Kommentar: Mit perfektem Start in Richtung 40 Punkte

Mit einem 2:0-Heimsieg über den VfL Bochum am Montagabend hat der DSC Arminia Bielefeld zum ersten Mal sei neun Jahren wieder die Tabellenführung der 2. Fußball Bundesliga übernommen. Noch vor gut acht Monaten rangierte der DSC schon als sicher gehandelter Absteiger im Tabellenkeller und musste bis zur Nachspielzeit des letzten Spieltages um den Klassenerhalt zittern. Damit dies nicht so schnell noch einmal passiert, scheinen die Arminen in dieser Saison die 40 Punkte wohl schneller voll machen zu wollen. Von unpassenden Ansprüchen merkt man rund um Bielefeld in jedem Falle nichts. Ein Kommentar zum Saisonstart:

Bester Saisonstart seit 17 Jahren

Mit drei Siegen aus drei Spielen in der 2. Bundesliga ist die Arminia in ihrer Geschichte erst einmal gestartet. In der Saison 2000/2001 gelangen den Bielefeldern sogar vier Siege zum Auftakt. Damals mit Namen wie Labbadia, Stratos, Friedrich, Wichniarek, Djabang, Eilhoff, Porcello, Klitzpera oder van der Veen und Trainer Hermann Gerland. Große Namen in der Historie des Vereins, gleich wenn die Saison am Ende eher unspektakulär auf Platz 13 zu Ende ging. Von den jetzigen Spielern haben wenige bisher einen ähnlichen Kultstatus erreicht, sieht man einmal von Fabian Klos ab. Doch was die Mannschaft in den ersten Spielen auf den Rasen bringt, macht Mut für eine ruhige Saison mit früherem Klassenerhalt. Vom Kampfeswille und Einsatz wirken die Arminen wie unter Feuer. Die Laufleistung in der Liga ist top und einer der Hauptgründe für den Erfolg. Während spielerisch an einigen Stellen - insbesondere im Spielaufbau - noch eine Menge Potential nach oben besteht, sind seit der Amtsübernahme von Trainer Jeff Saibene auch viele spielerische Elemente ins Repertoire der Blauen gerutscht.

Saibene entpuppt sich bisher als Glücksgriff

Doch der Trainer aus Luxemburg hat nicht nur spielerisch die Mannschaft nach vorne gebracht. Auch mental und taktisch ist die Elf in vielen Momenten kaum wiederzuerkennen. 13 Ligaspiele wurden seit der Entlassung von Trainer Jürgen Kramny im März gespielt. Daraus hat das Kellerkind der letzten Saison 21 Punkte geholt. Mit einer derartigen Punkteausbeute - wenngleich eine Momentaufnahme - wird Arminia Bielefeld mit dem Abstieg aus Liga 2 nichts zu tun haben. Was Saibene verändert hat? Die experimentellen Spielformationen ala 4-3-3 oder 4-1-4-1 sind Geschichte. Ein defensives 4-2-3-1 - gelernt von Norbert Meier - oder das mittlerweile etablierte 4-4-2 mit hohem Pressing scheinen der Mannschaft gut zu tun. Saibene ging hohes Risiko und setzte Vereinsikone Fabian Klos auf die Bank. Gerade diese Entscheidung scheint aber den ehemaligen Kapitän der Blauen zu beflügeln. Im Abstiegskampf stellte er sich in den Dienst der Mannschaft und half wenn er gebraucht wurde. Zur neuen Saison wirkt er fitter, motivierter, kämpferischer als zuvor und steht auch wieder in der ersten Elf. Mit Andreas Voglsammer hat er nun auch endlich einen Nebenmann gefunden, der ihm Laufarbeit abnimmt und Klos entlastet. Der dritte wichtige Pluspunkt von Saibene ist seine Ruhe und Ausgeglichenheit. Der Luxemburger scheint nicht aus der Ruhe zu bringen und weiß die Mannschaft dennoch richtig anzusprechen.

Kaderänderungen scheinen wirksam - Mannschaft wirkt wie eine Einheit

Auch am Gesicht der Mannschaft hat sich viel geändert. Namen wie Mast, Hesl, Jopek, Schuppan, Junglas, Yabo, Görlitz, Lang oder Davari sind Geschichte. Die wenigen Neuverpflichtungen scheinen diesen personellen Aderlass allerdings aufzufangen. Kleiner sollte er sein, der Kader der Mannschaft und dennoch die Klasse halten können. Es scheint in jedem Falle so, dass nun mehr Qualität auf den einzelnen Positionen vorhanden ist und auch einmal 1 zu 1 gewechselt werden kann. Beinahe jede Position kann von mindestens zwei Spielern besetzt werden. Besonders hervor tut sich auch Youngster Keanu Staude, der unter Saibene zum Stammspieler wurde und von Spiel zu Spiel mehr Torgefahr ausstrahlt. Der viel beschworene Teamspirit innerhalb der Mannschaft funktioniert ohne Frage. Nach dem selbst verschuldeten Pokalaus gegen Düsseldorf wollte niemand einen Einzelspieler kritisieren, sondern ging vielmehr mit dem Blick nach vorne auf die nächsten Spiele. Auch erfahrene Spieler wie Florian Dick sind sich für den Mannschaftsdienst nicht zu schade und spielen nach dem Motto: Jeder für jeden. Andreas Voglsammer lief nach seinem Treffer gegen Bochum zum verletzten Tom Schütz und bei der Verletzungssauswechslung von Kapitän Julian Börner gegen Bochum sprach ihm die gesamte Mannschaft Mut zu.

Schwachpunkte nicht übersehen

Doch es gibt bei den Arminen natürlich auch noch Luft nach oben. Der Spielaufbau gestaltet sich oftmals über lange Bälle von Keeper Ortega, in der Defensive wirken die Verteidiger nicht immer sattelfest und lassen einige Chancen zu. Insbesondere Linksverteidiger Florian Hartherz zeigt sich oftmals verunsichert und hat Probleme mit schnellen Offensivspielern. Gegen einen effizienten Gegner hätte man am Montag sicherlich nicht ohne Gegentor dagestanden, doch aktuell hat der DSC eben auch das gewisse Glück solche Spiele zu gewinnen. Auch sollte man damit rechnen, dass man in der Saison auch schwache Phasen erleben wird, dir nur über den Einsatz und die Unterstützung aller gemeistert werden können. Von einem absoluten Einbruch des Teams ist aber nicht auszugehen, dafür ist der DSC unter dem neuen Coach zu stabil.

Realismus bleibt: 31 Punkte fehlen

Trotz des tollen Saisonstarts wird dennoch niemand im Verein vergessen, worum es auch in dieser Saison geht. Der Klassenerhalt ist das absolute Ziel der Mannschaft und von Aufstieg oder falschen Ambitionen sollte und darf keine Rede sein. 31 Zähler fehlen den Blauen in 31 Spielen noch zum Verbleib in der Liga und dennoch wäre es ein befreiendes Gefühl für die Fans, schon in den Zwantzigerspieltagen fest für die neue Saison planen zu können. Sollte es eine Saison aus der Kategorie 40+ werden, so wird sich auch niemand beschweren. Mit der Leidenschaft und dem Willen den die Mannschaft an den Tag legt, ist ein Ligaerhalt in dieser Saison in jedem Falle sehr wahrscheinlich und realistisch. Eins sollte aber auf keinen Fall vergessen werden: Es ist erst der 3. Spieltag!

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