Zwischenfazit Arminia: Viel Licht, erkennbarer Schatten

Der DSC Arminia Bielefeld steht nach neun Spieltagen in der 2. Bundesliga auf einem höchst überraschenden vierten Rang der Tabelle. Die Ostwestfalen haben damit zwölf Punkte mehr als zum selben Zeitpunkt der Vorsaison. Während im Team von Trainer Jeff Saibene viele Dinge positiv ins Auge fallen und den Erfolg erklären, so gibt es doch den ein oder anderen immer wiederkehrenden Schönheitsfehler.
Das funktioniert gut: Sie läuft und läuft und läuft...
Die Elf von Trainer Saibene ist wohl aktuell der "ekligste zu bespielenden Gegner", wie es einige Trainer der 2. Bundesliga schon zu Protokoll gaben. Nürnbergs Trainer Köllner zollte seinem letzten Gegner schon vor dem Spiel Respekt: "Vor dem, was in den letzten Monaten in Bielefeld passiert ist, muss man den Hut ziehen. Das wird ein dickes Brett." Dieses dicke Brett namens Arminia war bisher an sechs von neun Spieltagen unter den Top-3 laufstärksten Teams des Spieltages. An zwei Spieltagen liefen die Ostwestfalen 130 Kilometer in der Mannschaftsleistung. Heidenheims Trainer Schmidt nannte dies einen "beinahe unglaublichen Wert". Herausragend sind dabei vor allem die Werte von Manuel Prietl und Konstantin Kerschbaumer. Die beiden Sechser sind selten unter 12,5 km Laufleistung pro Spiel unterwegs und mehrfach über 13 km. Doch nicht nur die beiden defensiven Mittelfeldspieler zeichnen sich aus, auch die beiden Stürmer Andreas Voglsammer und Fabian Klos spielen ein immenses Pressing. Trainer Saibene sagte schon vor dem Dresden-Spiel, dass man als Verteidiger sicher nicht gerne gegen diese beiden spielt, da sie permanent die letzte Defensivreihe anlaufen. Über dieses Pressing und die starke Kondition der Blauen können viele individuelle Schwierigkeiten der Mannschaft ausgeglichen werden. Auffällig ist auch: In den Partien gegen Heidenheim und Duisburg - bei denen man insgesamt nur einen Punkt holte - war die Kilometerleistung die schwächste der Saison.
Problemzone Außenpositionen: Wer sorgt für Sicherheit?
Trotz der starken Laufleistung der gesamten Mannschaft gibt es eine nicht zu übersehende Problemzone im Team, die beiden Außenverteidiger. Das erste Problem der beiden Positionen ist ihrer ständig wechselnde Besetzung. Nils Texeira flog gegen Regensburg vom Platz, sodass Florian Dick übernahm. Dieser wurde drei Spielen wieder ersetzt und Texeira kam wieder ins Team. Am letzten Spieltag stand wieder Dick auf der Rechtsverteidigerposition. Hinten links hat sich - auch aus Mangel an Alternativen - Florian Hartherz festgespielt, der allerdings zuletzt verletzt fehlte. Egal wer von den drei Akteuren auf dem Rasen steht, alle leisten sich hin und wieder grobe Fehler. Hartherz ließ sich gerade gegen Duisburg von Oliveira-Souza schulbuchmäßig ausspielen. während Dick das 0:1 verschuldete. Auch gegen Darmstadt und Nürnberg patzte die Innenverteidigung das ein oder andere Mal nach langen Bällen und ließ große Chancen zu. Insgesamt bekommen beinahe alle Gegner des DSC eine Vielzahl an eigenen Chancen, die in der Regel Stefan Ortega ausbügeln muss. Der Schlussmann der Blauen befindet sich allerdings seit seiner Rückkehr in bestechender Form und rettete schon den ein oder anderen Zähler.
Das fällt auf: Einer macht immer Fehler
Die 2. Bundesliga beweist auch in dieser Saison einmal mehr wie ausgeglichen sie ist. Viele Spiele sind 50:50-Spiele die am Ende durch Kleinigkeiten entschieden werden. Diese Kleinigkeiten äußern sich in dieser Saison durch teils eklatante Fehler eines der beteiligten Teams. Im Falle von Arminia wurden in dieser Saison alle acht Spiele mit einem Sieger durch grobe Fehler entschieden. Gegen Regensburg sorgte ein Patzer von Regensburgs Knoll für den DSC-Sieg, gegen Fürth war es ein mehr als unnötig verursachter Elfmeter und gegen Bochum waren es zwei Patzer von Torhüter Manuel Riemann. Die Niederlagen gegen Düsseldorf, Duisburg und Darmstadt sahen jeweils grobe Fehler von Andreas Voglsammer, Florian Dick und Julian Börner. Auch zuletzt wurden die beiden Siege gegen Dresden und Nürnberg durch Patzer von Sören Gonther bzw. Eduard Löwen entschieden. Das Motto in den Spielen mit Beteiligung des Saibene-Teams scheint also zu sein: Wer patzt verliert!
Ausblick: Ruhige Weihnachten in Sicht
Mit 17 Punkten aus neun Spielen hat der DSC beinahe den Punkteschnitt eines Aufsteigers. 23 Zähler fehlen also noch bis zum sicheren Klassenerhalt, sagte Kapitän Julian Börner: "Man hat gesehen, dass wir eine gute Breite im Kader haben und Qualität von der Bank bringen können. Wir sind glücklich und froh, aber brauchen noch 23 Punkte, um unser Ziel zu erreichen." Bei den noch ausstehenden neun Partien bis zur Winterpause könnte die Arminia sich also schon ein ruhiges Polster und damit ebenso friedliche Weihnachten verschaffen. Selbst wenn man "nur" einen Punkt pro Partie sammeln würde, hätte man mit 26 Punkten nach 18 Spielen eine beachtliche Ausbeute. Sogar 30 Punkte sind bei der aktuellen Punkteausbeute zuhause und in der Fremde möglich, wenngleich sehr schwierig. Trainer Saibene freut sich besonders über die neue Stärke in der Fremde: "Wir haben bewiesen, dass wir auswärts schwer zu bespielen sind und freuen uns mit dem Sieg in die Pause zu gehen. Das waren sehr wichtige Punkte für uns." Es könnte also wirklich sein, dass der DSC in dieser Saison mal kein Herzschlagfinale aushalten muss. Ein Klassenerhalt schon in den 20er-Spieltagen würde sicherlich jeder unterschreiben. Ein Wort um den Aufstieg wird Bielefeld indes wohl eher nicht mitreden, was aber auch nicht das Ziel der Mannschaft sein dürfte. Wenn man auch noch die Probleme in der Defensive in den Griff bekommen kann, wären die wiederkehrenden Schatten verdrängt und einer Saison mit viel Licht nur wenige im Wege.