1. FC Kaiserslautern: Die Gründe für die Krise

Drei Niederlagen in Folge, harmlos im Offensivspiel und kopflos in der Defensive. Der 1.FC Kaiserslautern ist nach dem fulminanten Start ins neue Jahr mit dem Sieg im Topspiel und der Sensation im Pokal steil in die Krise gestürzt. Die Leistungen erinnern zunehmend an die schwache Phase vor Weihnachten. Doch wieso tun sich die Pfälzer so schwer gegen defensivere Teams? Warum leidet die wohl personell stärkste Offensive der Liga unter Ladehemmung? Woher kommt diese plötzliche Konteranfälligkeit der Roten Teufel?

Keine Automatismen in der Offensive – Formprobleme im Top-Sturm

"Eine Offensive braucht länger um sich zusammenzufinden", erklärte Sportchef Stefan Kuntz im Vorfeld des Cottbus-Spiels gegenüber "sky". "Sie brauchen Automatismen und Ruhe und die wollen wir der Mannschaft geben", so Kuntz weiter. Jedoch hat die Offensive in der Vorrunde größtenteils funktioniert und war die große Stärke von Kaiserslautern. Matmour, Zoller, Idrissou und Occean wirbelten in vielen Spielen durch des Gegners Abwehr und schossen den FCK zurecht auf einen Relegationsplatz. Was hat sich nun geändert? Mit Simon Zoller hat sich der treffsicherste Stürmer der 2. Bundesliga verletzt und fehlt seit Jahresbeginn. Mo Idrissou hatte in der Vorbereitung ebenfalls Probleme und läuft seitdem seiner Form hinterher. Besonders auf seine Vorlagen und ständige Präsenz konnte Lautern im letzten Jahr stets bauen. Olivier Occéan braucht oftmals einen starken Partner an seiner Seite um zu glänzen, was in der laufenden Rückrunde bislang fehlt. Und Neuzugang Srdjan Lakic wirkt zwar bemüht, ist jedoch noch zu wenig ins Mannschaftsgefüge integriert. Gleiches gilt für Linksaußen Chinedu Ede. Einzig Karim Matmour auf der rechten Seite spielte in den letzten Spielen einigermaßen auf Normalniveau und konnte besonders gegen Aalen immer wieder seine individuelle Klasse aufblitzen lassen. Nachdem im Spiel bei Erzgebirge Aue wenigstens in der zweiten Halbzeit viele Chancen herausgespielt wurden, gelang den Pfälzern zuletzt nur nach Standards Torgefahr, die allerdings meistens schnell verpuffte.

Zu viel Rotation in der Offensive? - Systemfrage ungeklärt

Was kann Trainer Kosta Runjaic nun dagegen tun? Zunächst brauchen die Spieler wieder Selbstvertrauen, was bei Stürmern besonders durch Tore entsteht. Jedoch wirkt der FCK-Sturm zuletzt unsicher. Ein Grund könnten die vielen Umstellungen seit Jahresbeginn sein. Im Trainingslager übte Runjaic ein 4-2-3-1 ein, was zunächst gegen Fürth und Leverkusen super funktionierte. Allerdings waren diese Gegner offensiv eingestellt und Lautern profitierte vom stabileren Mittelfeld des neuen Systems. Danach kamen mit Aue, dem VfR Aalen und Energie Cottbus jedoch Gegner aus der unteren Tabellenhälfte, die eine defensive Grundordnung hatten. Das 4-2-3-1 funktionierte nicht mehr und Lautern rannte vergeblich gegen die Abwehr an. Die Folge war, dass Runjaic gegen Aue in der Halbzeit sein System änderte und danach wieder zum offensiven 4-4-2 des letzten Jahres zurückkehrte. Die Spieler schafften die Umstellung jedoch nicht so schnell und schienen zuletzt überfordert. Auch die personelle Rotation im Angriff ist eher kontraproduktiv um Automatismen zu erzeugen. Gegen Fürth spielte Idrissou als einzige Spitze, in Leverkusen war es Occean. In Aue begann wieder Idrissou, gegen Aalen Occean und Lakic, der dann in Cottbus wieder mit Idrissou stürmte. Hinzu kommen noch die Wechsel hinter den Spitzen wo einzig Matmour gesetzt ist, jedoch auf links Marcel Gaus und Ede ständig im Wechsel sind und Kostas Fortounis ebenso auf allen Positionen eingesetzt wird. Da nun auch noch Simon Zoller zurückkehrt und Albert Bunjaku wöchentlich mehr Einsatzzeiten als Joker sammelt, stehen bald noch mehr Optionen zur Rotation bereit. Mit dem SV Sandhausen wartet am Freitag das Team mit der zweitstärksten Defensive der Liga – Lösungen sind also dringend erforderlich.

Anfälligkeit bei Kontern – Immer wieder frühe Gegentore

Doch nicht vorne drückte bei den Pfälzern der Schuh, sondern auch die Defensivleistung lässt zuletzt zu wünschen übrig. Die Gegentore fielen, mit Ausnahme des 0:1 gegen Aalen, alle nach Kontern. Das Umschaltspiel bei Ballverlust funktionierte meist nicht, hinzu kamen Aussetzer der Innenverteidigung. In Aue und Cottbus wurde zudem der Spielbeginn verschlafen, was jeweils zu frühen Rückständen führte. Auch in der Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld wirbelte Runjaic regelmäßig das Personal durcheinander. Einzig Kapitän Marc Torréjon scheint in der Abwehr gesetzt zu sein, auch wenn selbst er mit Unsicherheiten auffällig wurde. Neben ihm wurden abwechselnd Jan Simunek und Dominique Heintz eingesetzt. Simunek sah dabei, besonders gegen Aue alles andere als gut aus. Heintz musste zudem auf der linken Abwehrseite aushelfen, als Chris Löwe in Cottbus gesperrt war. Willy Orban, der ebenfalls in der Innenverteidigung eingesetzt werden könnte, wurde bislang noch außen vor gelassen. Nach dem, besonders in den Zweikämpfen, schwachen Auftritt in Cottbus bleibt offen wie die Abwehr im nächsten Spiel aussehen wird. Auf den Positionen im defensiven Mittelfeld stritten sich zuletzt Enis Alushi, Ruben Jenssen und Markus Karl um die beiden Startelfplätze. Jenssen fiel dabei besonders offensiv mit seinen Toren gegen Fürth und Leverkusen auf. Nach hinten fehlt dem Mittelfeldspieler aktuell jedoch die Sicherheit. Der Norweger muss ständig zwischen Spielmacher, Außenposition und dem defensiven Zentrum wechseln und kann die erwähnten Automatismen für eine Position so gar nicht entwickeln. Karl ist besonders durch seine Kopfballstärke immer ein wichtiger Faktor im Spiel der Pfälzer und war in Cottbus zweikampfstärkster Spieler. Alushi kann noch nicht an seine Form aus dem vergangenen Jahr anknüpfen.

Druck wirkt stärker – Geht die Achterbahnfahrt weiter?

Ein weiterer Grund für die Berg- und Talfahrt des FCK ist der Umgang mit Drucksituationen. Gegen Aue und Cottbus lag das Team jeweils nach wenigen Minuten zurück. Die Gegner konnten sich somit noch weiter zurückziehen und die Offensive der Pfälzer zur Verzweiflung bringen. Je näher der Abpfiff des Spiels rückte, umso mehr stieg der Druck. Ein Mittel dagegen fanden die Lautrer nicht. Auch fällt auf, dass die Roten Teufel bereits in der Hinrunde erst dann abstürzten als sie besonders stark wirkten. Ende November lag man nach acht Spielen ohne Niederlage erstmals in der laufenden Saison an der Tabellenspitze. Die letzten Spiele hatte Kaiserslautern mit Topleistungen gegen Mitkonkurrenten wie Union Berlin oder St.Pauli und einer Ausbeute von 11:1 Toren für sich entschieden. Danach folgte der Absturz mit drei Pleiten gegen Teams aus unteren Tabellenregionen, davon zweimal mit 0:1 im eigenen Stadion. Ähnlichkeiten zur aktuellen Situation sind unverkennbar. Wieder waren die Pfälzer nach dem überzeugenden 2:1 gegen Fürth und der Sensation in Leverkusen auf dem Höhenflug. Wieder kam der Absturz gegen Mannschaften aus der Abstiegszone und erneut fehlt die Torgefahr. Sind die Spieler zu schnell zufrieden und rufen ihre Leistung nur gegen Topteams ab? Dass sie ihre defensiveren Gegner schlagen können, haben sie in der Hinrunde jedenfalls etwa mit dem 3:0 gegen Bielefeld oder dem 4:0 beim FSV Frankfurt bewiesen. Das Problem sollte also mehr in der fehlenden Konstanz und der mangelnden Konzentration gegen vermeintlich schwächere Gegner liegen. Zudem verliert Lautern unter Druck offensichtlich schnell den Faden. Gegen Aalen und Cottbus wirkten sie außerdem am Ende frustriert und versuchten reihenweise Freistöße oder Elfmeter zu schinden.

Fazit: Stammelf finden und Konstanz schaffen

Was Lautern helfen könnte, um die Achterbahnfahrt abzubremsen, wäre zunächst eine weitestgehend feste Stammelf. Die Dauerrotation schafft Unsicherheit, die Sturmpartner können sich nicht aufeinander einspielen und auch das Umschaltspiel in der Defensive funktioniert nicht. Freifahrtscheine sollten natürlich trotzdem keine verteilt werden, aber ein Dauerwechsel zwischen Idrissou, Occéan, Lakic und bald auch Zoller oder Bunjaku bringt keinen wirklich voran. Auch hinten muss möglichst bald ein fester Partner für Torréjon gefunden werden. Besonders eine Innenverteidigung braucht gemeinsame Spielpraxis, um vermeidbare Gegentore wie zuletzt zu verhindern. Außerdem müssen die Roten Teufel konzentrierter in die Spiele starten, frühe Gegentore mit allen Mitteln abwenden und dem Gegner schnell das eigene Spiel aufzwingen. Die Lösung ist es Druck auszuüben, anstatt unter Druck zu geraten. Noch ist der Rückstand überschaubar und viele direkte Duelle gegen Aufstiegskonkurrenten stehen noch bevor. Zunächst warten jedoch zwei Heimspiele auf den FCK. Gegen Sandhausen und den 1.FC Köln erzielten die Pfälzer in der Hinrunde keine Tore, was man nun dringend ändern und mit einem Sieg die Wende schaffen muss. Eine weitere Krise kann sich der 1. FC Kaiserslautern dann aber nicht mehr erlauben, wenn man den Relegationsplatz erreichen will.

 

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"