Vier Gründe für den Höhenflug des SC Paderborn

Sechs Siege aus acht Spielen, 24:8 Tore, 19 Punkte und der erste Tabellenplatz: Der SC Paderborn blickt auf den erfolgreichsten Saisonstart seiner Zweitliga-Geschichte zurück. liga2-online.de nennt die Gründe dafür.

Grund 1: Offensive

Für Offensivpower steht der SC Paderborn zwar schon länger, allein in der Ära Steffen Baumgart schossen die Ostwestfalen in 166 Pflichtspielen beeindruckende 328 (!) Tore, doch in dieser Saison hat der SCP nochmal einen draufgelegt: Sieben Tore gegen Kiel, fünf gegen Karlsruhe und vier gegen Hannover: In drei der acht Spiele erzielten die Ostwestfalen mindestens vier Treffer, insgesamt stehen bereits 24 Buden auf dem Konto.

Damit verfügt der SCP nicht nur über die mit Abstand stärkste Offensive der Liga, sondern hat sich auch einen Platz in den Geschichtsbüchern der 2. Bundesliga gesichert. Seit der Saison 1981/82 gab es keinen Verein, der nach acht Spieltagen bereits 24 Mal getroffen hat. Was die Tordifferenz (+16) angeht, teilen sich die Paderborner den ersten Platz mit Union Berlin.

Grund 2: Breiter Kader

Bei der Kaderzusammenstellung haben die Verantwortlichen um Sport-Geschäftsführer Fabian Wohlgemuth im Sommer mit Verpflichtungen wie Marvin Pieringer, Sirlord Conteh und Raphael Obermair nicht nur in die Spitze, sondern angesichts von 13 Neuzugängen auch in die Breite investiert. Das zahlte sich nicht zuletzt am vergangenen Samstag im Heimspiel gegen Jahn Regensburg aus, als mit Uwe Hünemeier, Jannis Heuer, Jasper van der Werff und Adrian Gryszkiewicz gleich vier Innenverteidiger passen mussten. So kam Tobias Müller zu seinem Liga-Debüt, fügte sich nahtlos ein und sorgte dafür, dass Paderborn bereits zum vierten Mal ohne Gegentor blieb. Gleiches gilt für Leopold Zingerle, der kurzfristig für Stammkeeper Yannik Huth zwischen die Pfosten rückte und seine Sache ebenfalls gut machte. "Es ist keine Selbstverständlichkeit so zu performen, wenn du kurzfristig auf zwei, drei Jungs verzichten musst", sagte Trainer Lukas Kwasniok nach der Partie.

Der breite Kader zeigte sich gegen den Jahn aber auch daran, dass Spieler wie Marco Schuster, Dennis Srbeny und sogar Felix Platte allesamt von der Bank kamen. Allein im Angriff stehen Trainer Lukas Kwasniok fünf verschiedene Spieler zur Verfügung, was für eine hohe Flexibilität sorgt - und den SCP schwer ausrechenbar macht. Auch die Tatsache, dass sich die 24 Treffer auf zehn Torschützen verteilen, passt dazu.

Grund 3: Neue Heimstärke

Auch wenn die Blau-Schwarzen in der vergangenen Saison Siebter wurden: Heimstark war der SCP nicht wirklich. Von 17 Partien vor heimischer Kulisse konnte Paderborn gerade mal vier für sich entscheiden. Nur vier Teams - darunter die Absteiger Aue und Ingolstadt - waren noch schwächer.

Ganz anders das Bild in dieser Saison: Als einziger Klub hat der SCP bislang alle Heimspiele gewonnen - bei 20:4 Toren. Fünf Siege sprangen dabei heraus - und damit schon jetzt einer mehr als in der kompletten letzten Serie. Saisonübergreifend haben die Paderborner sogar die letzten sieben Partien zuhause allesamt gewonnen - ein neuer Vereinsrekord in der 2. Liga. Die guten Heimauftritte wirken sich auch auf die Zuschauerzahlen aus: Im Schnitt kamen bislang 10.211 Fans - kalkuliert hatten die Paderborner mit weniger.

Grund 4: Lukas Kwasniok

Er musste nach dem Abgang von Steffen Baumgart zum 1. FC Köln in große Fußstapfen treten, Lukas Kwasniok. Gewisse Vorbehalte gegen den früheren Karlsruher waren bei den Fans durchaus vorhanden, nicht zuletzt deswegen, weil er über keine Erfahrungen in der 2. Liga verfügte. Die wechselhaften Ergebnisse in der letzten Saison, zahlreiche Experimente in der Startelf und bei Auswechslungen sowie die Debatte um seinen Impfstatus ließen den 41-Jährigen zunächst nicht so recht in Paderborn ankommen.

Das hat sich in den letzten Wochen schlagartig geändert. Bestes Beispiel dafür: Nach dem Heimsieg gegen den 1. FC Magdeburg vor zwei Wochen wurde Kwasniok erstmals von den Fans mit Sprechchören gefeiert und vor die Tribüne gerufen. Der Deutsch-Pole genoss das Bad in der Menge sichtlich und zeigte sich fast schon ein wenig erleichtert darüber, dass sich die Fans ihm gegenüber nun geöffnet haben.

Die neue Popularität ist natürlich eng mit den Erfolgen in der bisherigen Saison verknüpft, doch längst hat die Anhängerschafft erkannt, dass Kwasniok den SCP weiterentwickelt hat. Offensivstark war Paderborn zwar wie erwähnt schon unter Baumgart, doch der gebürtige Pole hat die Paderstädter taktisch variabler gemacht und den unter Baumgart begonnenen Weg verfeinert. Das zeigt sich vor allem in Spielen gegen tiefstehende Mannschaften: Hatte Paderborn früher keine Lösung dafür, ziehen sie das Spiel nun breiter auf und kommen mit noch mehr Tempo und über weite Bälle schnell in die Spitze. So konnten Kaiserslautern und Magdeburg - wenn auch in Überzahl - spät noch geknackt werden. Eine Qualität, über die der SCP in den letzten Jahren nicht verfügte. In der aktuellen Verfassung sind die Paderborner ohne Frage ein Aufstiegskandidat, wobei es noch zu früh ist, um vom dritten Bundesliga-Aufstieg seit 2014 zu träumen.

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