Das Zwischenzeugnis #2: Die obere Tabellenhälfte
Vier Spieltage sind es noch bis zur kurzen, einmonatigen Winterpause in der 2. Bundesliga. Die nun begonnene, letzte Länderspielpause des Jahres bietet nicht nur den Klubs eine Chance, durchzuschnaufen: liga2-online.de analysiert die bisherige Saison aller 18 Vereine kurz und knackig – und stellt am Ende des Zwischenzeugnisses auch eine Note aus. Im zweiten Teil blicken wir auf die Klubs aus der oberen Tabellenhälfte.
Wer ist eigentlich diese Sportvereinigung und wo liegt noch gleich die Kaiserlinde? Diese Fragen hat sich mancher Fußball-Fan vor der Saison gestellt. Doch schnell war klar, dass sich der amtierende Drittliga-Meister nicht auf Kaffeefahrt im Unterhaus befindet - und das, obwohl die Saarländer zu Saisonbeginn mit einem Punkt aus vier Spielen nicht unbedingt gut gestartet waren. Auffällig war jedoch von Anfang an, dass die SVE - abgesehen vom Auftritt in Düsseldorf (0:5) - keineswegs als Laufkundschaft auftrat. Es war viel mehr das berüchtigte Lehrgeld, das die Elversberger zum Start zahlten - und da aus neun weiteren Partien nur noch eine Niederlage folgte, hat die SVE ihre Rechnung wohl bezahlt. Auch, weil das erfolgreiche Team von Horst Steffen nach dem Aufstieg zu großen Teilen zusammen blieb. So darf es nach Geschmack der SVE an der Kaiserlinde weitergehen.
Note: 2+
Die Erwartungen am Valznerweiher waren schon in der letzten Saison groß, dass der Club den nächsten Entwicklungsschritt gehen könnte. Zwei Trainer scheiterten daran. Dieter Hecking übernahm gemeinsam mit Cristian Fiél, um den GAU zu verhindern - und nun zeigt der ehemalige Assistent, dass er sich mit seiner ehrlichen und authentischen Art auch als Verantwortlicher eignet. Der Saisonstart war noch holprig, danach gab es nur noch Niederlagen gegen Lautern (1:3), St. Pauli (1:5) und Schalke (1:2). Allesamt Ergebnisse, die vor der Saison wohl jeder Fan verschmerzt hätte. Fiél hat der Mannschaft wieder einen Charakter verliehen, indem er auch auf etabliertes Personal verzichtet. Gerade mit der Förderung von Supertalent Can Uzun läuft es hervorragend, noch etwas mehr Konstanz wäre förderlich.
Note: 2-
Sieben Punkte holten die Hessen zum Saisonstart - gegen Magdeburg, Hertha und Karlsruhe. Teams, die sich größere Entwicklungen auf die Fahnen geschrieben hatten. Dann folgten jedoch sechs Spiele ohne Sieg, wodurch der gute Start der Wiesbadener verflogen schien. Doch zuletzt feierte der SVWW wieder viermal in Folge, womit sich der Aufsteiger in den Verfolgerkreis für die Spitzengruppe einreiht. Dabei mussten die Hessen im Sommer ordentlich Aderlass hinnehmen - neben Shootingstar Benedict Hollerbach gingen auch Abwehrchef Ahmet Gürleyen und Kapitän Johannes Wurtz. In Belgien, Schweden, Slowenien und den Niederlanden wurde das Scoutingsystem der Hessen fündig, um geeignete Nachfolger zu finden - mit großem Erfolg, wie der bisherige Saisonverlauf zeigt.
Note: 2+
Die Talentförderung bei den Kleeblättern ist inzwischen ein Merkmal der Spielvereinigung aus Fürth. Gerade einmal zwei Spieler wurden im Sommer geholt, die nicht unter die U23-Regel fallen würden - und erst nach dem wackeligen Saisonstart besserte Fürth mit der Rückkehr von Niko Gießelmann nach. Denn nach einem fulminanten 5:0-Start in die Spielzeit brauchten die jungen Kleeblätter eine gewisse Zeit, um zu reifen. Dafür gabe es zuletzt dann 17 von 24 möglichen Punkten auf das Konto der Fürther. Auch gegen Kaiserslautern (2:0) und Düsseldorf (1:0) mauserte sich die Spielvereinigung zum vermeintlichen Favoritenschreck. Cheftrainer Alexander Zorniger dirigiert die Talentschmiede gut - auch, weil erfahrene Spieler wie Branimir Hrgota oder Julian Green leistungstechnisch vorangehen.
Note: 2
Der Profifußball guckt auf Fortuna Düsseldorf. Denn mit dem Projekt "Fortuna für alle" öffneten die Rheinländer erstmals in dieser Saison ihr Stadion kostenlos für die Fans. Spektakulär sind aber nicht nur die Pläne im Hintergrund, sondern auch das sportliche Geschehen auf dem Rasen. Nach einem 0:3-Rückstand gegen Kaiserslautern siegte Düsseldorf beim "Freispiel" noch 4:3 - ein Flaschenwurf gegen FCK-Stürmer Ache sorgte jedoch für unschöne Szenen in diesem Rahmen. Trotzdem ist die Fortuna in dieser Saison wieder ambitioniert unterwegs, obwohl der Kader von Daniel Thioune sehr klein ist. Das merkte der Cheftrainer zuletzt in der Sturmspitze, weil mit Daniel Ginczek und Vincent Vermeij gleich beide Mittelstürmer fehlten. Auch deshalb gab es zwei Niederlagen in Folge, die eine bessere Ausgangsposition verhindert haben. Der weitere Saisonverlauf wird zeigen, ob sich das Risiko des kleinen Kaders zugunsten dessen Qualität lohnen wird.
Note: 2-
Was war schon wieder in Hannover los, als die Roten zu Saisonbeginn nicht direkt vorweg marschierten und auch noch in der 1. Runde des DFB-Pokals gegen Drittligist Sandhausen ausschieden. Geschäftsführer Martin Kind war sauer, doch eine Aussprache mit Cheftrainer Stefan Leitl konnte die Wogen glätten. Zum Glück für die Hannoveraner, denn Leitl treibt die Entwicklung der Niedersachsen nun Stück für Stück voran. Oftmals verpasst 96 aber noch das Momentum, um mal ein formstarkes Team oder einen verunsicherten Gegner zu schlagen. Aber Hannover holt sich die Punkte da, wo Hannover die Punkte holen muss. Mit der Rückkehr von Marcel Halstenberg haben die Roten zudem Identifikation und sportlichen Mehrwert geschaffen. Stetige Fortschritte treiben die Niedersachsen an.
Note: 2
Die Störche von der Kieler Förde waren vor Saisonbeginn wohl die größte Wundertüte der Liga. Etablierte Spieler wie Alexander Mühling, Stefan Thesker oder Mikkel Kirkeskov wurden ziehen gelassen, dazu verabschiedeten sich Leistungsträger wie Fabian Reese oder Hauke Wahl. Auch Drittliga-Torschützenkönig Ahmet Arslan wurde nach seiner Leihrückkehr prompt verkauft - und auf der anderen Seite holte die KSV Holstein fast ausschließlich Talente. Auffällig sogar noch: erfahrenere Spieler wie Ba-Muaka Simakala, Marcel Engelhardt oder Carl Johansson spielen keine übergeordnete Rolle in der Mannschaft von Marcel Rapp, der mit frischem Blut einen konstanten Erfolg an der Förde feiert. Selbst der Wechsel von Stammkeeper Thomas Dähne zur jahrelangen Nummer drei, Timon Weiner, hat problemlos funktioniert. Der Status des Überraschungsteams hat sich spätestens mit dem 4:2-Sieg gegen den HSV vor der Länderspielpause bestätigt.
Note: 1-
Alle Jahre wieder zeigt sich der Hamburger SV zum Saisonstart von seiner Schokoladenseite. Noch nie stand Tim Walter mit seiner Mannschaft nach 13 Spielen auf dem zweiten Rang, obwohl die Elbestädter in der Vorsaison sogar noch einen Punkt mehr holten. In dieser Spielzeit besticht der HSV mit einer durchdringlichen Konstanz, die auch von kleineren Rückschlägen - etwa den beiden 1:2-Niederlagen gegen die Aufsteiger aus Osnabrück und Elversberg - auf langer Strecke nicht geschmälert wird. Selbst jetzt, wo in der Länderspielpause kein gelernter Innenverteidiger zur Vorbereitung zur Verfügung steht, wird beim HSV stoisch weiter gearbeitet. Trotzdem werden nach jeder Niederlage die Stimmen laut, dass Tim Walter noch Arbeit vor sich hat. Denn nach fünfeinhalb Jahren in der 2. Bundesliga will der HSV endgültig den großen Wurf schaffen. Das Fundament wurde einmal mehr im ersten Drittel der Saison gelegt.
Note: 2+
Dem glücklichen Auftaktsieg in Kaiserslautern (2:1) folgten drei torlose Remis in Folge. Unklar war zu dem Zeitpunkt, wohin die Reise für defensivstarke aber offensiv harmlos wirkende Hamburger vom Millerntor gehen soll. Mit einem Vorsprung von vier Punkten gegenüber dem dritten Platz ist der FC St. Pauli mittlerweile der Sieger des ersten Saisondrittels - und hat als einziges Team in der Liga noch keine Niederlage einstecken müssen. Innerhalb des Kaders sorgten die Kiezkicker für punktuelle Verstärkungen und legten mit Andreas Albers und Simon Zoller in der Sturmspitze nach. Aber vor allem Johannes Eggestein hat als Mittelstürmer wieder zu alter Stärke zurückgefunden - und wird begleitet vom stark aufspielenden Marcel Hartel. Obwohl Leistungsträger wie Paqarada, Medic oder Daschner gegangen sind - und das Verhältnis von 14 Abgängen zu acht Zugängen recht hoch ist - hat der FCSP offensichtlich nicht an Qualität verloren. Cheftrainer Fabian Hürzeler sammelt weiter fleißig Zähler und steht bereits bei einem saisonübergreifenden Schnitt von 2,27 Punkten pro Partie am Millerntor. Ein Einbruch ist nicht absehbar.
Note: 1
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