15 Mal ungeschlagen: Der Club kratzt an Platz zwei – wer ersetzt Schäfer?
Der 1. FC Nürnberg befindet sich nach dem 2:1-Sieg im Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern weiterhin auf der Erfolgswelle und konnte somit den dritten Ligasieg in Folge einfahren. Ergebnisübergreifend ist der „Club“ bereits seit 15 Partien in der zweiten Liga unbesiegt und stellte infolgedessen einen neuen Vereinsrekord auf. Das Spiel gegen die „Roten Teufel“ war jedoch bestenfalls nur Mittelmaß, wobei für die Mittelfranken letztendlich nur die wichtigen drei Punkte zählten.
Cheftrainer René Weiler musste seine Anfangsformation im Vergleich zum Auswärtssieg in Sandhausen (2:1) auf einer Position verändern: Für Kapitän Miso Brecko, der in Sandhausen seine fünfte gelbe Karte in dieser Saison kassierte, rutschte Even Hovland auf die für ihn eher ungewohnte Rechtsverteidiger-Position. Vorneweg: Der aussortierte Norweger machte seine Sache als Back-Up ordentlich und leistete sich keine groben Fehler.
Führung von Erras bringt nur kurzen Jubel
Das Spiel ging munter los, der FCN hatte gleich am Anfang des Spiels mehrere Chancen, wobei unter anderem Sebastian Kerk das Leder knapp neben den Pfosten setzte. Kurze Zeit später war es Mittelfeld-Talent Patrick Erras, der nach Ablage von Niclas Füllkrug überlegt zur Führung einschob. Nur wenige Zeigerumdrehungen später war es der ehemalige „Club“-Spieler Antonio Colak, der überlegt im Strafraum ablegte und Island-Knipser Jón Dadi Bödvarsson zum 1:1 einschieben konnte.
Beim Gegentreffer war vor allem eines zu beobachten: Die Fehlerkette des FCN. Marcel Gaus brachte einen Einwurf zu seinem Mitspieler, wobei Neu-Rechtsverteidiger Hovland etwas desillusioniert wirkte und daraufhin Sören Halfar ungehindert in den Strafraum flanken konnte, wo Laszlo Sepsi im Kopfballduell gegen Colak wenig präsent agierte und dieser den Ball zu Bödvarsson köpfte. Der Isländer konnte den Ball schwacher Zweikampfführung von Georg Marggreiter quasi ungehindert einnetzen.
In der restlichen ersten Hälfte gab es wiederum wenig erwähnenswerte Szenen. Außer ein Lupfer von Halfar und ein Schuss von Kevin Möhwald, den Gästeschlussmann Marius Müller gekonnt aus dem Eck fischte, war nicht viel zu sehen von beiden Teams. Das Spiel fand überwiegend im Mittelfeld statt und war durch viele Zweikampfszenen geprägt, so dass es mit einem 1:1-Unentschieden in die Kabine ging.
Hiobsbotschaft nach der Pause
Beide Teams kamen zunächst unverändert aus der Kabine und ließen die erste viertel Stunde der zweiten Hälfte mehr als ruhig angehen. Nach 66. Minuten dann die Hiobsbotschaft für den FCN: Der 37-jährige Torwart-Routinier Raphael Schäfer knickte ohne Fremdeinwirkung um und musste das Feld daraufhin verletzungsbedingt verlassen. Für ihn kam Ersatzkeeper Patrick Rakovsky in die Partie. Nur kurze Zeit später die nächste Schrecksekunde: Auch Rakovsky lag nach einem Zusammenprall mit Stipe Vucur am Boden, spielte jedoch mit schmerzverzerrtem Gesicht weiter.
Sonst tat sich auf dem Rasen relativ wenig. Beide Mannschaften standen in der Defensive souverän, weswegen die Offensivreihen schwer ins Spiel fanden. Kurz vor Ende der Partie gelang dem FCN doch noch die Erlösung. Danny Blum, der in der 56. Minute für Möhwald in die Partie gekommen war, schlug eine Flanke von links in den Strafraum, wo Müller danebengriff und der eingewechselte Zoltán Stieber zum vielumjubelten 2:1-Siegtreffer einschob.
Die Vorarbeit von Blum war typisch für den Spielstil des Flügelflitzers: Mit seinem starken linken Fuß legte der technisch versierte 25-Jährige den Ball an Lukas Görtler vorbei und brachte anschließend die Flanke in den Sechzehner. Insgesamt kann man Blum eine gute Leistung attestieren, weil er, wie schon in den Spielen zuvor viel frischen Wind in die „Club“-Elf brachte und so immer mehr zum wichtigen Jokerspieler von Weiler avanciert. Ärgerlich beim Schlusstreffer war jedoch die unnötige gelb-rote Karte von Stieber, der sich bei seinem Torjubel das Trikot vom Leibe riss und daraufhin seine zweite gelbe Karte in der Partie kassierte. Trotz der anschließenden sechs Minuten Nachspielzeit ließ sich der FCN den wichtigen Dreier nicht mehr nehmen.
Weiler: „So schnell wie möglich regenerieren“
Cheftrainer René Weiler betonte nach dem Spiel: „Ich kann jetzt nicht behaupten, dass wir heute sehr gut gespielt hätten.“ Der Schweizer weiß jedoch auch, dass seinen Spielern das straffe Programm der vergangenen Tage in den Knochen steckt: „Wir hatten große Schwierigkeiten und mussten den vier Spielen innerhalb von zwölf Tagen etwas Tribut zollen müssen. Jetzt müssen wir so schnell wie möglich regenerieren, die Beine und die Köpfe sind leer. Ich glaube mit dem dritten Sieg in der englischen Woche lässt sich an dieses (Arminia Bielefeld, Anm.) Spiel einfacher herangehen.“
Bereits am Freitag dieser Woche führt die Mittelfranken der Weg nach Ostwestfalen, wo das Auswärtsspiel bei Arminia Bielefeld ansteht. Die Nürnberger werden vorgewarnt sein, denn die Bielefelder erkämpften sich am vergangenen Wochenende ein 2:2-Unentschieden beim Mit-Aufstiegsaspiranten VfL Bochum. Definitiv nicht mit von der Partie sein wird Raphael Schäfer.
Wer ersetzt den verletzten Schäfer?
Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird wohl Patrick Rakovsky, der den Sieg in letzter Minute mit einer starken Parade gegen Colak festhielt, zwischen den Pfosten stehen. Bei Schäfer hingegen weiß man nicht, wie es weitergehen wird. Wie der „Club“ am heutigen Montag offiziell bekanntgab, erlitt der 37-Jährige einen Teilabriss der Achillessehne und fehlt den Nürnbergern auf unbestimmte Zeit. Ob Schäfer auch in Zukunft das Tor des FCN hüten wird oder seine Karriere aufgrund der Verletzung beendet, bleibt noch offen.
Rakovsky hingegen wird morgen wieder mit der Mannschaft trainieren. Zum heutigen Training wurde kurzerhand Ramon Castelluci aus der U19-Mannschaft hochgezogen. Sollte Rakovsky am Freitag dieser Woche nicht zur Verfügung stehen, wird spannend zu beobachten sein, wen Cheftrainer Weiler zwischen die Pfosten stellt. Ob Thorsten Kirschbaum, der auch bei den Amateuren zweimal in Folge patzte, jemals wieder in der Profimannschaft zum Einsatz kommt, darf stark bezweifelt werden.