Kommentar: Rehm wollte Kugel in eine Quaderform pressen

Am Samstagvormittag hat sich der DSC Arminia Bielefeld mit sofortiger Wirkung von Cheftrainer Rüdiger Rehm und dessen Co-Trainer Mike Krannich getrennt. Nach elf Pflichtspielen ohne Sieg unter dem neuen Trainer, spielerischen Offenbarungen, Fan-Frust und einer 0:4-Niederlage bei Fortuna Düsseldorf am Freitagabend war die Trainerentlassung keine Überraschung, sondern nur die logische Konsequenz im Fußball-Business. Doch ist der Trainer wirklich der einzig Schuldige an der Situation und ist die Trainerentlassung vielleicht sogar schon zu spät? Ein Kommentar.

Pech, Unvermögen und Erfolglosigkeit

Die Vorbereitung sah bei der Arminia eigentlich gar nicht so schlecht aus. Das Team machte in den Testspielen einen durchaus guten Eindruck, doch Testspiele sind eben Testspiele. In der ersten Partie gegen den Karlsruher SC stand man hinten solide, erspielte sich aber vorne nur eine Torchance. Diese wurde durch Kapitän Fabian Klos allerdings kläglich vergeben. Doch man soll einem Team ja Zeit geben und nach einem Spieltag wäre es auch nicht gerechtfertigt, schon Kritik zu üben. Doch elf Pflichtspiele später hat die Arminia effektiv noch nicht ein Spiel gewonnen, leistet sich haarsträubende Abwehrfehler in einer erschreckenden Häufigkeit und vergeigt sogar aussichtsreiche Führungen noch in letzter Sekunde. Als wäre das nicht schon genug für die Frustration im Verein, so ist das Offensivspiel des DSC in den letzten Wochen quasi nicht existent. Lediglich über Standards konnten die Bielefelder hin und wieder Gefahr erzeugen, doch spielerisch bot die Mannschaft keine Ideen. Zusätzlich dazu wurden in den letzten Spielen auch noch gleich mehrere höchst zweifelhafte Schiedsrichterentscheidungen gegen die Ostwestfalen verhängt. Dieser wunderbare Cocktail führt normalerweise unausweichlich zum letzten Rang in der Tabelle, hätte der FC St. Pauli nicht scheinbar einen noch stärkeren Drink erwischt.

Eine Kugel in eine Quaderform pressen

Das Problem liegt dabei gleich an mehreren Stellen. Zuerst bekam Rehm von Trainer Norbert Meier eine funktionierende, defensiv orientierte und durchaus erfolgreiche Mannschaft. Dieser zwang der junge Übungsleiter das System seiner ehemaligen Mannschaft aus Großaspach auf. Doch ein 4-3-3 oder 4-4-2 gibt das Personal der Arminia derzeit einfach nicht her. Alleine gegen die Würzburger standen acht Defensivakteure in der Startelf, sodass an Offensivfußball eigentlich gar nicht zu denken war. Dass dann auch noch das Offensivduo Klos/Nöthe durch eine schwere Verletzung auseinandergerissen wurde, passt natürlich ins Bild. Aber an der Idee, eine Kugel in eine Quaderform zu passen, hat Rehm einen wesentlichen Anteil. Zusätzlich dazu fand der Übungsleiter auch überhaupt keine eingespielte Mannschaft. Spieler kamen von der Tribüne direkt in die Startelf oder verschwanden aus selbiger auf die Tribüne. Die Stimmung im Team ist merklich schlecht, was vor allem an den hängenden Köpfen oder untereinander streitenden Spielern auf dem Rasen zu erkennen ist.

Konzept? Ideen?

Genau diese Punkte sorgten dann dafür, dass die Mannschaft ständig ihr Gesicht änderte und überhaupt nicht in der Lage war sich einzuspielen. Diese Verunsicherung mündete regelmäßig in Fehlern und Gegentoren und daraus folgend mehr Frustration und Erfolglosigkeit. Es erschien beinahe so, als habe die Mannschaft weder ein funktionierendes Konzept noch eine Spielidee vermittelt bekommen. Dieses Urteil ist natürlich hart und vernichtend und als Person sollte man Rüdiger Rehm deshalb nicht angreifen. Doch die Spielweise des letztjährigen Aufsteigers war zuletzt nur noch erschreckend. Die Trainerentlassung war somit unausweichlich und schon vor einigen Wochen abzusehen. Ob sie am Ende zu spät gekommen ist und der eingeschlagene Weg der Arminen wieder in die 3. Liga führt, ist nicht absehbar.

Mannschaft nicht aus der Pflicht nehmen

Jetzt ist der Trainer also Geschichte und ein neuer Übungsleiter wird in Kürze installiert. Doch auf dem Rasen werden vermutlich weiter dieselben Spieler stehen, die durch die Erfolglosigkeit und Frustration völlig von der Rolle sind. Die Mannschaft muss es letztlich auf dem Rasen richten, doch braucht sie dafür Führungsspieler und einen Trainer mit einer passenden Philosophie. Spieler wie Fabian Klos, Sebastian Schuppan oder Wolfgang Hesl dürfen jetzt nicht in Worthülsen verfallen sondern müssen endlich Taten liefern. Das ist natürlich leicht gesagt aus der Ferne und an der Tastatur, doch sollte es die Elf nicht auf den Platz bringen, geht die Reise in der nächsten Saison höchstwahrscheinlich wieder in den Sportpark nach Unterhaching - gesetzt dem Fall die Bayern bleiben in ihrer Überform - und nicht gegen Hannover, Stuttgart oder Union Berlin. Die Entlassung des Trainers war am Ende unausweichlich, doch dadurch ist die Tabellensituationen des DSC noch nicht verändert. Das muss nun die Mannschaft richten, die in der letzten Saison so eine starke Einheit bildete.

 

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