1. FC Heidenheim: Wieder Punktgewinn nach 0:2 Rückstand
Nicht nur Fluchtspiele haben ihren Reiz. Auch Spiele des 1. FC Heidenheim sind immer sehenswert und für mindestens eine Überraschung gut. Vor der Osterwoche spielte der 1. FC Heidenheime in einem sehr eigenwilligen Spiel gegen den FSV Frankfurt, nach einem 0:2 Rückstand, 2:2 und ergatterte somit noch einen Punkt. Einen ähnlichen Spielverlauf konnte man am vergangenen Freitagabend gegen die Eintracht aus Braunschweig feststellen.
Braunschweig in Spiellaune, Heidenheim enttäuschend
11.500 Zuschauer sahen von Beginn an eine sehr dominant auftretende Mannschaft aus Braunschweig. Flüssige Kombinationen, hohes Laufpensum und ein sicheres Passspiel waren besonders herausstechend. Da staunten selbst die Heidenheimer Zuschauer nicht und mussten ganz klar die spielerische Überlegenheit der Gäste hinnehmen. Zugleich musste man sich eingestehen, dass der FCH eine rabenschwarze erste Halbzeit ablieferte. Die Taktik durch Konter zu Chancen zu kommen war nur auf dem Papier existent. „Wir waren in der ersten Halbzeit komplett unterlegen, in allen Bereichen“, sah auch Frank Schmidt sein Team auf dem falschen Weg. Die erste große Chance verbuchten die Braunschweiger nach zehn Minuten, als Salim Khelifi beim Dribbling nicht gestört wurde und aus 18 Metern nur knapp das Tor verfehlte. Heidenheim enttäuschte auf ganzer Linie. Vorne konnten Bälle nicht festgemacht werden. Braunschweig mit gefühlt 90% Ballbesitz diktierte das Geschehen und belohnte sich in der 21. Spielminute. Ein Angriff wurde nur unzureichend geklärt, Adam Matuschyk angelte sich den zweiten Ball, machte noch wenige Schritte und zog einfach mal ab. Der Schuss schien platziert zu sein, aber nicht sonderlich hart, umso ärgerlicher, dass der Ex-Braunschweiger Julius Reinhardt den Ball ganz unglückglich abfälscht und somit Jan Zimmermann keine Chance ließ. Heidenheim wurde etwas aktiver, aber gefährlich wurde es nicht, da Braunschweig auch nicht locker ließ. In der Folge fanden beide Teams Gefallen an Distanzschüssen. Diese sahen ganz nett aus, aber ein Tor brachten sie nicht ernsthaft in Gefahr. „Zehn Minuten vor der Halbzeit, habe ich Arne Feick gesagt, lass uns mit dem 0:1 in die Pause gehen. Mach dir keine Sorgen, wir ändern das in der Halbzeit“, so Schmidt auf der Pressekonferenz. Kaum waren seine Worte verstummt klingelte es wieder im Heidenheimer Gehäuse. Wieder war ein Fernschuss der Ausgangspunkt. Diesmal war der Schütze Patrick Schönfeld, dessen Schuss nur am Pfosten landete. Von dort sprang der Ball jedoch genau zu Dominick Kumbela, der dann mühelos seinen ersten Treffer nach seiner Rückkehr zu Braunschweig markieren konnte (41.). Kurios war was dann folgte. Kumbela feierte sein Tor ausgelassen mit sämtlichen Spielern bei der eigenen Ersatzbank. Damit befanden sich alle Braunschweiger in ihrer eigenen Hälfte und Heidenheim hätte umgehend den Anstoß ausführen können. Jedoch verweigerte Robert Kempter den Anpfiff und ließ die Braunschweiger jubeln, während sich einige Heidenheimer beschwerten und Kempter deutlich auf die Situation aufmerksam gemacht haben.
Typische Heidenheimer Moral
„Eigentlich ist Braunschweig jetzt der Sieger und ab jetzt kann Braunschweig nur verlieren und das ist unsere Chance“, so Schmidts Halbzeitansprache, wie er auf der Pressekonferenz wissen ließ. Dazu nahm Schmidt zur Pause eine Änderung vor. Er brachte Youngster Tim Skarke für Reinhardt. Ab da an waren fünf Offensivakteure auf dem Feld. Sebastian Griesbeck war als einziger Sechser auf dem Platz für die „Aufräumarbeiten“ vor dem eigenen Strafraum zuständig. Nach nur fünf Minuten sollte sich die Auswechslung bezahlt machen. Skarke verlagerte das Spiel auf rechts, von dort schlug Robert Strauß die Flanke und in der Mitte rempelte Joseph Baffo Robert Leipertz ziemlich ungeschickt und unnötig um. Elfmeter für Heidenheim. Rafal Gikiewicz versuchte Marc Schnatterer zu verunsichern. Dieser behielt jedoch die Ruhe und schickte Gikiewicz in die falsche Ecke und gab diesem anschließend noch einige nette Worte mit auf dem Weg und zeigte, dass die Psychospielchen an ihm spurlos vorbei gingen. Damit war endgültig wieder Feuer unter dem Dach und man erkannte die Heidenheimer kaum wieder. Die Braunschweiger waren sichtlich verunsichert, aber erwehrten sich tapfer den mutig angreifenden Schwaben. Besonders auffällig dabei Skarke und Schnatterer. Letzter zielte nach einer guten Stunde Spielzeit jedoch zu ungenau. Beinahe jedoch schockte Saulo Decarli den Heidenheimer Angriffsdrang. Sein Kopfball überwand Zimmermann, aber Ex-Löwe Norman Theuerkauf stand auf der Linie goldrichtig und konnte die Situation bereinigen (67.). Genau Decarli war es dann, dem dasselbe Kunststück auf der Gegenseite gelang. Feick stand nach einer Flanke am langen Pfosten völlig frei. Nahm den Ball in Ruhe aus, legte sich Gikiewicz zurecht und zog den Ball aufs lange Eck, wo aber Decarli mit einer Rettungsaktion den Ball zur Ecke klären konnte. Viele Mannschaften und Spieler hadern nach so einer vergebenen Chance, doch nicht die Heidenheimer. Schnatterer bringt den Eckball in die Mitte. Der Ball wird zu Skarke geklärt, der im Strafraum einen Haken macht und zum Abschluss kommt. Diesen konnte Gikiewicz gerade noch so nach oben abwehren, aber Feick reagierte am Fünfmeterraum am schnellsten und köpfte den Ball über die Linie (74.). Nur eine Minute später hätte Bard Finne gar die Führung erzielen können. Nach seinem starken Solo brachte er aber nicht mehr genügend Kraft hinter seinen Abschluss. Zum Schluss drehte auch noch einmal Braunschweig in Form von Khelifi auf, der die Heidenheimer Defensive über die gesamte Spielzeit vor große Probleme stellte. Ein Treffer war ihm jedoch nicht vergönnt, weshalb es am Ende beim leistungsgerechten 2:2 blieb. Dasselbe Ergebnis nach 0:2 Rückstand und ein ähnlicher Spielverlauf, wie im letzten Heimspiel gegen den FSV Frankfurt. Die Heidenheimer zeigten abermals, welch große Moral in ihnen steckt. Ein Spiel das scheinbar schon verloren war und in dem es scheinbar um nichts mehr ging, wurde nicht einfach abgegeben. Daher fällt auch das Fazit von Schmidt überwiegend positiv aus. „Wir haben gewusst, dass das heute verdammt schwer wird, da Braunschweig immer einen guten und klaren Plan hat. Umso mehr macht es mich heute stolz, dass es uns so gut gelungen ist zurückzukommen.“ Stolz war mit Sicherheit auf der Heidenheimer Anhang. Die Fans riefen das gesamte Team, nach dem Abpfiff, auf den Zaun, um gemeinsam den herausragenden Punktgewinn gegen Braunschweig und nachträglich den erreichten Klassenerhalt zu feiern.