Darmstadt besiegt Braunschweig: "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert“

Seit  dem Mai vergangenen Jahres hat der SV Darmstadt 98 Erfahrung mit Siegen in buchstäblich letzter Sekunde: Elton da Costas Tor in der 122. Minute des Relegationsrückspiels in Bielefeld ist als eines der unfassbarsten Ereignisse in die Vereinsgeschichte der „Lilien“ eingegangen. Ganz so bedeutungsvoll war das 1:0 gegen Eintracht Braunschweig durch Jan Rosenthal mit der letzten Aktion des Spiels natürlich nicht, aber es wurden Erinnerungen an Bielefeld wach: Wieder ein Tor kurz vor Spielende, wieder durch einen Einwechselspieler, Ekstase bei Team, Trainern und Fans, in den Gesichtern war die ungläubige Freude über das eben erreichte abzulesen. Denn bereits jetzt haben die „Lilien“ ihr Saisonziel von vierzig Punkten bereits um einen Zähler übertroffen, der Klassenerhalt ist gesichert.

41 Punkte, Saisonziel erreicht

„Bevor Sie mich jetzt fragen, was sich jetzt ändert, sage ich Ihnen, dass sich nichts ändern wird. Wir werden weiter von Spiel zu Spiel denken und versuchen die etablierten Teams zu ärgern“, wiegelte Trainer Dirk Schuster auf der Pressekonferenz nach dem Spiel Nachfragen zu einem eventuellen Aufstieg direkt ab.

Er selbst hatte mit der Einwechslung von Torschütze Rosenthal erneut alles richtig gemacht, wie schon in im vergangenen Spiel in Aue als mit Exslager und König ebenfalls zwei in die Partie gekommene Spieler direkt am Siegtor beteiligt waren. Der Plan ist wiederum aufgegangen, und Rosenthal hat seine Klasse mit seiner ersten auffälligen Aktion direkt unter Beweis stellen können.

Generell kann man es Schuster aber zu einem Großteil glauben, dass er sich nicht von dem bewährten Kurs abbringen lassen wird, doch mit jedem zusätzlich gesammelten Punkt ist es genauso seine Pflicht, für den Fall der Fälle zu planen, und der heißt „Aufstieg in die Bundesliga“. Das Umfeld jedenfalls ist weit davon entfernt, Erwartungen in diese Richtung zu forcieren, die dominierende Haltung rund um das Stadion am Böllenfalltor ist mit Freude und Demut über das derzeitige Geschehen treffend beschrieben.

Prickelnde Atmosphäre unter Flutlicht

Die Partie gegen Braunschweig war ein intensives Duell zweier taktisch disziplinierter Mannschaften, die sich das Leben gegenseitig sehr schwer machten. „Wenn man ehrlich ist, wäre ein Unentschieden verdient gewesen“, war sich Dirk Schuster über den glücklichen Sieg wohl bewusst. „Wir haben in der zweiten Halbzeit mehr investiert, von daher finde ich ihn gar nicht so unverdient“, sagt dagegen Jerôme Gondorf, der in dieser Partie offensiv vor allem durch seine Distanzschüsse auffiel – viermal versuchte er es, der gefährlichste Ball kam in der 20. Minute, als Braunschweigs Torhüter Gikiewicz zur Ecke abwehren musste. „Die vielen Weitschüsse waren nicht geplant, ich hatte einfach viermal Platz und war in guter Position“, so Gondorf. Braunschweig hatte in der ersten Hälfte die größte Gelegenheit zu einem Treffer, als Christian Mathenia im Darmstädter Tor einen Decarli-Kopfball gekonnt parierte (12.).

Intensiv ging es auch auf den Rängen zu, der berühmte Funke sprang auf das Publikum über: Die Atmosphäre war eines Spitzenspiels unter Flutlicht würdig, was auch beide Trainer so sahen: „Grandios wäre noch untertrieben“, so Dirk Schuster, während Torsten Lieberknecht anmerkte, dass er über die vielen mitgereisten Braunschweiger Fans erfreut war, über die Anfeindungen einzelner Anhänger nach der Partie aber nicht: „Das hat die Mannschaft nicht verdient, sie hat alles gegeben und dann so angegangen zu werden, finde ich nicht in Ordnung.“

FOTO: Claus Krentscher

 

 

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