Englische Woche als Freiburger Qualitätsmerkmal
Es war nur ein kurzer Moment des Bangens. Als Nils Petersen, gewohntermaßen Freiburger Torschütze vom Dienst, im Heimspiel gegen den FSV Frankfurt in Halbzeit eins vom Elfmeterpunkt scheiterte, fürchtete sich wohl der eine oder andere Zuschauer vor einem bitteren Nachmittag. Bis dahin hatten die Breisgauer Mühe in ihr Spiel zu finden, es fehlte an explosiven Ideen. Eine gute Stunde später war von Angst nichts mehr zu sehen. Letztlich souverän hatte man die Gäste vom Main mit 2:0 geschlagen und somit ein Abbild der bisherigen Spielzeit reproduziert.
Zweifel gab es dabei auf dem bisherigen Weg genug. Nach den vielen Abgängen im Sommer, nach den aus Sicht vieler Fans zu zaghaften Bemühungen um weitere Transfer kurz vor Transferfristende, nach einigen nicht überzeugenden Auftritten in der Saisonvorbereitung – die Antwort gab das junge Team stets auf dem Platz. Und jetzt, nachdem ein gutes Viertel der Zweitligarunde gespielt ist, steht die Mannschaft von Christian Streich auf Platz 1. Verdient, weil sie bis hierhin den besten Fußball gespielt hat – das kann man vollkommen neutral feststellen.
Der erfahrene Trainer hat Konstanz und Geduld in seinen neu zusammengebauten Kader implementiert. Rückschläge werfen die Spieler ebenso wenig mehr aus der Bahn wie Spiele, in denen eben nicht gleich in der Anfangsphase ein Ball zur Führung ins Netz fliegt. Die englische Woche kann dabei als hervorragendes Exempel herhalten: zunächst mit großer Moral beim 2:2 (nach 0:2) gegen Bielefeld, dann stabil und mutig beim 1:1 in Leipzig und schließlich geduldig sowie nach hinten heraus spielstark beim Erfolg gegen den FSV. Der Sportclub scheint aktuell auf jeden Spielverlauf eine Antwort parat zu haben.
Gleiches gilt bei Ausfällen. Dachte man zu Beginn noch, dass langfristige Sperren oder Verletzungen von Schlüsselspielern zu einem erheblichen Qualitätsverlust führen würden, so wurden auch hier Lösungen gefunden. So fielen beispielsweise die Rot-Sperre gegen Abwehrschrank Marc Torrejon sowie die gesundheitliche Zwangspause von Spielmacher Vincenzo Grifo kaum ins Gewicht. Andere Spieler bekamen ihre Chance und waren sofort da – besonders die Zweitliga-Neulinge Jonas Föhrenbach und Lukas Hufnagel konnten hier einspringen.
Leicht werden auch die kommenden Wochen nicht werden. Beginnend mit dem Derby beim Karlsruher SC sind die Badener fortan die Gejagten. Jeder Gegner wird nun mehr denn je darauf brennen, ihnen ein Bein zu stellen.
Doch darf sich mittlerweile keiner mehr wundern, wenn man auch dafür eine passende Antwort parat hätte…