Anfang mit Reue nach Impfpass-Skandal: "Enttäuscht und belogen"

Im November des vergangenen Jahres war Markus Anfang als Trainer Werder Bremens zurückgetreten. Der Vorwurf: Der 47-Jährige soll damals im Besitz eines gefälschten Impfausweises gewesen sein. Im Zuge der Ermittlungen kam heraus, dass dies der Fall war. Anfang wurde verurteilt und vom DFB gesperrt. Nun hatte er am Samstag im "Aktuellen Sportstudio" seinen ersten TV-Auftritt und sprach über sein Vergehen. Rückendeckung gibt es von Frank Baumann.
Familie "großen Schaden zugefügt"
36.000 Euro - so viel Strafe musste der gebürtige Kölner für seine Straftat zahlen, wurde zudem vom DFB bis 10. Juni 2022 (bis Mitte 2023 auf Bewährung) für seine Tätigkeit als Trainer gesperrt. Anfang schadete seinem Image enorm, sorgte für viel Furore im Deutschen Fußball. Auch, weil er die Anschuldigungen, einen gefälschten Covid-19-Impfnachweis zu haben, vehement zurückgewiesen hatte - die Glaubwürdigkeit war weg. Ob der 79-malige Bundesligaspieler und 112-malige Zweitligatrainer noch einmal einen Job im Profifußball bekommt, ist aktuell unklar.
Bei seinem Auftritt im "Aktuellen Sportstudio" im ZDF bedankte sich Anfang für die Möglichkeit, sich öffentlich äußern zu dürfen und nutzte seinen Besuch, um sich "offiziell zu entschuldigen". Er sei der Vorbildfunktion "in keiner Weise gerecht geworden. Ich habe viele Menschen, die viel Vertrauen in mich gesetzt und die mich unterstützt haben, enttäuscht und belogen", zeigte er Reue. Anfang habe seiner Familie "großen Schaden zugefügt, was mir wahnsinnig weh tut. Und zu guter Letzt möchte ich mich beim SV Werder Bremen entschuldigen. Denn wenn ich schon damals keiner Vorbildfunktion gerecht geworden bin, dann sollte ich dem zumindest jetzt gerecht werden - im Sinne von: Wenn man einen Fehler gemacht hat, dann muss man auch dazu stehen und Manns genug sein". Dass erst jetzt ein öffentliches Statement zu dem Skandal kommt, läge daran, dass der Täter während des Prozesses angehalten war, sich nicht zu äußern. Sonst hätte er das "schon früher" getan.
Angst vor gesundheitlichen Impf-Folgen
Wieso er sich zu diesem Schritt entschlossen hatte, das Impfzertifikat fälschen zu lassen, erklärte Anfang so: Er habe Angst gehabt, seinen Job zu verlieren, wenn er sich nicht impfen lässt. "Es ist so, dass bei jedem positiven Test die Ungeimpften für 14 Tage in Quarantäne geschickt werden. Das muss man auch akzeptieren und verstehen. Wenn man in einer Führungsposition ist, kann ein Verein mehrere Quarantäne-Zeiten auf Dauer nicht mitmachen. Du kannst keinen Verein führen, wenn du daheim sitzt." Doch er wollte seinen Job behalten, sorgte deshalb für einen Nachweis, "geimpft" zu sein.
Die Alternative wäre gewesen, sich wirklich impfen zu lassen. "Jeder hat seine persönliche Geschichte, seine eigene Gesundheitshistorie. Bei mir ist es so: Ich habe selbst schon eine Herzmuskelentzündung hinter mir - und ich habe große Angst vor dieser Impfung." Einfluss hatte auch ein gesundheitliches Problem seines Vaters, der im April 2019 während eines Spiels auf der Tribüne zusammengebrochen war, als Anfang Trainer des 1. FC Köln war. "Ich hab das alles hautnah miterlebt - und das macht etwas mit einem. Und diese Angst ist mir schwer zu nehmen. Und die Sicherheit, dass mir das nicht passiert, die hab ich auch nicht so bekommen. Ich kämpfe da gegen meine Ängste." Auch die Rücksprachen mit Medizinern konnte ihn nicht beruhigen: "Kein Arzt kann mir die Sicherheit geben, dass mir nichts passiert." Deshalb sei er bis heute nicht geimpft.
Baumann nimmt Entschuldigung an
"Ich würde von mir aus sagen, dass ich kein krimineller Mensch bin. Doch in dem Fall habe ich eine Straftat begangen. Und muss mich deswegen bei vielen Menschen entschuldigen - bei Werder, bei Frank Baumann, mit dem ich auch noch schreibe, bei Klaus Filbry. Und ich kann verstehen, dass Leute auf mich sauer sind." An eine eventuelle Zukunft im Sport denkt der Fußballlehrer momentan nicht. Er müsse sich erst einmal "darüber Gedanken machen, wie ich mich für das, was ich getan habe, entschuldige. Das ist der erste Schritt". Er müsse nun "mit dem Fehler leben. Und was dann vielleicht mal kommt, darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Doch natürlich wünscht man sich, dass ein Mensch eine zweite Chance bekommt. Doch ich kann das jetzt nicht erwarten".
Rückendeckung gibt es nun ausgerechnet von Frank Baumann. "Ich halte Markus weiter für einen sehr guten Trainer. Ich bin sicher, dass er im Sommer einen neuen Job finden wird und wünsche ihm alles Gute. Auch in Deutschland ist das für mich absolut vorstellbar", so der 46-Jährige zu "Bild" und "Deichstube". Ob Anfang eine zweite Chance als Trainer verdiene, "muss jeder Verein für sich bewerten". Baumann erklärte auch, er nehme die Entschuldigung an. "Und kann damit sicherlich auch im Namen meiner Kollegen der Geschäftsleitung sprechen. Ich finde es gut und richtig, dass sich Markus geäußert hat. Wenn man einen Fehler macht, ist es richtig, ihn einzugestehen und sich zu entschuldigen."