DFL stellt medizinisches Konzept für Saison-Fortführung vor
In einer ausführlichen Pressekonferenz stellte die Deutsche Fußball-Liga ein Konzept zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs in den beiden Bundesligen vor. Die Einzelheiten.
20.000 Tests nötig
Die DFL-Task Force "Sportmedizin/Sonderspielbetrieb" hat an einem umfangreichen Konzept der Deutschen Fußball-Liga mitgewirkt, um eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs in einem zu verantwortenden Rahmen zu ermöglichen. Und wie Prof. Dr. Tim Meyer als Leiter dieser Gruppe bestätigte, sei dieses Konzept zeitlos erstellt worden: "Unser Konzept ist davon unabhängig, wann wieder begonnen werden könnte."
Ob und wann die Erst- und Zweitligisten wieder starten können, hängt nach wie vor von der Entscheidung der Politik am 30. April ab. In Anbetracht der medizinischen Vorsorgen sieht Meyer die DFL gut aufgestellt, weil die entsprechenden Rahmenbedingungen dafür geschaffen wurden. Darunter fallen auch kalkulierte Testkapazitäten von denen knapp 20.000 Stück für die restliche Saison benötigt werden würde. Wie DFL-Chef Christian Seifert mehrfach betonte, soll es keine Einschränkung der Test-Kapazitäten geben. "Wir werden von Tag zu Tag prüfen, was verantwortbar ist. Die nationale Gesundheit hat immer Vorrang. Wenn es erforderlich sein sollte, hört der Fußball auf spielen." Derzeit werden in Deutschland wöchentlich 818.000 Test durchgeführt, für die beiden Bundesligen wären davon etwa 0,4 Prozent nötig. Zudem kündigte Seifert an: "Über das geplante Testvolumen für Erst- und Zweitligaspieler hinaus werden wir für über 500.000 Euro in den weiteren Testbedarf für den öffentlichen Gesundheitsdienst investieren
Maximal 188 Personen im Stadion
Für Zweitligisten bedeutet das zudem, dass verpflichtende Maßnahmen für alle Klubs bestehen. Dazu gehört, dass sich an einem Spieltag maximal 188 Personen im Stadion befinden dürfen - konkret: 90 im Innenraum und 98 auf den Tribünen. Im Bereich rund um das Stadion sind 82 Personen zugelassen."
Dazu betonte der DFL-Chef, das der "Umgang mit Quarantänefällen" nun ein entscheidender Aspekt werden wird - auch über den Fußball hinaus. "Von allen rund 1.100 Lizenzspielern gab es 14 Fälle", bezifferte Seifert die Zahl der bekannten Fälle.
"Das Gesundheitsamt entscheidet"
Dazu äußerte sich auch Prof. Dr. Barbara Meier als Mitglied der Task Force und Fachärztin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie: "Wenn ein Testergebnis positiv ist, dann ist es eine meldepflichtige Krankheitsfall. Das Gesundheitsamt entscheidet dann, ob eine Quarantäne anordnet oder nicht." Im Einzelfall könnte demnach auch nur der Einzelne herausgezogen werden. Lediglich von sich aus könnten Klubs eine freiwillige Quarantäne beziehen.
Das sah Prof. Tim Meyer aber nicht zwingend als Verpflichtung. "Wir können unsere Beteiligten als nicht Hochrisikopatienten klassifizieren, sodass eine Gruppenquarantäne nicht notwendig ist", erklärte der Leiter der Task Force. Dass es zu Szenarien kommt, in denen ganze Mannschaften für 14 Tage aussetzen müssen, davon geht der Experte nicht aus - und verneinte damit die Möglichkeit, dass die Saison durch Quarantänen abgebrochen werden müsste. Sollte es vor Stadien allerdings zu Menschenansammlungen kommen, droht ein Spielabbruch.
Das komplette Konzept
Kurz nach der Pressekonferenz gewährte die DFL auf ihrer Homepage einen freizugänglichen Einblick in das komplette Konzept, das die Taskforce erstellt hat. Ein Auszug daraus:
Zu Vorgaben der Wiederaufnahme des Spielbetrieb im Stadion (organisatorisch):
- Anreise der Teams mit mehreren Bussen/Transportern (Distanz zwischen Spielern und Betreuerstab erhöhen), alternativ Mundschutz. Auf ausreichende Desinfektion der Busse vor Zutritt des Teams ist zu achten
- u.a. keine Escort-Kids, Teamfotos, Handshakes
Zu Vorgaben der Wiederaufnahme des Spielbetrieb im Stadion (hygienisch):
- Entzerrung der Trainerbank: Nutzung jedes 2. oder 3. Sitzes
- Eingangskontrolle befragt weitere Zugangsberechtigte über Gesundheitsstatus und misst Körpertemperatur (Ohrthermometer)
- Essen sollte vom Mannschaftskoch bereits vorbereitet und abgepackt ins Stadion gebracht werden. Kein Fremdcatering beauftragen.
Zu Vorgaben zur Wiederaufnahme des Mannschaftstrainings:
- Bei Heimspielen ist die individuelle Anreise der Spieler in eigenem PKW in Erwägung zu ziehen.
- Obligate schriftliche Bestätigung (z.B. Textnachricht) des infektfreien Zustandes von allen Spielern und Mitarbeitern an Hygienebeauftragten vor Betreten des Geländes. Temperaturkontrolle bei Eintritt in das Trainingsgebäude
Zu Vorgaben für eine Hotelunterbringung:
- Frühzeitige Kontaktaufnahme des Hygienebeauftragten des Vereins mit dem Hauptverantwortlichen des Hotels (geeignete Hotels durch Eigenakquise oder DFL)
- Vorsicht bei der Verwendung von Handys/Tablet/PlayStation/etc. von anderen Personen.
- Minimale Anzahl an Hotelpersonal, vereinseigener Betreuerstaber bringt Dienstleistungen.
Zu Vorgaben für die häusliche private Hygiene:
- Sicherstellen, dass gemeinsam im Haushalt genutzte Räume (Küche, Bad) gut gelüftet sind.
- Häufig berührte Flächen wie Tische und Türklinken, Treppengeländer mindestens einmal täglich reinigen und desinfizieren.