Kommentar: Verkommt der 1.FC Kaiserslautern zum Ausbildungsverein?

Frischer, frecher Offensivfußball mit dem jüngsten Kader der Liga. Wochen ohne Niederlage, stets auf Kurs Richtung Bundesliga. Vor nicht allzu langer Zeit waren die Gemüter rund um den Betzenberg euphorisiert und blickten in eine rosige Zukunft. Ein Team aus einer Vielzahl an jungen Talenten, zum Teil aus dem eigenen Nachwuchs stammend, ließ die Konkurrenz hinter sich und zeigte wohin der Weg der Roten Teufel führen soll – mit der Entwicklung junger Talente zurück in die Bundesliga.

Talente sind nicht zu halten – Verjüngung wird fortgesetzt

Inzwischen ist die triste Realität nach Kaiserslautern zurückgekehrt. Der Aufstieg wurde verpasst und die hochgelobten Eigengewächse packen ihre Koffer. Bundesligafußball, Perspektive oder höheres Gehalt – es lassen sich einige Gründe finden, um woanders die Zelte aufzuschlagen. Willi Orban und Dominique Heintz, beide Eigengewächse, beide U21-Nationalspieler und beide unter den talentiertesten Innenverteidigern des Landes, verlassen ihren Heimatverein. Eine Säule der Identifikation mit den Fans bricht somit weg und muss erneuert werden. Auch die teilweise stark aufspielenden Kerem Demirbay, Kevin Stöger, Simon Zoller und Amin Younes kehren dem Team den Rücken. Natürlich waren diese vier nur als Leihspieler in der Pfalz, doch wird man sich insgeheim erhofft haben, den einen oder anderen langfristig binden zu können. Besonders Stöger und Demirbay haben sich ihrer Zeit auf dem Betzenberg entwickelt und kommen stärker zu ihren Stammvereinen zurück. Auf der Gegenseite wurden Verträge mit Urgestein Tobias Sippel und Routinier Karim Matmour nicht verlängert, um den Weg der Entwicklung junger Spieler weiterzugehen. Ein Jahr nach dem letzten Umbruch wartet somit der Nächste auf den 1.FC Kaiserslautern.

Innenverteidigung und Offensive bekommen neues Gesicht

In allen Mannschaftsteilen wird eine Runderneuerung stattfinden müssen. Im Tor wird Eigengewächs Marius Müller, wohl in Konkurrenz Zlatan Alomerovic, der vor einem Wechsel zum FCK steht, die Nachfolge von Tobias Sippel antreten. Die Innenverteidigung könnte aus Tim Heubach und dem aus Aue kommenden Stipe Vucur bestehen. Talent Michael Schindele könnte zudem in der Hierarchie aufrücken. Einen weiteren Verteidiger müssten die Pfälzer aber mindestens noch in den Kader holen, um breit genug aufgestellt zu sein. Die Außenbahnen bleiben bisweilen unverändert, es sei denn auch Jean Zimmer, der beispielsweise auf dem Einkaufszettel von RB Leipzig stehen soll, würde sich ebenfalls für einen Wechsel entscheiden. Im zentralen Mittelfeld dürften weiterhin Markus Karl, Alexander Ring und Ruben Jenssen die Fäden ziehen. Das offensive Mittelfeld wird hingegen ein komplett neues Gesicht erhalten. Demirbay, Stöger, Matmour und Younes sind weg und müssen ersetzt werden. Immerhin sind mit Erik Thommy und Matheusz Klich bereits im Winter Spieler geholt worden, um diese Lücken zu füllen. Manfred Osei Kwadwo könnte als junges Talent den nächsten Schritt gehen und ebenfalls den Angriff der Pfälzer beleben. Außerdem kommt mit Daniel Halfar ein Spieler, der verschiedene Positionen im Mittelfeld besetzen kann. Große Hoffnungen ruhen zudem auf Sebastian Jacob, der bereits in der abgelaufenen Saison seine Ligatauglichkeit unter Beweis stellen durfte. Und vorne bleibt neben Philipp Hofmann, vor allem Rückkehrer Stefan Mugosa, der als Leihspieler bei Erzgebirge Aue den Durchbruch in der Zweiten Liga schaffte. Doch mit nur zwei nominellen Stürmern alleine, kann und wird der FCK nicht in die Saison gehen. Hier gilt aktuell Bobby Wood (1860 München) als heißer Anwärter, der auch vom Alter in die Personalstruktur zu den Pfälzern passen würde.

Alles auf Anfang – Kaiserslautern braucht den Aufstieg

Es besteht einiges an Handlungsbedarf auf dem Betzenberg. Die Ablösesummen für Heintz und Orban müssen sinnvoll investiert werden, um alle Lücken im Kader zu schließen und erneut um den Aufstieg mitzuspielen. Die Euphorie bei den Fans dürfte jedoch erstmals erheblich gebremst sein. Mit Herzblut und Heimatliebe allein ließen sich die jungen Publikumslieblinge schließen nicht in der Pfalz halten und werden es wohl auch in Zukunft nicht tun. Doch bereits im Vorjahr hatte sich Kaiserslautern nach dem verpassten Aufstieg von einigen Spielern getrennt und einen Neuanfang gemacht. Und bereits nach dem spektakulären 3:2 zum Saisonstart gegen 1860 München waren die Zuschauer wieder wie eine Wand hinter ihrer Mannschaft. Auch diesmal können die Pfälzer mit Erfolg wieder die Wunden der letzten Tage schließen und gemeinsam mit ihren treuen Fans den Weg weitergehen. Unterm Strich muss Lautern einfach die Idee weiterführen, die sie mit jungem, frischem Fußball fast zurück in die Bundesliga geführt hätte. Doch braucht der Verein den Aufstieg um nicht im Jahrestakt seine Talente zu verlieren. Schließlich stehen Leistungsträger wie Jean Zimmer und Alex Ring bereits jetzt auf den Listen einiger anderer Vereine. Eine starke U21-Europameisterschaft könnte auch Philipp Hofmann nochmal für andere Teams interessant machen. Einfach wird es in dieser Tage nicht bei den Roten Teufeln, aber war es das in den letzten Jahren überhaupt mal?

ommentare

  1. Saison 2014/2015 4.Platz. Die Vereinsführung gibt sich enttäuscht, Herr Kosta Runjaic sagte vor zwei Wochen noch in einem Interview, dass die Mannschaft mehr erreicht hat, als geplant. Zwei Verantwortliche, zwei Meinungen.
    Nach dieser Saison steht der Traditionsverein mal wieder vor einem Umbruch. Weshalb ist das so? Ich bin geneigt zu sagen, weil der 1.FC Kaiserslautern von einem teuer bezahlten Amateur, Herrn Kuntz, nicht professionell geführt wird. Hätte er die Augen offen gehalten und sich abgeschaut, wie Vereine wie Braunschweig, Darmstadt oder Karlsruhe mit zum Teil deutlich weniger Geld auskommen müssen, wie sie dennoch erfolgreich geführt und wie ihre Mannschaften trainiert werden, stünde beim 1.FC Kaiserslautern manches besser.

    Zur Erinnerung! Als der 1.FCK 2012 aus der Bundesliga abgestiegen ist, spielte Darmstadt vierte Liga. 2015/2016 spielt Darmstadt Bundesliga und der 1.FCK immer noch zweite Liga.
    Und Herr Kuntz wird im Videotext des ZDF am 25.05.2015 zitiert, dass er sorgenvoll feststellt, dass es 2016 hart wird, da die besten Spieler wohl den Verein verlassen. Besonders pikant ist, dass Darmstadt 98 unter Dirk Schuster erfolgreich den Durchmarsch aus der dritten Liga, den Kosta Runjaic noch erreichte, in die Bundesliga schaffte. Karlsruhe kam 2012 ebenfalls aus der 3.Liga und spielt immerhin Relegation. Waren diese Vereine in einer besseren Lage als der 1.FCK?

    Der FCK steht in den acht Jahren Stefan Kuntz zum achten mal vor einem Neuanfang. Wie der gelingen soll, ist ihm offensichtlich selber schleierhaft und seine Bilanz spricht nicht dafür, dass er auch nur in irgendeiner Form etwas dazu gelernt hätte.

    Wie könnte es auch anders sein. Was ist von einem Vorstandsvorsitzenden zu erwarten, der sich viermal erfolglos als Trainer bei Borussia Neunkirchen, dem Karlsruher SC, SV Waldhof Mannheim und LR Ahlen versuchte, aber immerhin erkannte, dass er als Trainer keine Ahnung hat, wie man eine Mannschaft erfolgreich macht. Weshalb muss einer hauptberuflicher Vorstandsvorsitzender des 1.FCK sein, der als Manager weder bei der TuS Koblenz noch von 2006-2008 als Vorstand Sport beim VfL Bochum 1848 etwas bewegt hat?

    Was hat Stefan Kuntz in den acht Jahren seiner Vereinsführung geleistet?
    Trainerpolitik: In acht Jahren hatte es Stefan Kuntz mit fünf Trainern plus zwei Interimstrainern zu tun, von denen er einen entließ, Milan Šašić, den er nicht geholt hatte, mit Marco Kurz, Krassimir Balakov und Franco Foda drei geholt und auch wieder entlassen hat. Das alles spricht nicht für die Qualität seines Trainerauswahlsystems, wenn er denn überhaupt eines hat.

    Transferpolitik: Seit der Saison 2008/2009 hat Stefan Kuntz inklusive der Saison 2014/2015 sage und schreibe 127 Spieler geholt – das sind mehr als elf komplette Mannschaften – und 121 Spieler gehen lassen! Wer erinnert sich an Namen wie Klinger, Husejinovic, Paljic, Fabian Müller, Fuchs, Buchner, Pavlovic, Akcam, Hornig, Correira, Pinheiro, Knaller, Rivic, Lucas, Stulin, Yahia, Sahan, Jörgensen, Nsor, Hohs, Ede, Mockenhaupt und Hajri? Dreiundzwanzig Spieler, die nicht einmal in einem Pflichtspiel für den 1.FCK aufgelaufen sind und nur Geld gekostet haben. Viel hilft viel ist der falsche Ansatz, nur Qualität besteht.
    Mit den dauernden immensen Investitionen in Spieler, die dem Verein offensichtlich nicht weiter helfen können, aber dennoch Geld verdienen, hat der FCK in der 2. Liga immer den teuersten oder 2. teuersten Liga-Kader, ohne je eine eingespielte Mannschaft zu haben, die das Niveau von Ingolstadt oder Darmstadt erreicht.
    Da fragt sich doch wirklich nach welchem System unter Herrn Kuntz Spieler ausgewählt werden. Welche Qualität hat das Scouting des 1.FCK?
    Die zweite Methode, nie eine eingespielte Mannschaft zu erreichen, ist, auf Leihspieler zu setzen. Wie kann man eine Qualitätsmannschaft planen, von der genau vorauszusehen ist, dass sie zur nächsten Saison auseinander fällt und daher wieder einmal der Neuaufbau einer Mannschaft mit Leihspielern notwendig wird, die nächste Saison wieder auseinander fällt, wodurch wieder einmal der Neuaufbau einer Mannschaft mit Leihspielern erfolgen muss?

  2. Eine kümmere und unpassendere Überschrift hätte der Schreiber nicht finden können. Freiburg gilt schon Jahrzehnte als „der“ Ausbildungsverein in Deutschland schlechthin und bekommt dafür Anerkennung. Nicht umsonst honoriert der DFB es monetär und vergibt Sterne für deutsche Vereine, die in Jugendspielerausbildung investieren. Darüber hinaus ist es für kleinere Vereine eine Möglichkeit, Geld zu verdienen, wenn mit ausgebildeten Spielern Transfererlöse erzielt werden. Nicht jeder hat wie der Brauseclub aus L. über finanzkräftige Investoren, die pro Saison mehrere Millionen investieren um eine schlagkräftige Truppe zusammen zu kaufen Wieso sollte also der FCK sich schämen, sich zu den Ausbildungsvereinen zu zählen, so wie das eben auch Freiburg, aber auch große Vereine wie Barcelona, Ajax oder Atletico Bilbao tun. Wobei es bei den genannten ausländischen Vereinen vordergründig weniger darum geht, Geld mit den Eigengewächsen zu erwirtschaften, als vielmehr darum Identifikation der Fans durch Jugendspieler, die irgendwann in den Profibetrieb eingebunden werden, mit ihrem Verein herzustellen. Deshalb lieber Schreiber: Kopf einschalten beim Schreiben, bevor man den Begriff „Ausbildungsverein“ in einen negativen Kontext setzt ! Unsere Fußball und unsere Gesellschaft „verkommen“ nicht dadurch, dass Vereine sich um die sportliche und berufliche Ausbildung von Jugendlichen bemühen, sonder durch die Tatsache, dass der Sport zunehmend durch Geld regiert wird und wie im Fall von Leipzig, nur als Werbeplattform für eine Brause genutzt wird.

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