Corona hält die 2. Liga in Atem: Terminplan immer enger

Mit dem 34. Spieltag am 23. Mai soll die laufende Zweitliga-Saison beendet werden. Dazu werden sämtliche Partien - wie gewohnt - parallel ausgetragen. Aber ist dies während der Corona-Pandemie überhaupt planbar? In der letzten Saison hat es geklappt, doch die Sorgen scheinen dieses Mal groß. Ein Blick auf den Terminplan zeigt das Dilemma auf.
Kraftakt durch Nachholspiele droht
Rückblick in die Saison 2019/20: Aufgrund des Ausbruchs der Corona-Pandemie wurde die Spielzeit von März bis Mai unterbrochen. Der letzte Spieltag fand erst am 28. Juni 2020 statt, doch alle neun Partien der 2. Bundesliga konnten parallel ausgetragen werden. Der 1. FC Heidenheim sicherte sich an diesem Tag die Bundesliga-Relegation, während der Karlsruher SC den 1. FC Nürnberg auf den Abstiegs-Relegationsplatz verdrängte. Spannende Entscheidungen, wie sie auch in diesem Jahr wieder am 34. Spieltag erwartet werden.
Fast zehn Monate später bereitet das Infektionsgeschehen der Liga weiterhin Sorgen - vielleicht sogar größere, als je zuvor. Es ist der Zeitplan, der die Liga unter Druck setzt. Die aktuelle Lage zeigt nämlich auf, dass jeder betroffen sein kann: Mit dem Karlsruher SC und dem SV Sandhausen befinden sich zwei Vereine derzeit in 14-tägiger Quarantäne, was den Spielplan kurz vor Schluss umwirft. Vier weitere Klubs sind durch die Spielausfälle davon betroffen. In 45 Tagen soll jedoch die Abschlusstabelle feststehen - was einen vollen Terminplan im Endspurt bedeutet. Ein Kraftakt droht, Kritiker sprechen schon jetzt von Wettbewerbsverzerrung.
Relegation und Europameisterschaften drängen
Wie sich das anfühlt, wissen derzeit Holstein Kiel und Hannover 96. Beide Nordklubs müssen im April ganze sieben Partien absolvieren, weil sie vorherige Spielausfälle aufholen müssen. Die baden-württembergischen Vertreter der Liga dürfen sich vermutlich auf ein ähnliches Programm einstellen, sobald die Quarantäne aufgehoben wird. Der Vergleich zur Vorsaison zeigt auf, dass die Lage kritischer ist - denn im Vorjahr war überwiegend nur die SG Dynamo Dresden im Saisonfinale betroffen. Hinzu kommt in dieser Saison, dass es hinten heraus keinen Puffer mehr gibt. Noch lassen sich die Partien im Zeitplan unterbringen. Doch was passiert, wenn weitere Teams in den nächsten Wochen in Quarantäne müssen? Ausweichmöglichkeiten sind schwierig, fast unmöglich.
Zumindest, wenn es fair bleiben soll. Die Relegationsspiele für die Bundesliga (26. Mai/29. Mai) und für die 2. Bundesliga (27. Mai/30. Mai) schließen direkt an die Saison an. Kann der letzte Spieltag am 23. Mai nicht parallel mit allen Mannschaften durchgeführt werden, dann wären diese Termine wohl schon hinfällig. Spielraum nach hinten gibt es wenig, weil schon am 31. Mai die Endrunde der U21-Europameisterschaft beginnt. Klar ist, das nominierte Akteure nicht erst zum Spiel anreisen. Klubs, wie Hamburg, Bochum oder Fürth bangen daher um ihre U21-Nationalspieler, sollten sie die Aufstiegs-Relegation spielen müssen. Dann kommen aber noch die Länderspiele der A-Nationalmannschaften dazu - denn für die Europameisterschaft 2020 bezieht die DFB-Elf beispielsweise schon am 26. Mai ihr Trainingslager.
DFL-Präsidium hält Option offen
Auch andere Nationen werden sich entsprechend vorbereiten, weswegen Spieler in Zweitliga-Abschlussspielen fehlen könnten. Zuletzt gab es beispielsweise schon Diskussionen zwischen Fortuna Düsseldorf und dem türkischen Verband, am 11. Juni wird die Türkei die EM dann gegen Italien eröffnen. Im Einzelfall werden die Vereine daher wohl das Nachsehen haben, sollten Spiele noch über das geplante Saisonende hinaus nach hinten verschoben werden müssen. Mal ganz abgesehen von der Komplexität, die damit einhergeht, wenn Entscheidungen rund um Auf- und Abstieg oder die Teilnahme an den Relegationsspielen erst verspätet feststeht.
45 Tage bis zum Saisonende - das ist angesichts der aktuellen Lage wahrlich nicht viel Zeit. Doch gegenüber der Gesundheit wird sich der Fußball unterordnen müssen, egal mit welchen Folgen für welchen Klub auch immer. Aktuell stehen drei Nachholspiele aus, die bereits terminiert wurden. Vier weitere Partien mit Beteiligung des KSC und SVS werden noch folgen. Ein kurzer Blick in die 3. Liga zeigt, dass dort seit gestern erstmals seit Oktober (!) eine bereinigte Tabelle vorliegt. Diese Zeit hat die 2. Bundesliga nicht. Das DFL-Präsidium hielt sich daher zuletzt die Option offen, ob im Saisonfinale nicht doch noch das "Quarantäne-Trainingslager" kommen wird, um einen vernünftigen Abschluss der Saison 2020/21 abzusichern.