Kommentar: Jahn-Fans sauer auf Herrlichs leere Worte

Auch am Tag danach sind die meisten Fans des SSV Jahn Regensburg noch immer geschockt vom plötzlichen Abgang des Ex-Trainers nach Leverkusen. Neben dem Schock herrschen vor allem Enttäuschung und Wut vor. Allerdings nicht weil Heiko Herrlich in die Bundesliga gegangen ist, sondern wie. Ein Kommentar.

Es war ein schwarzer Freitag für den SSV Jahn. Heiko Herrlich war mit Sportchef Christian Keller gerade mitten in der Planung für die kommende Zweitligaspielzeit, als sich binnen weniger Stunden Bayer Leverkusen dazwischendrängte und den Trainer von der Donau an den Rhein lotste. Nun, so etwas kommt vor, selbst Keller konnte diese Karriere-Chance nachvollziehen. So ist es nun einmal, wenn man ein kleiner Fisch im Fußball-Teich ist und ein potentieller Champions-League-Kandidat anklopft, alles halb so wild.

Wenn Heiko Herrlich nicht so mit Treuebekundungen um sich geworfen hätte, als gäbe es keinen Morgen mehr. Die fliegen dem 45-Jährigen bei den Fans gerade so richtig um die Ohren. Erst vor drei Wochen noch hatte Herrlich einen Wechsel – auch höherklassig – kategorisch ausgeschlossen. Die Argumente hatte die Mittelbayerische Zeitung zusammengefasst: „Klare Aussage: Ich möchte nächstes Jahr in Regensburg sein“, wird er dort zitiert und diese Aussage mit einer Weisheit gestützt: „Wenn man glücklich ist, sollte man nicht versuchen, noch glücklicher zu werden.“

Entweder war Herrlich also nicht glücklich in Regensburg – was er allerdings stets erklärte – oder er brach seine eigenen Prinzipien. Egal welche der beiden Optionen zutreffen, dass gerade so ein auf Prinzipien vertrauender Trainer sein Wort bricht, nehmen ihm die Fans übel. Man kann sie verstehen. Vor fünf Jahren verlor der Jahn schon einmal einen Aufstiegstrainer, Markus Weinzierl hatte aber nie einen Treueschwur geleistet, weswegen ihm die Fans den Gang in die Bundesliga verzeihen konnten. Aber nicht so bei Herrlich, der Woche für Woche seine Philosophie von Bodenständigkeit und Demut predigte und von seiner hohen Jobzufriedenheit sprach. Natürlich wolle er eines Tages wieder in die Bundesliga, doch „im Moment ist das hier aber eine ganz tolle Herausforderung für mich, die mich sehr glücklich macht.“

Dass er nun das erstbeste Angebot von Leverkusen angenommen hat, lässt die Fans an seiner Glaubwürdigkeit zweifeln. Einen Karrieresprung hätte ihm niemand verübelt, wenn er nicht ständig betont hätte, dass in der Saison 2017/18 auf jeden Fall in Regensburg ist. Dass mit Herrlich und Kolja Pusch ausgerechnet die beiden Personen den Jahn verlassen, die am lautesten öffentlich von einer Fortsetzung der Zusammenarbeit gesprochen haben, schmerzt. Selbstverständlich kann man es verstehen, dass man die Chance einen Klub zu trainieren, der international spielen kann, wahrnimmt. Aber es hat eben einen faden Beigeschmack, wenn ein Trainer, der von Dankbarkeit spricht, tollte Zeit in Regensburg bei der Pressekonferenz in der BayArena nur kurz auf Nachfrage in einem Satz erwähnt.

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