"Scheißtag": SGD vor Relegation - Rudelbildung kostet Nerven

Mit dem ersten Sieg in der Rückrunde hätte sich die SG Dynamo Dresden dank des Torverhältnisses auf einen Nicht-Abstiegsplatz vorbeischieben können. Doch im direkten Duell mit dem SV Sandhausen fuhr das Team von Guerino Capretti eine 1:2-Niederlage ein - und steht nun sechs Punkte hinter dem rettenden Ufer. Die enttäuschten Fans schickten ihre Mannschaft aus der Kurve weg.

Mit einem Bein in der Relegation

Für SGD-Kapitän Tim Knipping war es ein "absoluter Scheißtag" in Sandhausen. Die Gäste aus Dresden kamen lange Zeit nicht in die Partie und rannten dann zwei Gegentoren hinterher, ehe es hinten heraus etwas besser funktionierte. Die mitgereisten Fans honorierten die Bemühungen während der Partie mit ihrer Unterstützung von den Rängen, nach Abpfiff wollten die Zuschauer ihre Mannschaft aber eigentlich nicht mehr sehen. "Die Leute opfern so, so viel. Das Mindeste ist, dass man alles gibt und sich auch nach einer Niederlage dort in die Kurve stellt, um sich anzuhören, was die Leute zu sagen haben", setzte Knipping dennoch ein Zeichen, wie er gegenüber dem "MDR" erklärte.

Fakt ist, dass Dresden nach dem Ergebnis in Sandhausen jetzt mit einem Bein in der Zweitliga-Relegation steht. Von den direkten Abstiegsplätzen können die Konkurrenten kaum noch Druck machen, sie liegen neun Punkte hinter der SGD - zum rettenden Ufer ist der Rückstand durch die Niederlage im direkten Duell auf sechs Punkte angewachsen. "Heute hätten wir eine Chance gehabt, die haben wir nicht genutzt. Es geht nächste Woche weiter", warf ein frustrierter Guerino Capretti die Flinte noch nicht ins Korn. Zufrieden war der Cheftrainer aber auch nicht - seine Sieglos-Serie von fünf Partien in Folge reiht sich nahtlos ins Formtief der Rückrunde ein, in der mittlerweile sechs Niederlagen nur sechs Unentschieden gegenüberstehen.

Capretti bemängelte, dass die Mannschaft den Kampf zu spät angenommen habe und die Durchsetzungskraft dadurch über weite Strecken fehlte. Gerade im Zentrum war das für 40-Jährigen zu wenig, was er gesehen hat. "Wir haben dann umgestellt, dreifach gewechselt und dann kam leider erst die Alles-oder-nichts-Mentalität. Nach dem Anschlusstreffer hatte ich das Gefühl, dass wir dem 2:2 nahe waren", bemerkte Capretti aber auch die positiven Aspekte. In den kommenden Wochen benötigt die SGD vor allem diese Grundtugenden im Fußball, um sich noch Chancen zu erspielen. Über die Taktik ließe sich erst danach streiten - wobei Capretti auch festhielt: "Wenn wir hier in Sandhausen nur mit langen Bällen operieren, dann haben wir auch keine Chance."

"Guckt euch die Scheiße an!"

Dass die Nerven im Abstiegskampf angespannt ist, zeigte dann auch eine strittige Szene vor dem Seitenwechsel. Nach einem heftigen Einsteigen von SVS-Verteidiger Chima Okoroji gegen Morris Schröter kam es vor den Trainerbänken zur unübersichtlichen Rudelbildung - woraufhin es zu einem Würgegriff von Cebio Soukou an Paul Will gekommen sein soll. "Guckt euch das an, der geht sofort an den Hals! Guckt euch die Scheiße an!", wetterte Auswechselspieler Sebastian Mai gegen die Unparteiischen, wie in der Zusammenfassung von "Sport1" deutlich zu hören ist. Auf den TV-Bildern ist zudem klar zu erkennen, dass Will die Szene durch einen Schubser in den Rücken von Jannik Bachmann auslöste - daraufhin schob sich Soukou dazwischen, der dann durchaus die Hände um den Dresdner legte.

SVS-Trainer Alois Schwartz räumte in der Pressekonferenz das gelbwürdige Foul von Okoroji ein, setzte aber auch eine Spitze gegen vermeintliche Provokationen durch die Dresdner im Anschluss. "In meiner Wahrnehmung hat er ihn schon gewürgt", erklärte Capretti dagegen und nahm die Spieler in Schutz, die von weiter Strecke dazukamen. "Wenn ich Spieler wäre und mein Kollege wäre an der Seite so weggeflext worden, dann wäre ich auch hingesprintet. Es geht darum, den eigenen Spieler zu schützen, nicht etwas zu provozieren." Das sei die Emotion im Abstiegskampf gewesen, insgesamt habe Capretti die Partie aber "recht fair" wahrgenommen.

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