. Das grundsätzliche Potential konnte der 55-Jährige natürlich in der kompletten Mannschaft sehen: "Da steckt unheimlich viel Mentalität drin, die das Team auszeichnet. Das muss man wieder herauskitzeln. Und wenn wir das tun, dann glaube ich, dass die Situation zum Positiven gewandelt wird."

Schwartz startet mit drei Assistenten und den Fans

Denn Schwartz geht mit der Hansa-Kogge als Vorletzter ins letzte Saisondrittel. Neun Spiele bleiben, um die Ostseestädter vor dem Absturz zu retten. "Plan A war, dass Hansa das Spiel gegen Düsseldorf gewinnt", gab der neue Cheftrainer zu, dass die Kogge sich selbstverständlich lieber in eine bessere Ausgangsposition gespielt hätte, statt den zweiten Trainerwechsel der Saison zu vollziehen. Nun soll Schwartz es richten, der die Fans dafür mit ins Boot nehmen will. "Tolle Zuschauer können manchmal mehr Fluch als Segen sein. Aber egal, wie es ist, ob es um ich alleine oder nur die Mannschaft geht ... wir brauchen immer alle im Boot", beschwor Schwartz den Zusammenhalt in Rostock. "Man kann viel bewegen mit dem zwölften Mann. Wichtig ist, dass die Mannschaft auf dem Feld Gas gibt."

Unter dem neuen Übungsleiter können sich die Hansa-Fans auf eine defensivere Spielweise einstellen, die von Disziplin geprägt sein wird. "Es ist einfacher, ein Tor zu schießen als vier", gab Schwartz zu Bedenken, dass in der aktuellen Situation der Kogge kein Hurra-Fußball zur Lösung wird. Neben Uwe Ehlers und Nicolas Masetzky wird ihm Dimitrios Moutas, den er aus Sandhausen mitbringt, als dritter Co-Trainer in den kommenden Wochen assistieren. Als Schwartz vor über fünf Jahren den Karlsruher SC auf einem Abstiegsplatz in der 3. Liga übernommen hatte, war er schon einmal auf ein solch großes Trainerteam gestoßen. Am Ende der Saison stieg der KSC sogar noch auf. "Vielleicht ist das ja ein gutes Omen", so Schwartz.

"War das eine Fehleinschätzung von mir? Ja!"

Bei der Vorstellung des neuen Cheftrainers rückte sogleich auch Sportvorstand Martin Pieckenhagen in den Fokus. "Es wird genügend Zeit geben, dass Fehler, die gemacht wurden, aufgearbeitet werden", stieg der 51-Jährige selbstkritisch in die Bestandsanalyse ein. Auch Entscheidungen, die vom Sportvorstand getroffen wurden, müsse der Verein zum richtigen Zeitpunkt bewerten. Doch der Fokus liegt nun auf den letzten neun Saisonspielen. "Alles, was danach kommt, wenn wir den Klassenerhalt geschafft haben, ist jetzt nicht wichtig", ordnete Pieckenhagen ein - und spielte damit auch darauf an, dass Schwartz vorerst nur bis zum Saisonende bei den Hanseaten unterschrieben hat. Dies sei der beidseitige Wunsch gewesen.

Ein Wort in der Selbstkritik richtete Pieckenhagen zudem an Patrick Glöckner. "Mir tut es total Leid für ihn, dass sich seine Art vom Fußball, den er spielen wollte, nicht in den Ergebnissen gezeigt hat. Manchmal ist es im Fußball so, dass etwas nicht zusammenpasst. War das eine Fehleinschätzung von mir? Da sage ich ganz klar 'Ja', weil sonst hätten wir mehr Punkte", so der Sportvorstand. Mit Schwartz habe er nun jemanden an der Seitenlinie, dessen Idee zur Hansa-Kogge passe. Zum Abschluss appellierte Pieckenhagen an die Spieler: "Wenn die Jungs bis heute nicht verstanden haben, dass es hier auch um Existenzen im Verein geht, dann wird es schwierig, noch weitere Gründe zu finden." Dem Arbeitgeber Hansa Rostock gelte es nun für jeden Profi, alles unterzuordnen.

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