St. Pauli ringt Leipzig nieder und klettert

Die Vorzeichen vor der Partie hätten unterschiedlicher kaum sein können: St. Pauli musste alles daran setzen, die Klasse zu halten, Leipzig schielte noch nach oben. Auch abseits vom Platz verbindet die beiden Vereine wenig, obwohl zuletzt das Gerüchte die Runde machte, Red Bull sei an einem Kauf der Kiezkicker interessiert gewesen. Am Ende strahlten die Hamburger. Von Beginn an schenkten die Teams sich nichts. Das war an den vielen ruppigen Zweikämpfen in der Anfangsphase deutlich abzulesen. Beinahe wäre Leipzigs Torwart Coltorti in der 12. Minute vom Held in der Vorwoche zum Depp in dieser avanciert: Sein misslungener Abschlag landete direkt vor den Füßen von Lennart Thy, der aber bei der Ballbearbeitung bereits von zwei Leipzigern gestört wurde.

Hohes Pressing setzt Leipzig zu

St. Pauli verteidigte ausgesprochen hoch, unterband so das Kombinationsspiel der Gäste Richtung Tor. Die vielen Nicklichkeiten im Spiel taten ihr übriges, den Spielfluss auch insgesamt einzuschränken. Das Spiel lebte von seiner Intensität. Die wenig gelungenen Ballstaffetten ereigneten sich vorwiegend im Mittelfeld. Die darauf folgenden Bälle von Außen in die Mitte blieben aber zumeist ungefährlich. Das lag mitunter daran, dass Leipzig bis zu sechs Spieler im eigenen Strafraum postierte. Enge Räume führen für St. Pauli bekanntlich meist in eine Sackgasse in dieser Saison.

Trotz der Chancenarmut bis weit in die erste Hälfte hinein, kam dennoch keine Langeweile auf: Zweimal binnen zwei Minuten testete RB den St.-Pauli-Schlussmann Robin Himmelmann aus der Distanz, stellte ihn aber vor keine größeren Probleme. Besorgniserregend wurde es für die Kiezkicker immer nur dann, wenn die Gäste den Ball um den Strafraum herum entlang passten. In diesen Situationen fehlte den Braun-Weißen oft der nötige Zugriff, sie profitierten allerdings vom mangelnden Ideenreichtum der Gäste

Thy belohnt St. Pauli für beherzten Auftritt

Leipzig hatte indes mit dem permanenten und aggressiven Nachsetzen der Hausherren zu kämpfen. Immer wieder gab es Ballgewinne von St. Pauli in der gegnerischen Hälfte. Das konsequente Gegenpressing der Lienen-Elf sorgte für Gefahr. Die sich daraus ergebenden Räume wurden jedoch kaum genutzt, auch weil die meisten Flanken schlicht zu unpräzise waren. Erst ein Traumpass aus der eigenen Hälfte von Sebastian Schachten auf Thy brachte St. Pauli schließlich doch noch in Front. Trotz leichter Probleme bei der Ballannahme stürmte Thy unaufhaltsam auf den herauseilenden Coltorti zu, ehe er die Kugel links am Keeper vorbeischob (45+1,).

Abwehrverhalten kompensiert schwache Zuspiele

Leipzig hatte jetzt 15 Minuten Zeit, den Rückstand zu verdauen. Zurück auf dem Platz, waren die Sachsen das deutlich aktivere Team. Die bessere Ballbeherrschung hatten sie bereits in der ersten Halbzeit, nun setzten sie sich zusehends in St. Paulis Hälfte fest. Die wenigen Vorstöße der Hamburger in dieser Phase endeten zumeist mit einem Abseitspfiff. Es wurde deutlich, warum Leipzig nur eines der letzten neun Spiele verloren hatte. Der Strafraum von St. Pauli blieb jedoch weiterhin kaum angetastet.

Stattdessen verzeichneten die Kiezkicker die beste Chance des zweiten Durchgangs: An der Mittellinie eroberte Jan-Philipp Kalla erst den Ball, ließ dann zwei Leipziger stehen, ehe er schnurstracks Richtung Fünfmeterraum marschierte. Der mitgelaufene Joshua Kimmich bereinigte die Situation allerdings, nachdem Kallas Pass in die Mitte keinen Abnehmer gefunden hatte. Mit Ausnahme des Tors zog sich das schlechte Zuspiel von Braun-Weiß wie ein roter Faden durch die Partie. Nur kurze Zeit nach dem letzten Vorstoß fand auch das Zuspiel von Dennis Daube keinen Teamkollegen. Fast das gesamte Zentrum war offen.

St. Pauli verlässt Abstiegsränge

Danach war erst einmal wieder Leipzig am Drücker, der eigene Strafraum blieb jedoch nach wie vor eine Bastion für St. Pauli. Die wenigen Male, in denen die Sachsen dort eindrangen, hatten sie zu wenig Zeit und Platz, um den Ball zu platzieren. Je länger das Spiel andauerte, desto mehr schwanden jedoch die Kräfte, vor allem auf Seiten der Hamburger. Insgesamt wurden deutlich weniger zweite Bälle gewonnen, für pointierte Konteraktionen fehlte die Luft. Leipzig pochte auf den Ausgleich. Irgendwie schaffte es St. Pauli aber stets einen Kopf oder Fuß zwischen Ball und Tor zu bringen. Zweimal hätten sie sogar den Sack zumachen können, agierten jedoch zu inkonsequent  vor dem Leipziger Gehäuse.

In der Schlussminute zeichnete sich Himmelmann noch einmal aus, indem er einen Gewaltschuss von Yordi Reyna aus halbrechter Position entschärfte und damit Leipzigs Hoffnungen auf ein Comeback begrub. St. Pauli verlässt indes vorerst die Abstiegsplätze, auch wenn der Vorsprung vor Relegationsrang 16 nur einen Treffer in der Tordifferenz beträgt.  Auf die Hamburger warten mit Kaiserslautern, Bochum und Darmstadt zudem noch starke Gegner. Der Sieg gegen Leipzig sendet dennoch ein deutliches Signal an die Konkurrenz.

FOTO: GEPA

 

 

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