Paderborn: Schallende Ohrfeige gegen Sandhausen
So einen Abend hatten die Fans des SC Paderborn noch nicht erlebt. Mit 0:6 mussten sich die Ostwestfalen am Freitag dem SV Sandhausen geschlagen geben und damit die höchste Heimniederlage in der 2. Bundesliga hinnehmen. Dabei konnte der SCP froh sein, dass die Partie "nur" mit 0:6 endete - Großchancen für einige weitere Tore waren durchaus vorhanden - ein Kommentar.
Bittere Realität
"Gegen Sandhausen kann man ruhig mal gewinnen", so die Einschätzung der SC-Fans vor der Partie. Diese staunten dann allerdings nicht schlecht, als bereits nach 18 Minuten ein 0:3 auf der Anzeigetafel stand. Fortan gab es Pfiffe und auch ein wenig Spott von den eigenen Rängen. Gegen ein Sandhausen in dieser Form kann man zwar durchaus verlieren, aber nicht 0:6. Dass der Bundesliga-Absteiger vor eigenem Publikum teilweise vorgeführt wurde, ist inakzeptabel. Die vielen Abgänge im Sommer, der neue Trainer, ein neues Spielsystem, die komplizierte Kaderplanung - all das sind Gründe für eine Niederlage. Ein 0:6 gegen Sandhausen erklären sie aber dennoch nicht. Noch vor rund elf Monaten grüßten die Paderborner von der Tabellenspitze der Bundesliga - nun lässt sich man sich von Sandhausen abschießen. Eine bittere Realität. Doch nicht nur das Ergebnis, sondern vor allem die Art und Weise wie die Niederlage zustande kam, brachte die Paderborner auf die Palme. Kein Kampf, keine Leidenschaft, kein Biss. Alles Eigenschaften, die man gerade in der 2. Bundesliga erwarten muss.
Lopez' "Auftritt war eine Provokation"
Für zusätzlichen Zündstoff sorgte die Leistung von Rafa Lopez. Nachdem der Innenverteidiger aufgrund von Wechselabsichten in den ersten drei Pflichtspielen nicht mal auf der Bank saß, rotierte er nach dem bitteren und überraschenden Abgang von Kapitän Uwe Hünemeier in die Startelf. Der Spanier verschuldete dabei allerdings gleich mehrere Gegentore. Auch deshalb polterte Präsident Wilfried Finke in der "Bild": "Sein Auftritt war eine Provokation. Er soll nicht glauben, wir ließen ihn ablösefrei ziehen.“ Sollte bis zum kommenden Auswärtsspiel in Kaiserslautern (Montag, 24. August) kein neuer Innenverteidiger verpflichtet werden, wird Rafa aber mangels Alternative wieder in der Startelf stehen. Mit Niklas Hoheneder fehlt eine weitere Alternative Gelb-Rot gesperrt.
Finke wird deutlich
Das 0:6 gegen Sandhausen war nicht nur eine schallende Ohrfeige, sondern auch ein Zeichen dafür, dass die Mannschaft dringend verstärkt werden muss. Nach den zahlreichen Abgängen im Sommer haben die Ostwestfalen rund sechs Millionen Euro eingenommen. Geld, das in ein bis zwei Innenverteidiger, einen zentralen sowie einen offensiven Mittelfeldspieler fließen soll - allerdings läuft den Verantwortlichen die Zeit davon: Nur genau zwei Wochen bleiben noch, um Spieler unter Vertrag zu nehmen, die sofort weiterhelfen. "Wenn‘s nicht bald läuft, können‘s bis Transfer-Ende noch 7 oder 8 neue Spieler werden", rechnet Finke vor. Wie ernst es der Präsident meint, zeigt sein Besuch in der Mannschaftskabine. Bereits in der Pause sowie nach Abpfiff sprach er deutliche Worte.
Spätestens beim kommenden Heimspiel gegen Arminia Bielefeld muss eine Wiedergutmachung her - ansonsten drohen auch personelle Konsequenzen. Denn ein solches Spiel wie gegen Sandhausen werden sich weder die Fans und schon gar nicht der Präsident ein zweites Mal gefallen lassen.